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Aktuelles / Presseartikel zum Thema Stadion

Stuttgarter Zeitung vom 08.09.2006

Der große Streit um die Laufbahn

Leichtathletik kontra Fußball

STUTTGART. Ob die Laufbahn im Daimlerstadion rot oder grün angestrichen ist, das ist dem VfB-Präsidenten Erwin Staudt einerlei. Sein Ziel ist ein reines Fußballstadion. Die Leichtathleten möchten mit einen gut besuchten Weltfinale am Wochenende dagegenhalten.

Von Jörg Nauke

Es gibt unter den Nutzern unterschiedliche Auffassungen über Form und Inhalt des künftigen Daimlerstadions. Während die Anhänger der Leichtathletik der Meinung sind, die Laufbahn müsse erhalten bleiben, weil es nur noch wenige derartige Einrichtungen für einen großen Besucheransturm in Deutschland gibt (Nürnberg, Berlin, München), verweisen die VfB-Fans darauf, bald die Einzigen zu sein, die kein reines Fußballstadion als Heimspielstätte vorweisen können.

Weil es sie so ärgert, dass Oberbürgermeister Schuster mit dem Weltfinale der Leichtathletik am Wochenende bis 2008 Fakten geschaffen hat, planten sie im Stadion eine Protestaktion; auf Druck des VfB wurde sie jetzt ins benachbarte Amateurstadion verlegt. Die Anhänger des VfB müssen zwar einräumen, dass auch im Daimlerstadion eine Gänsehautatmosphäre herrschen kann, wie während der Fußball-WM und beim EM-Qualifikationsspiel gegen Irland - doch auch gut gelaunt sieht man in den Kurven nicht besser. "Die Stimmung war fantastisch", hat Danny, Anführer einer irischen Fangruppe, nach dem Spiel gesagt: "Aber wir waren schon sehr weit weg vom Spielfeld."

Die Sorgen der Leichtathleten, die nun hoffen, mit einem vollen Stadion beim Weltfinale Argumente für den Erhalt der Laufbahn zu sammeln, sind durchaus begründet. Denn der VfB redet nicht nur, sondern plant auch. Erst vor wenigen Wochen haben die Architekten Arat, Siegel & Partner, die Tragwerksplaner von Schlaich, Bergermann und Partner sowie der Projektsteuerer Prof. Weiß & Partner eine Machbarkeitsstudie erstellt auf der Basis einer Tieferlegung des Spielfelds um 1,30 Meter. Ohne Laufbahn könnten fünf zusätzliche Reihen mit attraktiven Sitzplätzen auf der Haupttribüne und der Gegengeraden eingezogen werden. Die Kurven würden abgerissen und durch zwei steile Geraden ersetzt, die bis auf 7,5 Meter an die Torauslinie heranrücken. Der zweite Rang, den es bisher nur auf den Seitentribünen gibt, wird komplett durchgezogen. Hinter den Toren sitzen die Fans bis unters Dach. Sie gelangen über Treppentürme nach oben. Über die offene Fläche im Dach könnte ein Spinnennetz gespannt werden, in dessen Zentrum ein Videowürfel aufgehängt wird, in dem sich Zeltplanen verbergen, mit denen das Dach komplett geschlossen werden kann.

Die Kosten für den Umbau würden rund 70 Millionen Euro betragen. Dafür wird ein Investor gesucht, der den Innenbereich der Tribünen und die freien Flächen dahinter vermarkten könnte. Ein Totschlagargument ist allerdings die Forderung von Schuster, der VfB müsse das Stadion für 98 Millionen Euro erwerben. Der Klub hofft auf Mehreinnahmen durch einen optimierten (Eigen-)Betrieb der Arena und eine längere Verweildauer der Fans. Das Durchschnittstagesticket kostet in Stuttgart 22,56 Euro - in Hamburg 24,35 Euro, in Gladbach 27,83 Euro und 31,13 Euro in Hannover. Schon ein Euro Erhöhung bringt dem Klub eine Million Euro Mehrumsatz. In Schalke verzehrt der Durchschnittsfan 3,60 Euro, im Daimlerstadion nur 1,50 Euro - die Differenz summiert sich auf mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr.

Über ein VfB-Stadion hatte sich zum ersten Mal 2001 der damalige Manager Rolf Rüssmann Gedanken gemacht. Land, Stadt und der Bundesligaklub, so meinte er damals, könnten den Umbau stemmen. Dass sich in der Schüssel ab und an auch Leichtathleten vergnügten, hielt er für nebensächlich. Für sie könne die Stadt ja in der Nachbarschaft ein kleines Stadion bauen, sagte er.

Rüssmann ist längst Geschichte, doch der Traum von der VfB-Arena wurde 2003 vom damaligen Präsidenten Manfred Haas konkretisiert. Er hatte den Gemeinderat schließlich so weit gebracht, dass dieser dem Umbau zustimmte und die Immobilie für einen symbolischen Euro abgegeben hätte; allerdings gelang es dem Bundesligisten seinerzeit nicht, die notwendigen 30 Millionen Euro aufzubringen. Die Stadt entschloss sich daraufhin, das Stadion für mehr als 50 Millionen Euro für die WM zu modernisieren.

Stuttgarter Nachrichten vom 08.09.2006

Vision für das Daimlerstadion: Stuttgart soll das Wimbledon der Leichtathletik werden

Die Weltklasse ist zu Gast.Doch für die Fans der Leichtathletik ist das Weltfinale an diesem Wochenende mehr als nur ein Sportfest: Sie wollen das Publikum mobilisieren, um die Laufbahn im Daimlerstadion zu retten.

VfB-Präsident Erwin Staudt formuliert selbst oft Visionen, doch die von Helmut Digel wird er nicht gern hören. Während der VfB Stuttgart an einer Studie feilt, wie er das Daimlerstadion in eine reine Fußballarena umbauen kann, träumen die Leichtathletik-Freunde von Größerem. Digel, Vizepräsident des Internationalen Leichtathletikverbandes IAAF, möchte das Weltfinale, das am Samstag und Sonntag erstmals in Stuttgart stattfindet, ständig im Daimlerstadion austragen: "Stuttgart soll das Wimbledon der Leichtathletik werden."

VON FRANK ROTHFUSS

Das Wimbledon der Leichtathletik? Hoppla. Hat sich da nicht einer in der Zeit geirrt? Vor 13 Jahren - nach der Euphorie der Weltmeisterschaft, als alle vom Leichtathletik-Mekka Stuttgart schwärmten -, da hätte man Digels Vision unbesehen akzeptiert. Aber heute? Das Sportfest im Daimlerstadion wurde mangels Interesse eingestellt, und mit nationalen Meisterschaften lassen sich gerade mal die Stadien in Ulm und Erfurt füllen. Die deutschen Athleten rennen hinterher, auch weil die internationale Konkurrenz oft nur von Dopingkontrolleuren gebremst werden kann.

Eigentlich kein Grund zu schwärmen - bevor überhaupt der erste Startschuss des Weltfinales gefallen ist. Doch Digel weiß: Er muss seinem Sport Perspektiven aufzeigen, sonst findet er in Stuttgart nicht mehr statt: "Es geht um dieses Stadion! Es geht um diesen Standort des olympischen Kernsports Leichtathletik!" Jürgen Scholz, Präsident des Württembergischen Leichtathletikverbands, formuliert es so: "Fällt die Laufbahn fort, ist die Leichtathletik tot!"

Dass sie alle nur noch Sätze sagen, die mit Ausrufezeichen enden, ist kein Zufall. Bis 2008 findet das Weltfinale in Stuttgart statt - drei Veranstaltungen, die zum Endkampf der Leichtathletik hochgejazzt werden. Jedes verkaufte Ticket dient einem höheren Zweck. Eine "Abstimmung mit den Füßen" soll das Weltfinale werden - auf diese Formel haben sich die Lobbyisten der Leichtathletik geeinigt. "Wir streben insgesamt 60 000 Besucher an", sagt Andreas Kroll, der Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Erreicht man diese Zahl, zeigt dies, "dass die Leichtathletik in Stuttgart eine Zukunft hat". Sagt Digel. Ein gewagtes Spiel. Denn falls die Ränge leer bleiben, obwohl mit 100-Meter-Weltrekordler Asafa Powell, 400-Meter-Läufer Jeremy Wariner und Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa wie in weiteren 33 Entscheidungen die Besten der Besten zu sehen sind, ist das "Wimbledon der Leichtathletik" wohl Geschichte, bevor es eine Zukunft hatte.

Doch Kroll ist zuversichtlich. "Der Vorverkauf läuft mit 43 000 Tickets sehr gut", sagt er: "Wir werden einen ordentlichen Besuch haben." Nicht zuletzt, weil man einen "Athletic Day Run" zum Stadion inszeniert, dessen 1000 Teilnehmer fürs Startgeld auch Karten bekommen; die Läufer von 100 Jugendstaffeln dürfen zuschauen; und die Eintrittspreise sind günstig. Bereits für 15 Euro gibt's ein Kurventicket für beide Tage.

Der Veranstalter wirbt um jeden Besucher, doch einige Ticketkäufer sind nicht willkommen. Denn auch VfB-Fans hatten sich Karten gekauft. Sie wollten der "Leichtathletikfraktion zeigen, wer in diesem Stadion beheimatet ist". Als der Verein davon erfuhr, pfiff er seine Anhänger zurück. Ihre Wortwahl ist kein Zufall. Über Sport ließe sich diskutieren, aber nicht über die Heimat. Und so ist der VfB auch jenseits der betriebswirtschaftlichen Gründe, die er für einen Umbau des Stadions anführt - bessere Sicht, bessere Stimmung, mehr Fans, höhere Einnahmen -, in der Pflicht. Staudt: "Unsere Fans wollen ein Fußballstadion!"

Egal, wer dem VfB vorsteht, er muss eine Fußballarena forden, wenn er sich nicht die Sympathien seiner Anhänger und Mitglieder verscherzen will. Das wusste auch Alt-präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der 1991 das Stadion Festwiese in eine VfB-Arena umbauen wollte. Allein, das Geld dafür bekam er nicht zusammen. Da ging es ihm wie seinen Nachfolgern Manfred Haas und Erwin Staudt, denen der Gemeinderat 2003 das Stadion überlassen wollte. Doch der Verein konnte die geforderten 15 Millionen Euro Sponsorengelder und 15 Millionen Euro an Bürgschaften nicht beibringen. Dieses Jahrhundert sei der Bau einer Fußballarena kein Thema mehr, sagte hernach Finanzbürgermeister Michael Föll.

Doch weil die Leichtathletik-Lobby ins Wachkoma verfiel, dauerte das Jahrhundert gerade mal drei Jahre. Zwar sagen Funktionäre wie Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletikverbands, gern Sätze wie: "Stuttgart ist einer unserer zentralen Standorte für Leichtathletikveranstaltungen." Doch Taten blieben aus. Die EM 2002 war in München, die WM 2009 wird in Berlin sein, die nächsten 25 Jahre werden in Deutschland keine Titelkämpfe stattfinden. Vor der Zusage fürs Weltfinale hagelte es Absagen bei den Bewerbungen um World-Cup und Grand-Prix-Finals.

Kein Wunder, dass sich der VfB erneut zu Wort meldete und weiterbohrte. Bis Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, einem bekennenden Befürworter der Laufbahn, der Kragen platzte und er dem VfB in einem Brief den Kauf des Stadions für 83,9 Millionen Euro anbot. Dies seien die Steuergelder, die im Stadion verbaut wurden. Nun plant der VfB "sorgfältig und in Ruhe", um spätestens 2008 mit "einem hieb- und stichfesten Konzept" vor den Gemeinderat zu treten.

Auch in Sachen Weltfinale waren die Stadträte gefordert. Zwar übernimmt die IAAF die 2,3 Millionen Euro Preisgelder, doch auch ohne sie beträgt der Etat 1,5 Millionen Euro. Die Hälfte sollen Zuschauereinnahmen decken, 350 000 Euro steuert die Stadt bei. Dazu kommen 290 000 Euro für die Sanierung der Laufbahn. Gut angelegtes Geld für Schuster: "Das ist ein herausragendes Ereignis." Eines, für das die Fernsehanstalten wenig Interesse zeigen. Zwar überträgt Eurosport am Samstag und Sonntag von 15 bis 17 Uhr. ARD und ZDF dagegen sind Rennen, Springen und Werfen zu profan: Sie zeigen den Papst in Bayern.

 

Artikel in "Die Welt" vom 8.9.2006

Von Klaus Schlütter

Stuttgart - Die Topstars der internationalen Leichtathletik wollen heute und morgen beim Weltfinale in Stuttgart noch einmal begeistern....................

Für Stuttgart, das sich mit erfolgreichen Europa- und Weltmeisterschaften 1986 bzw. 1993 einen erstklassigen internationalen Ruf als Leichtathletik-Hochburg erworben hat, geht es indes um mehr als um Geld und Rekorde - ein Flop könnte das Aus für den Leichtathletik-Standort bedeuten, denn die Fußballfans setzen die Leichtathleten unter Druck.

VfB-Präsident Erwin Staudt will die neuerdings lindgrüne Laufbahn verschwinden und die Daimler-Arena so schnell wie möglich in ein reines Fußballstadion umbauen lassen. Machbarkeitsstudien liegen bereits vor. In Anbetracht der guten Stimmung in Stadien ohne trennende Bahn ist die Forderung durchaus nachvollziehbar. Die Fußballfans hatten sogar geplant, während des Weltfinals im Stadion zu demonstrieren. Doch das hätte dem Ruf Stuttgart als Sportstadt weltweit geschadet. Auf Drängen von Stadt, Veranstaltern und des VfB wurde der Protest abgeblasen.

Die Fußballfraktion muss sich wohl zumindest bis 2008 gedulden - bis dahin ist das Weltfinale nach Stuttgart vergeben.

Stuttgarter Zeitung  06.07.2006

VfB-Plan für Arena: Spinnendach und Videowürfel
 
Daimlerstadion soll durchgehenden zweiten Rang erhalten - Finanzierung und Betriebsform noch ungeklärt - Kämmerer skeptisch
 
Der Präsident des VfB Stuttgart, Erwin Staudt, hat der Stadt eine Machbarkeitsstudie für den Umbau des Daimlerstadions in ein Fußballstadion präsentiert. Wer das bezahlen soll und ob sich die Maßnahme rechnet, sei noch nicht abschließend geklärt.

Von Jörg Nauke

Der VfB-Präsident hat nicht vor, unmittelbar nach dem Schlusspfiff des WM-Endspiels erneut den Umbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena zu fordern mit der Begründung, in München und Dortmund habe während der WM eine sensationelle Atmosphäre geherrscht. Er tut gut daran, sonst würde die Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann kontern, die tolle Stimmung während der WM-Partien in Stuttgart lasse den Schluss zu, es liege am VfB, wenn bei dessen Spielen oft Grabesstille herrsche.

Staudt will auch nicht vor oder unmittelbar nach dem ersten Leichtathletik-Weltfinale im September das Stadionthema ansprechen; er hat zwar ehrgeizige Pläne, aber keine Eile. Und er will alte Fehler nicht wiederholen. Die Stadt hat das Weltfinale der Leichtathleten bis 2008 nach Stuttgart geholt, sodass genügend Zeit für die Hausaufgaben bleibe, meint der Präsident.

Eine Frage ist bereits weitgehend beantwortet, nämlich die, wie ein zur Fußballarena umgebautes Daimlerstadion aussehen könnte. Die Architekten Arat, Siegel & Partner, die Tragwerksplaner von Schlaich, Bergermann und Partner sowie der Projektsteuerer Prof. Weiß & Partner haben eine Machbarkeitsstudie erstellt auf der Basis einer Tieferlegung des Spielfelds um 1,30 Meter. Ohne Laufbahn könnten fünf zusätzliche Reihen mit attraktiven Sitzplätzen auf der Haupttribüne und der Gegengeraden eingezogen werden. Die Kurven würden abgerissen und durch zwei steile Geraden ersetzt, die bis auf 7,5 Meter an die Torauslinie heranrücken. Damit gewinnt ein Fan bis zu 50 Meter.

Damit es innen schön aufgeräumt aussieht, wird der zweite Rang, den es bisher nur auf den Seitentribünen gibt, komplett durchgezogen. Auch hinter den Toren sitzen die Fans dann bis unters Dach. Sie gelangen über Treppentürme in den Ecken auf die Erschließungsebene, die sich auf Höhe der Plattform des Carl-Benz-Centers befindet.

Was das Membrandach angeht, wird über die bislang offene Fläche ein Spinnennetz gespannt, in dessen Zentrum ein Videowürfel aufgehängt wird, in dem sich Zeltplanen verbergen, mit denen das Dach komplett geschlossen werden kann. "Das wäre ein richtiger Hexenkessel", schwärmt Staudts Assistent Stefan Heim. Er sieht mit dieser Arena wesentliche Forderungen von OB Wolfgang Schuster (CDU) erfüllt, nämlich eine Kapazität von mehr als 50 000 Fans und den Erhalt der erst wenige Jahre alten Tribünen.

Finanziell ist aber auch weiterhin noch gar nichts geklärt. Schuster verlangt, dass der VfB vor einem Umbau das Stadion für etwa 90 Millionen Euro kaufen müsste, während das Grundstück im Wert von rund 33 Millionen Euro kostenlos zur Verfügung gestellt werde. Das hält Erwin Staudt nicht für großzügig, sondern für ein Totschlagargument. So viel Geld könne der Klub nicht in Steine investieren, er brauche die Mittel für flinke Beine guter Fußballer, die den Verein zurück in den europäischen Wettbewerb schießen. Beim VfB stellt man sich eher vor, einen angemessenen Pachtzins zu bezahlen.

Aber auch der Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) betont momentan, es gebe für die Stadt keinen sichereren Weg als den des Verkaufs. In jedem anderen Falle, auch in einer gemeinsamen Besitz- und Betreibergesellschaft, trage letztlich die Stadt das Risiko. "Den VfB gibt es seit 1893, und er steht finanziell gut da", kontert Staudt. Und Heim glaubt, dass sich gegenüber der heutigen Situation mit einem neuen Fußballstadion die Ausgangslage für die Stadt sogar verbessern würde, da der VfB endlich die Einnahmepotenziale voll ausschöpfen könnte.

Um die Vor- und Nachteile von Finanzierungslösungen für Stadt und Klub darzustellen, feilt der Verein an einem Businessplan. Außerdem will man klären, ob es nicht sinnvoller wäre, das Stadion nicht länger vom Sportamt betreiben zu lassen, sondern die Vermarktung in die eigenen Hände zu nehmen. Für diesen Fall müsste der Verein die städtischen Mitarbeiter übernehmen.

Ebenso wichtig wie die Pläne für Dach und Tribünen ist für den VfB, einen Partner zu finden, der den etwa 70 Millionen Euro teuren Umbau bezahlt. Dass es den Unbekannten bereits gibt, bestreitet der Präsident. Voraussetzung für seine Zustimmung sei, aufzuzeigen, wo zusätzliche Einnahmen generiert werden könnten, die die Investition lukrativ erscheinen ließen. Rund acht Millionen Euro pro Jahr seien notwendig. Mehreinnahmen verspricht sich Staudt durch den effizienten Betrieb und eine intensive Vermarktung der Flächen hinter den Toren. Man werde wegen der Vermietung auch auf Daimler-Chrysler zugehen, das seine Konzernzentrale nach Untertürkheim verlegt. Vor allem will der VfB stärker am Fan verdienen. Er verspricht sich Zuwächse durch höhere Zuschauerzahlen, höhere Eintrittspreise und höhere Umsätze beim Verzehr.

Stuttgarter Zeitung  24.06.2006

Kolumne von Oskar Beck

Im Daimlerstadion sitzt der Fan ganz weit vom Schuss
 
OSKAR BECK Wo ist die Fußball-WM am schönsten: am Bildschirm oder im Stadion? StZ-Kolumnist Oskar Beck hat die knifflige Frage am eigenen Leib untersucht - speziell im Gottlieb-Daimler-Stadion.
 
Angesichts der zweiundzwanzig von fünfundzwanzig Millionen Deutschen, die erfolglos Schlange gestanden sind für eine WM-Eintrittskarte und sich seither vorkommen wie Menschen zweiter Klasse, wollen wir heute die Schicksalsfrage klären, wo die WM wirklich am schönsten ist. Im Stadion - oder im Fernsehen? Wir sind der Sache im Rahmen eines kräfteraubenden Selbstversuchs auf den Grund gegangen. Seit zwei Wochen schauen wir abwechselnd fern, also in die Röhre, fahren aber parallel dazu vorsichtshalber auch noch kreuz und quer unter dem Aspekt durch die Republik: Kann das Fernsehen die Liveatmosphäre in den Stadien ersetzen? Antwort: kommt drauf an, wo.

Bei Spielen in München muss man unbedingt persönlich anwesend sein, wie heute gegen Schweden. Unsere Gänsehaut vom Eröffnungsspiel wirkt immer noch nach. Reihe 18, Platz 1. Das war direkt hinter der Trainerbank, auf Augenhöhe mit dem Bundestrainer - jedes Barthaar, das Jürgen Klinsmann bei den Gegentoren von Costa Rica zu Berge stand, haben wir einzeln erkannt und ihm in prekären Phasen erfolgreich zugerufen, wann er wen auswechseln soll.

Dieser Tage waren wir auch in Frankfurt, bei Argentinien gegen Holland. Auf der Tribüne trafen wir Leif Sundermann, den Sohn des früheren VfB-Trainers, der bei der hessischen Ausgabe der "Bild"-Zeitung schafft. "Die Stimmung hier isch scho anders", hat er gesagt - und uns mitleidig angeschaut. Vermutlich hat er Stuttgart wegen des Stadions den Rücken gekehrt. Sundermann nach Frankfurt. Kuranyi und Bordon nach Schalke. Magath und Lahm zu Bayern. Hleb zu Arsenal. Hinkel nach Sevilla.

Fluchtartig gehen sie alle dorthin, wo es emotionsgeladene Arenen mit steilen Zuschauerrängen gibt, die direkt hinter der Seitenlinie beginnen - und in denen die elektrisierende Atmosphäre unterm Dach hängen bleibt und wieder zurückgeworfen wird aufs Spielfeld. Junge Wilde mögen kein altes Stadion. Jedenfalls wird langsam klar, warum dem VfB die Spieler, die Zuschauer und die Journalisten davonlaufen. Sie fühlen sich alle nicht dicht genug dran am Geschehen. Wir Griffelspitzer zum Beispiel sitzen unterm Gottlieb-Daimler-Stadiondach und stochern mit der Stange im Nebel - von allen Australiern hat man gegen Kroatien aus der Vogelperspektive nur Guus Hiddink zuverlässig erkannt, weil er einen strammen Hunger hat und nicht als Strich in der Landschaft daherkommt. Dieser senkrechte Fernblick von oben herab mag ein Augenschmaus sein für Anhänger taktischer Feinheiten, die sehen wollen, ob Kroatien ein 4-1-4-1 oder ein 4-1-5-0 spielt - umso weniger hat man dafür erkannt, ob der Schiedsrichter seine zwei roten Karten für Tritte auf Höhe der Grasnarbe oder Kopfstöße ans Kinn verteilt hat. Bis heute sind wir uns auch nicht sicher, ob bei Frankreich gegen Schweiz neulich Zidane mitgespielt hat - was auch an Zidane lag. Aber vor allem am Stadion. Es ist x-mal modernisiert worden, aber es will einfach kein Fußballstadion daraus werden. Als Zuschauer braucht man einen Feldstecher, jedenfalls sieht man fern - im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt ist aber genug gemotzt - wir müssen los, nach München. Mit etwas Glück kriegen wir dort wieder den Platz vom letzten Mal, sodass wir Freddy Ljungberg notfalls das Bein stellen können, wenn er mit seinem schwedischen Torhunger links die Linie runterrennt.

Im Daimlerstadion wäre das ausgeschlossen: Um ihn dort zu stoppen, müssten wir uns vom Dach stürzen und würden ihn selbst dann noch nicht treffen - sondern auf der weiten Breite der Aschenbahn landen. So viel zu unserem schwäbischen WM-Stadion. Wer mehr will, muss halt daheim bleiben - und anderweitig fernsehen.

 

Stuttgarter Zeitung  08.02.2006

Schon Rüssmann träumte von Arena

"Der VfB Stuttgart hat im Jahr 2001 durch seinen damaligen Manager Rolf Rüssmann erstmals eigene Ideen zur Lösung der Arenafrage vorgestellt. Konkret wurde das Projekt nach der gescheiterten Olympiabewerbung Mitte 2003. Der Gemeinderat hatte damals dem Umbau des Daimlerstadions in eine Fußballarena unter der Voraussetzung zugestimmt, dass der Bundesligist etwa 15 Millionen Euro selbst finanziert und Bürgen für einen Kredit in ähnlicher Größenordnung findet. Das war in der Kürze der Zeit - der Umbau für die WM 2006 konnte nicht warten - für den VfB aber nicht zu machen.
Im vergangenen Jahr hat der Club dann eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Erste Skizzen der Architekten Arat, Siegel & Partner zeigten, dass man das Spielfeld trotz der Mineralwasserproblematik etwas tiefer legen könnte. Die Haupt- und die Gegentribüne würden zusätzliche Sitzreihen erhalten, die Kurvenbereiche würden abgerissen und neu gebaut, dann allerdings viel steiler.
In der Zwischenzeit hat OB Schuster das Leichtathletik-Weltfinale für die Jahre 2006 bis 2008 nach Stuttgart geholt. Man geht von einem Defizit von etwa zwei Millionen Euro pro Veranstaltung aus. Ein Umbau wäre dann frühestens 2008 möglich. Der OB sagt, den müsse der VfB selbst bezahlen, weil die Stadt mit dem jetzt beendeten Bau der Gegentribüne sowie weiteren Modernisierungen für die WM (Kosten etwa 50 Millionen Euro) ihren "öffentlichen Auftrag erfüllt" habe. Ein Umbau setzt aber voraus, dass der Verein die Schüssel für 84 Millionen Euro kauft - in diesem Fall würde also der VfB die für die von der Stadt beschlossenen Modernisierungen für die Weltmeisterschaft 2006 bezahlen. Und Fußballfans erinnern sich auch noch daran, dass das Dach nicht etwa für den VfB gebaut wurde, sondern wegen der Leichtathletik-WM ´93."

Neue Fußballarena auch ohne Tieferlegung möglich

"Der Stadionarchitekt Mete Arat hat eine Möglichkeit gefunden, das Daimlerstadion in eine reine Fußballarena umzubauen, ohne mit dem Spielfeld eine Etage tiefer gehen zu müssen. Der VfB Stuttgart macht sich nun Gedanken über die Finanzierung.
Seit fast einem halben Jahr brütet man im Büro Arat, Siegel & Partner im Auftrag des VfB Stuttgart über Plänen für einen Umbau des Daimlerstadions. Die Aufgabe ist kompliziert. Es reicht bei Weitem nicht aus, die Kunststofflaufbahn und die ausladenden Kurven zu entfernen und diese durch zwei steile Tribünen zu ersetzen. Einerseits soll die von OB Schuster geforderte Kapazität von rund 50 000 Zuschauern erreicht, andererseits das ovale Dach den baulichen Erfordernissen angepasst werden; darüber arbeitet derzeit das Büro des Ingenieurs Jörg Schlaich. Schließlich gilt es, die Frage zu klären, ob man das Spielfeld eine Etage tiefer legen sollte, um die bestehenden Haupt- und Gegentribünen näher an die Seitenlinien heranzuführen.
Wenn man vier Meter tief graben würde, hätte man 6000 zusätzliche Tribünenplätze geschaffen, was allerdings mit sehr hohen Baukosten verbunden gewesen wäre. Mittlerweile stehen zwei Varianten zur Debatte: Eine sieht die Absenkung um 1,30 Meter vor, die andere kommt ohne Tieferlegung aus.
Für die Cannstatter und für die Untertürkheimer Kurve stehen Tribünen mit einem oder zwei Rängen zur Debatte. Die Architekten befürworten die Einranglösung mit nur einem Mundloch, durch das die Zuschauer auf eine Erschließungsebene gelangen würden, die man über Treppenhäuser und Aufzüge erreichte. So käme man auf 48 000 Zuschauer. Der Bundesligist erhofft sich von einem neuen Stadion einen höheren Umsatz und mehr Gewinn. Diese Hoffnung sei im Allgemeinen berechtigt, hat der Stadionspezialist Günter Vornholz von der NordLB unlängst in einem Vortrag betont. Bei den Ticketpreisen liegt der VfB im Mittelfeld. Eine Erhöhung um einen Euro, die sich mit einer attraktiveren Immobilie und einem erhofften größeren sportlichen Erfolg begründen ließe, würde eine Million Euro pro Jahr in die Kasse spülen. Man geht einfach davon aus, dass die Fans in Wohlfühllaune mehr Geld für Verpflegung und Fanartikel ausgeben würden. In Hamburg laufe das so.
Vornholz verweist auch auf die höheren Ausgaben. Der VfB müsste für Umbaukosten von 50 bis 70 Millionen 3,5 bis fünf Millionen Euro an Zins und Tilgung pro Jahr leisten. Das allein erscheint schwierig. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass man beim VfB die Idee eines weiteren Kostenblocks von rund sechs Millionen Euro pro Jahr, um der Stadt das Stadion für 84 Millionen abzukaufen, als Totschlagsargument für die Debatte sieht.
Der heutige Gegner des VfB, Werder Bremen (20 Uhr, Daimlerstadion), gilt nicht nur wegen seiner attraktiven Spielweise als Vorbild, sondern auch, weil der Verein das Weserstadion gemeinsam mit der Hansestadt in der Bremer Sport- und Freizeit GmbH betreibt. Sie bezahlt den Stadionausbau, den neuen Rasen, kassiert den Großteil der Ticketeinnahmen und Miete von einer Versicherungsagentur, einer Reinigungsfirma und einem Telefonanbieter, die sich in der Nordtribüne einquartiert haben. Die Stuttgarter sind dagegen nur Mieter einer städtischen Immobilie, in der noch das Sportamt residiert. Hier sieht der VfB hinsichtlich der Kosten und der Vermarktungschancen für die Flächen in und hinter den neuen Tribünen einer Fußballarena (Einkaufscenter, Büro, Fast-Food-Kette) Veränderungsbedarf, wie in einem Gutachten von Booz, Allen und Hamilton deutlich wird.
In diesem Papier wird erwähnt, wie der Verein noch liquider werden könnte: So würde eine Million Euro pro Jahr gespart, wenn der Verein seine Rückzahlungsverpflichtung aus früheren Umbauten strecken könnte. Zwei Millionen Euro wären drin, wenn man die Miete durch eine Erbpachtregelung ersetzen würde. Darüber will man mit der Stadt reden. Oder auch mit Partnern. Alle Gutachter kommen aber zum Schluss, dass es schwierig sei, Investoren für eine Beteiligung zu finden. Am Wasen denkt man vor allem an Daimler-Chrysler: Die hatten die Namensrechte einst zum Spottpreis erworben. VfB-Präsident Erwin Staudt will sich nun bald mit Dieter Zetsche treffen."

Leserbrief Stuttgarter Nachrichten 07.02.2006

 

Unverschämt
 
Zu "OB Schuster bietet VfB Stadionkauf an" vom 1. Februar:

Dieses Angebot von OB Schuster ist unverschämt und für den VfB Stuttgart indiskutabel. Der VfB soll nun also 84 Millionen Euro für ein Objekt bezahlen, das ohne die Stadionmiete durch den VfB ein jährliches Millionengrab für die Stadt wäre. Die Stadt möchte sich damit bei einem letzten Umbauabschnitt in ein reines Fußballstadion sämtliche für die WM getätigten Investitionen vom VfB nachträglich zahlen lassen. Eine Veräußerung der Namensrechte wäre weiterhin nicht möglich - ein wichtiger Refinanzierungsfaktor in anderen Stadien. Anstatt dem VfB endlich den Weg frei für einen zwingend notwendigen Umbau in ein reines Fußballstadion zu fairen Bedingungen zu machen, versucht OB Schuster in der Stadionfrage nun sogar einen finanziellen Profit herauszuschlagen. Mit diesem Angebot beweist OB Schuster abermals, dass ihm Stuttgarts Image- und Werbeträger Nummer eins egal ist.

Andreas Armbruster, Stgt.-Hedelfingen

 

 

Stuttgarter Nachrichten 02.02.2006

 

VfB: Konkrete Pläne nach der WM

Stadträte werten Brief des OB als Grundlage für Verhandlungen mit dem Club

Der VfB Stuttgart will nach der WM seine Pläne für den Umbau des Daimlerstadions in eine Fußballarena vorlegen. Die Stadträte zeigen sich gesprächsbereit: Grundlage sei der Brief des OB. Wolfgang Schuster hat dem Club den Kauf des Stadions für 83,9 Millionen Euro angeboten.

VON FRANK ROTHFUSS

Verwaltung und Stadträte erklärten die Debatte für beendet: Mit dem Bau des Carl-Benz-Centers sei die Diskussion vorüber. "Ein reines Fußballstadion ist in diesem Jahrhundert kein Thema mehr", sagte im November 2004 Bürgermeister Michael Föll. Das Jahrhundert währte 14 Monate, nun beschäftigt die Zukunft des Daimlerstadions erneut Stadtspitze und Gemeinderat. In einem Brief an VfB-Präsident Erwin Staudt und Aufsichtsratschef Dieter Hundt hat OB Wolfgang Schuster dem Club den Kauf des Stadions zum 31. Dezember 2007 für 83,9 Millionen Euro angeboten.

Die Summe errechne sich aus den Kosten für die letzten Bauabschnitte in Höhe von 134,6 Millionen Euro. Davon bezahlte das Land 28,1 Millionen Euro, DaimlerChrysler und die EnBW steuerten 7,8 Millionen Euro bei. Durch den Stadiongroschen und aus der Miete des VfB werden bis Ende 2007 rund 15 Millionen Euro refinanziert. Schuster schreibt: "Somit verbleibt bei der Stadt ein Aufwand von 83,9 Millionen Euro. Dieser Betrag entspricht dem Kaufpreis."

Weiter heißt es: "Beim Bau anderer Stadien haben sich Länder wie Kommunen beteiligt." Nachdem das Land 28,1 Millionen Euro gezahlt habe, sei die Stadt gehalten, sich vergleichbar zu engagieren. Deshalb wolle man das sieben Hektar große Areal mindestens 40 Jahre im Erbbaurecht an den VfB abgeben. Als ihren Beitrag wolle die Stadt auf den Erbbauzins von 33 Millionen Euro verzichten.

Der VfB müsse garantieren, dass nach einem Umbau die Kapazität bei mindestens 50 000 Sitzplätzen liege, dass die Mineralquellen geschützt werden, dass ein zweiter Stuttgarter Erstligaclub ebenfalls im Daimlerstadion spielen dürfe. Und: "Beim Eigentumsübergang gehen alle Rechte und Pflichten über. Dies betrifft auch das Namensrecht. Inwieweit es gelingt, mit der DaimlerChrysler AG eine Veränderung über das Namensrecht zu erzielen, ist Sache des VfB."

Im Sommer 2003 scheiterte der VfB daran, die vom Gemeinderat geforderten 15 Millionen Euro für den Umbau aufzutreiben. Kann man nun 83,9 Millionen Euro bezahlen? Und zusätzlich den auf gut 50 Millionen Euro geschätzten Umbau finanzieren? "So weit sind wir noch nicht", sagt VfB-Sprecher Oliver Schraft. "Derzeit arbeiten wir Schritt um Schritt unsere Hausaufgaben ab." Im Frühjahr werde es konkretere Pläne geben, "mit einem schlüssigen Konzept werden wir nach der WM das Gespräch mit der Stadt und dem Gemeinderat suchen."

In einer ersten Studie hatte der VfB geklärt, dass es möglich sei, das Spielfeld vier Meter abzusenken. Auf den neuen und steileren Kurven, die bis zu 7,50 Meter ans Feld heranrücken, sollen je 10 000 Zuschauer Platz finden. Haupt- und Gegentribüne würden nach unten gezogen. Auf der Haupttribüne würden so 2400 neue Plätze entstehen, auf der Gegengerade 3600. Man prüfe derzeit auch eine Variante, in der man das Spielfeld nicht oder nur wenig tiefer legen müsse.

Jetzt warte man auf die Vorschläge des VfB, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhold Uhl, "dann muss das Thema vom Tisch". Und er lässt keinen Zweifel daran, dass er nichts vom Kaufpreis nachlassen möchte. Für Jürgen Zeeb, Chef der Freien Wähler, "ist der Brief ein Angebot, über das der VfB nachdenken sollte". Werner Wölfle, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sieht den Brief des OB als "Maximalforderung". Damit steige man ein in Verhandlungen. Aber, so sagt er, "unsere Karten werden nicht besser, nach dem World Athletics Final 2008 wird 20 Jahre keine Leichtathletik hier stattfinden". Manfred Kanzleiter, Chef der SPD-Fraktion: "Wir sind völlig offen." Man müsse sehen, wie erfolgreich das Athletics Final in den nächsten drei Jahren werde, "ob es eine Perspektive gibt oder ob es dahindümpelt".

 

 

DPA-Meldung 01.02.2006

 

Verkauf des Daimlerstadions angeregt

 

Stuttgarter Oberbürgermeister will 84 Millionen Euro

 

Stuttgart - Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) hat in die Diskussion um einen vom Bundesligisten VfB Stuttgart geforderten Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions in eine reine Fußballarena neue Bewegung gebracht. Da eine solche Arena nicht mehr unbedingt Aufgabe einer Kommune sei, könne der VfB "das Gebäude-Ensemble" möglicherweise der Stadt für einen Preis von etwa 84 Millionen Euro abkaufen. Dies habe Schuster Ende Dezember in einem Brief an den VfB-Präsidenten Erwin Staudt und den Aufsichtsrats-Vorsitzenden des Clubs, Dieter Hundt, geschrieben, erklärte der Pressesprecher der Stadt, Stephan Schorn, am Dienstag.

 

"Wenn der VfB das Stadion ändern will, soll er es uns abkaufen", wurde Schuster am Dienstag zitiert. Laut Schorn handelt es sich bei Schusters Schreiben nur um "eine Diskussionsgrundlage und kein Angebot". Mit einem Umbau könne frühestens von Ende 2008 an begonnen werden, da Stuttgart in diesem und den kommenden zwei Jahren das World Athletics Final des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) im Daimlerstadion austrage. In dem Stadion werden während der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer sechs Spiele ausgetragen.

 

Der mögliche Kaufpreis ergebe sich aus den insgesamt 135 Millionen Euro Kosten für die vorigen drei Bauabschnitte des Daimlerstadions. Davon seien 28 Millionen durch Landeszuschüsse sowie acht Millionen von den Konzernen DaimlerChrysler und EnBW aufgebracht worden. Bis Ende 2007 seien zudem 15 Millionen durch die Miete des VfB sowie den Stadiongroschen finanziert. Den Restbetrag des städtischen Darlehens von 84 Millionen müsste dann der VfB als Kaufpreis übernehmen.

 

"Bis jetzt liegt uns noch kein Kaufangebot vor", sagte VfB-Chef Staudt in der Zeitung. "Wie wir weiter vorgehen, hängt davon ab, wie die Machbarkeitsstudie für einen Umbau ausfällt, die wir in Auftrag gegeben haben. Sie wird im Frühjahr vorliegen." Beim Neujahrsempfang des UEFA-Pokal-Teilnehmers am vergangenen Sonntag hatte Staudt der Stadt in der Stadion-Diskussion das "Ende des Waffenstillstands nach der WM" angekündigt.

 

In seinem Brief habe Schuster dem VfB drei Bedingungen für einen Umbau gestellt, sagte Schorn weiter. Zum einen müsse eine reine Fußballarena mindestens 50.000 Sitzplätze haben, um weiterhin bei sportlichen Großveranstaltungen wie Fußball-Länderspielen zum Zug zu kommen. Zum anderen müsste das Stadion künftig auch einem möglichen zweiten Bundesligisten sowie für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Für den Fall eines Verkaufs des Daimlerstadions habe Schuster zudem angeregt, das nahe Stadion Festwiese auszubauen, um weiter eine Heimstätte für die Leichtathletik zu haben.

 

 

Stuttgarter Zeitung  31.01.2006

 

Kriegsgeheul" des VfB-Chefs ärgert Stadträte

Staudt macht sich unbeliebt

Der VfB-Präsident Erwin Staudt habe sich beim Neujahrsempfang im Ton vergriffen, kritisieren Stadträte. Der sichtlich verärgerte Clubchef hat ein Ende des "Waffenstillstandes mit der Stadt" angekündigt.

Von Jörg Nauke

Jürgen Zeeb, der Fraktionschef der Freien Wähler, ist auch Fußballfan. Was den VfB angeht, ist er allerdings fürs Erste bedient. Nicht nur, dass sich die Wasenkicker von den Strapazen ihres Trainingsurlaubs im sonnigen Dubai auch noch beim Rückrundenauftakt gegen den Abstiegskandidaten Duisburg ausgeruht haben; am Sonntag habe nach Ansicht des Stadtrats auch noch der VfB-Präsident wegen einer Blutgrätsche die rote Karte verdient. Nicht nur, dass Erwin Staudt es versäumt habe, Michael Föll als den Repräsentanten jener Kommune zu begrüßen, die dem Club häufig unter die Arme gegriffen hat; er habe der Stadt auch in unakzeptabler Weise gedroht, indem er mit Blick auf den gewünschten Umbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena sagte: "Nach der WM ist der Waffenstillstand beendet."

"Bedeutet das Krieg zwischen dem VfB und der Stadt sowie dem Gemeinderat?", fragt Zeeb. Und: "Wer möchte Geld von wem? Nach unserem Kenntnisstand nicht die Stadt Stuttgart vom VfB. Was also soll das Kriegsgeheul, Herr Staudt?", fragt der Fraktionschef in einer Pressemitteilung. Er wies außerdem darauf hin, dass zwischen 2006 und 2008 drei hochkarätige Leichtathletikveranstaltungen im Stadion stattfinden würden, sich also bis auf Weiteres in Sachen Fußballarena nichts tun werde.

Werner Wölfle, Fraktionschef der Grünen, hat Erwin Staudt noch beim Empfang die Leviten gelesen. "Das war wirklich unpassend", sagt Wölfle, der sich gewundert hat, dass Staudt, wegen der Heimpleite sichtlich verärgert, lediglich Lobeshymnen auf Rudi Häussler angestimmt hat, der das VfB-Event-Center baut, das Engagement der Stadt aber unberücksichtigt ließ. Immerhin habe sich der Gemeinderat dazu durchgerungen, das VfB-Trainingszentrum zu modernisieren.

CDU-Fraktionschef Reinhold Uhl sagte gestern: "Was heißt hier Waffenstillstand? Ich bin nicht davon ausgegangen, dass wir uns mit dem VfB schon einmal im Krieg befunden haben." Er verwies ebenfalls auf das Leichtathletik-Meeting: "Wenn wir gesehen haben, wie das läuft, darf Herr Staudt gerne mit uns reden." SPD-Chef Manfred Kanzleiter sagte, der Wunsch des VfB sei bekannt. Die Art und Weise, wie der Genosse Staudt dies in Erinnerung gerufen habe, sei "grenzwertig" gewesen. "Ich hätte das jedenfalls so nicht gesagt."

 

 

Stuttgarter Nachrichten  31.01.2006

 

Freie Wähler üben Kritik an Staudt

VfB-Präsident Erwin Staudt hat im Rathaus mit Äußerungen über das Daimlerstadion Verwunderung ausgelöst. Nachdem er beim Neujahrsempfang des VfB Stuttgart erklärt hatte, nach der Fußball-WM sei in Sachen reines Fußballstadion der Waffenstillstand mit der Stadt beendet, kritisieren die Freien Wähler nun "das Kriegsgeheul des Herrn Staudt". Nicht die Stadt wolle vom VfB Stuttgart Geld für so ein Stadion, sondern andersherum, erinnerte Fraktionschef Jürgen Zeeb. OB Wolfgang Schuster reagierte am Montag nicht. Solange der VfB zu wichtigen technischen und finanziellen Fragen noch keine Antworten und kein Gutachten beigebracht habe, sei eine Diskussion sinnlos, erklärte Stephan Schorn, Sprecher der Stadt. Der VfB wisse zudem, dass man durch Leichtathletik-Veranstaltungen bis 2008 an den Status quo gebunden sei. jos

 

 

Stuttgarter Zeitung  30.01.2006

 

Der Wirtschaftskapitän und seine müden Kicker

Erwin Staudt treibt das mittelständische Unternehmen VfB mit diversen Projekten voran - nur die wichtigsten Angestellten machen ihm Sorgen

Den gestrigen Neujahrsempfang für die Sponsoren hat Erwin Staudt genutzt, um seine wirtschaftlichen Erfolgszahlen zu präsentieren. "Wir liegen überall im grünen Bereich", sagte der VfB-Präsident - nur in der Bundesligatabelle eben nicht.

Von Heiko Hinrichsen

Weil die Stimmung so gelöst war unter den 1000 handverlesenen Gästen beim Neujahrsempfang des VfB Stuttgart, hat sich der Kabarettist Christoph Sonntag im Logenbereich des Daimlerstadions einen Scherz auf Kosten der Hausherren erlaubt. "Zu dumm, dass der VfB den Duisburgern den Marco Caligiuri gegeben hat - und der uns dann das entscheidende 0:1 reinhaut", sagte Sonntag, "denn das lässt für das Auswärtsspiel in Köln nichts Gutes erwarten: Denen haben wir nämlich zwei Spieler ausgeliehen."

Wer den Schaden hat, der braucht für den Spott bekanntlich nicht zu sorgen. Also wurmte es Erwin Staudt auch ganz gewaltig - das war dem VfB-Präsidenten anzusehen -, dass er seinen Sponsoren und den Logenbesitzern gestern Mittag bei der alljährlichen Einstimmung auf das neue Jahr im Business-Center keine sportliche Erfolgsmeldung präsentieren konnte. Das 0:1 gegen den Abstiegskandidaten Duisburg ließ Staudt, der in der Winterpause wie kein Zweiter die fußballerische Trendwende beim Verein für Bewegungsspiele herbeigeredet hatte, in seiner Ansprache fast ganz aus. Für ihn war der Rückschlag gegen den MSV lediglich "diese neue Situation" - es ist keine angenehme.

Viel lieber redete Erwin Staudt dagegen über die positiven Entwicklungen rund um seinen Verein, auch wenn der 57-Jährige weiß, dass der sportliche Erfolg für "den mittelständischen Betrieb VfB Stuttgart" (Staudt) das wichtigste Unternehmensziel ist. Doch abseits des Rasens durfte der ehemalige Chef der IBM Deutschland vermelden, dass der VfB im Wirtschaftsjahr 2005, einem "schwierigen Jahr", in allen Unternehmensfeldern "im grünen Bereich" liege.

In der Tat kann sich die wirtschaftliche Bilanz der VfB-Führungsriege sehen lassen. Seit 1981, als der Finanzdirektor Ulrich Ruf seine Arbeit beim Verein aufnahm, hat der Klub seinen Pro-Kopf-Umsatz mehr als verdreifacht. Den zehn Mitarbeitern und drei Millionen Euro (knapp sechs Millionen D-Mark) Umsatz von 1981 standen im abgelaufenen Geschäftsjahr 80 fest angestellte VfB-Mitarbeiter und 65 Millionen Euro Umsatz gegenüber. "Beim VfB bewegt sich was", sagte der Wirtschaftskapitän Erwin Staudt.

Bis zum Beginn der Weltmeisterschaft im Juni soll das neue Carl-Benz-Center neben dem Stadion zumindest äußerlich fertig gestellt sein. "Dann werden sie keine Kräne mehr sehen", sagte Staudt. Der Bezug der neuen Geschäftsräume und der VfB-Jugendakademie, der Start des Hotel- und Gaststättenbetriebs sowie die Eröffnung der Arena für 2000 Personen soll im Herbst folgen. Schon im Sommer bekommt das Klubgelände ein Facelifting: Dann werden an der Mercedesstraße ein Kunstrasenplatz, ein großer Trainingsplatz mit Rasenheizung und eine 1000 Besucher fassende Tribüne gebaut. Die Pläne für ein reines Fußballstadion in Stuttgart will Staudt nach der WM aufgreifen. "Dann ist der Waffenstillstand mit der Stadt beendet", sagte der eifrige Präsident, dessen Fußballer jetzt nur noch siegen müssen

 

 

Stuttgarter Nachrichten 29.10.2005

 

ARD und ZDF zeigen Stuttgart die kalte Schulter

Übertragung des Finals der weltbesten Leichtathleten ungewiss - Stadt zahlt 250000 Euro für TV-Produktion

Nächstes Jahr im September bestreiten die weltbesten Leichtathleten im Daimlerstadion ihr Saisonfinale. Um das World Athletics Tour Final (WATF) zu bekommen, hat die Stadt garantiert, 250 000 Euro an TV-Produktionskosten zu übernehmen. Doch ob dafür auch bundesweit Bilder aus Stuttgart zu sehen sein werden, ist ungewiss.

VON JÖRG HAMANN

Darauf hatte Leichtathletik-Fan Wolfgang Schuster lange warten müssen. Die Bewerbungen um die WM 2009 und um Olympia 2012 scheiterten bereits auf nationaler Ebene, das Grand-Prix-Finale ging nach Monte Carlo, und für den Weltcup 2006 verweigerte der Gemeinderat das Geld - doch dann eröffnete ein Besuch in Monaco bei Lamine Diack, Präsident des Weltleichtathletik-Verbands (IAAF), im Juni eine glänzende Perspektive. Gleich drei Jahre in Folge könne Stuttgart das zweitägige WATF bekommen, ließ der OB verlauten, und das Ganze koste nicht mehr als 150 000 Euro für eine neue Laufbahn.

Inzwischen hat der Gemeinderat das Fünffache für die Veranstaltung bewilligt: 390 000 Euro für die Laufbahn plus einen Zuschuss von 100 000 Euro an Quellensteuer für Preisgelder der Athleten und weitere 250 000 Euro für TV-Produktionskosten. Diesen Betrag garantierte man gegenüber der European Broadcasting Union (EBU), der Vereinigung der öffentlich-rechtlichen Sender in Europa, um Anfang August in Helsinki von dem EBU-Vertragspartner IAAF den Zuschlag zu bekommen. Denn Mitbewerber Mailand hatte einen großen Vorteil: Der italienische Sender Rai war gewillt, die Übertragung zu produzieren - die deutschen EBU-Mitglieder ARD und ZDF jedoch zeigten Stuttgart die kalte Schulter. Die Produktion so kurz nach der Fußball-WM sei zu aufwändig und letztlich zu teuer.

Er habe Stuttgarts Verhandlungsführer Rolf Schneider von der städtischen Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart "in mehreren persönlichen Gesprächen" dargelegt, "dass die ARD aus Kostengründen ausdrücklich kein Interesse an einer Verlegung" des WATF nach Stuttgart habe, erklärt ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf. Doch der OB wollte die LeichtathletikArena Daimlerstadion mit dieser ersten Veranstaltung von internationalem Rang seit der glanzvollen WM 1993 wieder beleben und mit seinen Mannen von in.Stuttgart so kurz vorm Ziel nicht aufgeben. Und so steht Stuttgart nun für eine Viertelmillion Euro Fernsehproduktionskosten gerade, ohne zu wissen, was man dafür bekommt.

"Die wollten nicht wahrhaben, dass wir nicht übertragen könnten", ist vom ZDF zu hören. Über die Skepsis der TV-Anstalten war von der Stadt jedenfalls nichts zu erfahren. Im Gegenteil: In der vom OB unterzeichneten Gemeinderatsvorlage vom 12. September steht: "Im Gegensatz zur Produktion wurden allerdings seitens ARD/ZDF bereits Sendeplätze von jeweils zwei Stunden am Samstag und Sonntag in Aussicht gestellt."

Eine Aussage, die nicht nur dazu angetan ist, kritische Nachfragen von Stadträten möglichst zu vermeiden, sondern die auch den Verdacht nahe legt, ein Ausrichter eines Ereignisses könne sich bei ARD und ZDF gleichsam Sendezeit erkaufen. Dies jedoch bestreiten die beiden öffentlich-rechtlichen Sender auf Anfrage in einer untereinander abgestimmten Erklärung: "Es ist unzutreffend, dass das ZDF (gemeinsam mit der ARD) zwei Stunden Sendezeit pro Tag in Aussicht gestellt haben soll", schreibt ZDF-Sportrechtsbeauftragter Michael Amsinck. "Eine solche Erklärung ist seitens des ZDF niemals abgegeben worden und ergibt sich auch nicht aus dem EBU-Vertrag mit der IAAF." Das wiederum bestätigt der EBU-Sportrechtsbeauftragte Marc Jörg: Mitgliedssender hätten zwar das Recht, nicht aber die Pflicht zur Übertragung. "ZDF und ARD werden ausschließlich nach sportlichen und journalistischen Kriterien entscheiden, ob und wie sie über das Ereignis berichten", stellt Amsinck fest.

Bei der ARD sitzt Stuttgart 2006 definitiv nicht in der ersten Reihe. Zwar werde der SWR im dritten Programm "mit Sicherheit über dieses Ereignis aus regionaler Sicht berichten", sagt Boßdorf. Doch das Erste sende bereits am 3. September 2006 von der renommierten Leichtathletik-Veranstaltung ISTAF in Berlin, für das Wochenende am 9./10. September sei das ZDF zuständig.

Doch auch in Mainz bleibt man skeptisch: "Wir können eine Übertragung nicht zusagen", erklärt Sprecher Thomas Stange. Als das Thema Mitte Oktober zur Abstimmung stand, wurde es vertagt. Ob das Zweite aus dem Daimlerstadion sende, hänge auch von zu erwartenden Erfolgen deutscher Athleten ab. Doch darüber wird man im März noch nicht viel mehr wissen, wenn das WATF erneut auf der Tagesordnung steht.

Rolf Schneider aber gibt sich hoffnungsfroh, dass Stuttgart im Fernsehen groß rauskommt. 25 TV-Kameras müssen im Daimlerstadion aufgebaut werden, um über 36 Disziplinen live berichten zu können. Die dafür investierten 250 000 Euro sollen Stuttgarts Image weltweit aufpolieren - und dann gibt es Fernsehbilder noch nicht mal deutschlandweit? Man werde dafür kämpfen, sagt Schneider, "dass diese großartige Veranstaltung den Stellenwert bekommt, der ihr gebührt". Bei ARD und ZDF stößt die Stadt damit bisher auf taube Ohren.

 

 

Stuttgarter Nachrichten 26.10.2005

 

"Stuttgart ist ein idealer Standort für die Leichtathletik"

Pierre Weiss, der Generaldirektor des Weltverbandes, freut sich bei seinem Besuch im Daimlerstadion schon auf das Weltfinale

In den nächsten drei Jahren ist das Stuttgarter Daimlerstadion Austragungsort der Welt-Finals in der Leichtathletik. Bei der Premiere 2006 hoffen die Veranstalter an beiden Tagen auf mindestens 30 000 Besucher.

Von Marko Schumacher

Die gute Nachricht vorneweg: bei den nächsten drei Auflagen des Leichtathletik-Weltfinales, die allesamt in Stuttgart stattfinden, wird das Hammerwerfen wieder ins Programm zurückkehren. Nicht ohne Grund war diese Disziplin in den vergangenen Jahren, als die Veranstaltung in Monaco über die Bühne ging, gestrichen worden, da sich vermutlich kaum jemand dafür interessiert, wie beleibte Männer und Frauen an Schnüren hängende Kugeln von sich schleudern. Für die schwächelnden deutschen Athleten aber, die fast nur noch in Kraftsportdisziplinen Weltklasse sind, besteht dank des Hammerwurf-Comebacks immerhin die Aussicht auf einen Einzelsieg im Weltfinale.

Am 9. und 10. September 2006 wird die Veranstaltung zum ersten Mal im Gottlieb-Daimler-Stadion ausgetragen und in den Jahren 2007 und 2008 ebendort wiederholt. Der VfB Stuttgart und seine Fußballfans, die sich maßlos darüber ärgern, dass die Tartanbahn drei weitere Jahre die Tribünen vom Spielfeld trennt, sollen durch folgenden Umstand beschwichtigt werden: "Es gibt weltweit kaum eine andere Sportveranstaltung, bei der es an zwei Tagen so viele Weltklassesportler auf einmal zu sehen gibt", sagt Andreas Kroll, der Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart, die für die Organisation der Weltfinales zuständig ist.

Mit Oberbürgermeister Wolfgang Schuster war Kroll im Juli nach Monaco gereist, um am Sitz des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF die Verträge zu unterzeichnen. Schon für die Jahre 2002 bis 2005 hatte sich Stuttgart beworben - und bekam nun endlich den Zuschlag. Dass es keinen anderen ernsthaften Bewerber gab, hat die Sache erleichtert. Pierre Weiss, der Generaldirektor der IAAF, sagt aber auch: "Stuttgart ist ein idealer Standort für die Leichtathletik. Hier gibt es ein perfektes Stadion und ein Publikum, das so fachkundig ist wie kaum sonst irgendwo. Und erfolgreich ist eine Veranstaltung nur, wenn wir genügend Zuschauer haben."

Zumindest in diesem Punkt dürfte es nicht besonders schwierig werden, das zurückliegende Weltfinale in Monaco zu übertreffen. Dort waren dieses Jahr zwar 33 der 36 Weltmeister von Helsinki am Start - interessiert hat das die Reichen und Schönen im Fürstentum am Mittelmeer aber nicht. Am ersten Tag verloren sich 3000 Leute auf den Stadionrängen, am zweiten 8000. "Hier hoffen wir auf jeweils mindestens 30 000 Besucher", sagt Andreas Kroll und verspricht "eine Topveranstaltung in einem der schönsten Leichtathletikstadien der Welt."

Damit tatsächlich alles so top wird, haben die Vorbereitungen längst begonnen. Gestern besuchte eine von Pierre Weiss angeführte IAAF-Delegation das Daimlerstadion, um mit den Veranstaltern das 220-seitige Pflichtenheft durchzuarbeiten. Die Sponsorensuche läuft ebenfalls; bereits am 4. November beginnt der Kartenvorverkauf. Und nach der Fußball-WM wird die Tartanbahn für rund 300 000 Euro auf Vordermann gebracht. Die Veranstaltung selbst hat ein Budget von 1,47 Millionen, zu dem die Stadt einen Zuschuss in Höhe von 350 000 beisteuert. Den Rest sollen die Einnahmen decken.

Dass Stuttgart der neue Ausrichter ist, das freut auch Frank Hensel: "Etwas Besseres hätte uns mit Blick auf die WM 2009 in Berlin gar nicht passieren können", sagt der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Die Wahrnehmung einer Sportart erfolge über solch eine Veranstaltung, "bei der man nicht bitteln und betteln muss, dass auch die Weltklasseathleten mitmachen". Die Stars werden von der IAAF mit satten Prämien gelockt - im Falle eines Weltrekordes winken 100 000 Dollar. Gerade für deutsche Athleten, so Hensel, bestehe die Möglichkeit, sich in den Vordergrund zu rücken. Auch deshalb war der DLV-Mann "sehr interessiert daran, dass der Hammerwurf wieder ins Programm kommt".

Eintrittskarten für das Weltfinale 2006 sind im Vorverkauf nur als Zweitagetickets erhältlich und kosten 15 bis 50 Euro.

 

 

Stuttgarter Zeitung 14.10.2005

 

Auszug aus Interview mit Erwin Staudt:

 

Wenn der VfB eine reine Fußballarena hätte, könnten Sie marketingmäßig sicher noch offensiver agieren.
Erwin Staudt: Das stimmt - und wir sind an diesem Projekt auch dran. Im Augenblick laufen Untersuchungen. Architekten erstellen für uns eine Machbarkeitsstudie. Fällt die entsprechend aus, müssen wir im nächsten Schritt nach Investoren suchen - und dann brauchen wir auch noch einen Gemeinderat, der beschließt, dass das Daimlerstadion in eine reine Fußballarena umgebaut werden kann.

Stuttgarter Nachrichten 08.10.2005

Leichtathletik-Ereignis kostet viel mehr als geplant

Stadt veranschlagt 350000 Euro für World Athletics Final 2006 - Neue Laufbahn für 390000 Euro

Das World Athletics Final 2006 kommt die Stadt erheblich teurer als geplant. 350 000 Euro sind für TV-Produktionskosten und Steuern auf Preisgelder veranschlagt, 390 000 Euro für die neue Laufbahn. Im Juni hatte OB Wolfgang  Schuster mit 150 000 Euro Gesamtkosten für das Saisonfinale der weltbesten Leichtathleten gerechnet.

VON JÖRG HAMANN

Um vom Leichtathletik-Weltverband IAAF den Zuschlag für das World Athletics Final in den Jahren 2006 bis 2008 zu bekommen, musste sich Stuttgart verpflichten, die Kosten für die Produktion der Fernsehübertragung abzudecken. Denn weder ARD noch ZDF waren gegenüber der European
Broadcasting Union (EBU) bereit, die Fernsehproduktion für das Ereignis kurz nach der Fußball-WM zu übernehmen. Daraufhin garantierte die städtische Veranstaltungsgesellschaft in.stuttgart, für Produktionskosten in Höhe von 250 000 Euro geradezustehen. Immerhin hätten ARD und ZDF Sendezeiten von jeweils zwei Stunden am Samstag, 9., und Sonntag, 10. September, "in Aussicht gestellt", ließ OB Schuster den Gemeinderat am Donnerstag wissen. Angaben von in.stuttgart zufolge wolle das ZDF 2006 sowie 2008 und die ARD 2007 aus dem Daimlerstadion berichten.

Zunächst nicht auf der Rechnung hatte die Stadt auch die Quellensteuer, die für Preisgelder der Athleten zu entrichten ist. Allerdings sei es "in langwierigen Verhandlungen" mit der IAAF und dank der Unterstützung von Wirtschaftsprüfern gelungen, den befürchteten Steuerbetrag für die Stadt um
400 000 Euro zu reduzieren. Athleten, mit deren Herkunftsländern Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen hat, müssen jetzt ihr Preisgeld in Höhe von maximal 25 000 Euro in Deutschland versteuern und können dies in ihrem Heimatland geltend machen. Für die Stars aus anderen Ländern erwartet die Stadt, 100 000 Euro Steuern zahlen zu müssen.

390 000 Euro und damit mehr als doppelt so viel wie die von Schuster zunächst kalkulierten 150 000 Euro kostet die neue Laufbahn. Die alte, auf der der Brite Colin Jackson bei der WM 1993 in 12,91 Sekunden den noch heute gültigen 110-Meter-Hürden-Weltrekord lief, genügt den Anforderungen nicht mehr. Diese Investition ist für viele VfB-Fans ein rotes Tuch, von denen zuletzt etwa 1000 in der Innenstadt für eine Fußballarena demonstrierten. Doch deren Hoffnung auf einen schnellen Umbau nach einem missglückten World Final 2006 macht in.stuttgart-Sprecher Jörg Klopfer zunichte: "Wir haben einen Dreijahresvertrag und wollen die Veranstaltung Sponsoren gegenüber langfristig aufbauen."

Auf der Einnahmenseite wird bei Ticketpreisen von durchschnittlich 15 Euro mit 25 000 Zuschauern an jedem der beiden Veranstaltungstage gerechnet. Damit das Daimlerstadion möglichst voll wird, ist in Kooperation mit dem Württembergischen Leichtathletikverband ein Firmenlauf geplant, dessen
Teilnehmer im Anschluss das World Athletics Final besuchen sollen.

Stuttgarter Zeitung 26.09.2005

VfB-Fans machen Stimmung für eine echte Fußballarena

500 Anhänger des Vereins fordern bei einer Demonstration den Umbau des Daimlerstadions

Anhänger des VfB Stuttgart haben sich gestern bereits Stunden vor dem Heimspiel ihres Klubs in Stimmung gebracht. 500 Fans forderten die Stadt lautstark auf, endlich die Pläne für den Umbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena umzusetzen.

Von Christian Klenk

"Nein zur Tartanbahn" oder "Rote Karte für die Laufbahn" stand zum Beispiel auf den Transparenten, mit denen die Demonstranten am Mittag durch die Stuttgarter Innenstadt zogen. Laut Polizei waren es rund 500 Teilnehmer. Der Protestzug richte sich gegen die Stadionpolitik der Stadt Stuttgart und gegen OB Wolfgang Schuster, so Initiator Andreas Armbruster. Die Stadt verfolge "eine VfB-feindliche Politik", indem sie stur an einem Stadion mit Leichtathletik-Laufbahn festhalte. "Der VfB ist der wichtigste Imageträger der Stadt, was diese aber bis heute nicht verstanden hat", sagte Armbruster.

Der 1:0-Sieg des VfB gegen Kaiserslautern sorgte gestern Abend dafür, dass die Stimmung im Stadion unter den Fans der Schwaben gut war. In den letzten Wochen war von Euphorie am Wasen wenig zu spüren gewesen, was wohl vor allem an den mehr schlecht als rechten Leistungen des VfB lag. Die Fans sind sich jedoch sicher: In einer richtigen Fußballarena, in der die Zuschauer ganz nah am Spielfeldrand sitzen und die Ränge steiler sind, herrscht automatisch eine bessere Stimmung. "Der Zuschauer erlebt dort Fußball hautnah und in gigantischer Atmosphäre", so Armbruster. Die alte "Leichtathletik-Schüssel" sichere nicht die Wettbewerbsfähigkeit Stuttgarts im Fußball.

Seit der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1993 seien 98 Prozent aller Veranstaltungen im Daimlerstadion Spiele des VfB gewesen, argumentierte Armbruster. Zudem habe der Fußball durch die Mieten des VfB und den Stadiongroschen erheblich zur Finanzierung von Umbauarbeiten im Stadion beigetragen. Darum sei es legitim, eine Fußballarena zu fordern. Heftig kritisierten die VfB-Fans, dass sich Oberbürgermeister Wolfgang Schuster für die Ausrichtung des Finales des internationalen Leichtathletikverbandes beworben hatte. Das "World Athletic Final" soll nun 2006 bis 2008 in Stuttgart stattfinden. Dies sei "ein weiterer Rückschlag im Kampf um ein reines Fußballstadion", so Armbruster. Nach dem Willen der Faninitiative soll der Umbau direkt im Anschluss an die Spiele der Fußballweltmeisterschaft beginnen.

Vor Kurzem waren die Ergebnisse einer neuen, vom VfB in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie bekannt geworden. Demnach soll es technisch möglich sein, das Spielfeld um vier Meter tiefer zu legen und steilere Tribünen zu bauen. Der Umbau würde 50 bis 70 Millionen Euro kosten. Dies müsste nach Meinung der Stadt der Club bezahlen.

Stuttgarter Nachrichten  26.09.2005

VfB-Fans demonstrieren für neue Fußballarena

"Ein reine Fußballarena ist der Traum vieler Fans des VfB Stuttgart. Mit einem Demonstrationszug durch die Innenstadt wollen am Sonntag rund 1000 Fußballanhänger Druck auf die Stadt ausüben, das Stadion baldmöglichst umzubauen.
Laute Gesänge hallen durch die Innenstadt und über den Schlossplatz. Die Stimmung bei den Fans ist gut. Was ihnen in den Häuserschluchten der City gelingt, fällt aus Sicht der rund 1000 Demonstranten im Gottlieb-Daimler-Stadion schwer. "Man kann kaum eine Heimspielatmosphäre schaffen", klagt Oliver Schätzle, ein treuer VfB-Fan mit jahrelanger Stadionerfahrung. Spielverderber ist die Leichtathletiklaufbahn, darin sind sich die Fans einig.
"Wir brauchen ein reines Fußballstadion. Wenn dort die Stimmung stimmt, kommen die Leute - egal, ob wir oben stehen oder auf Tabellenplatz zwölf", meint Schätzle. "Dieses Stadion ist alle 14 Tage unsere Heimat, unser Wohnzimmer. Und da muss die Laufbahn raus", fügt VfB-Anhänger Thomas Schäufele hinzu. Fußball in der Bundesliga ohne entsprechendes Stadion sei ein enormer Standortnachteil des VfB gegenüber anderen Vereinen.
Doch einem schnellen Umbau des Daimlerstadions in eine Fußballarena steht zunächst das World Final der Leichtathleten im Weg. Die Stadt hat sich bis 2008 die Austragung dieser Veranstaltung gesichert. Die Fans sehen in ihrem jetzigen Begehren für eine Fußballarena aber keine verlorene Liebesmüh.
"Warten wir mal ab, wie erfolgreich das World Final wird. Wir werden bereits 2006 fragen, ob es sich gelohnt hat", kündigt Andreas Armbruster, Initiator der Fan-Demo, an. Er ist sich sicher, dass das Stadion größtenteils leer bleibt oder nur mit einer Flut von Freikarten zu füllen ist. Armbruster will dann erneut mit einer Demonstration erreichen, dass das World Final 2006 der Abschied der Leichtathletik aus dem Gottlieb-Daimler-Stadion wird. Es ist wohl zu erwarten, dass einige Fans erst Ruhe geben werden, wenn die Stadt ihren Traum von einer Fußballarena erfüllt - egal, ob das World Final ein Erfolg wird oder nicht."

13.9.2005  Stuttgarter Nachrichten

 

VfB: Fußballstadion mit 53000 Plätzen machbar

Der VfB Stuttgart plant weiter an einem reinen Fußballstadion. Eine Studie bescheinigt dem Club, dass der Umbau des Daimlerstadions in eine Arena mit 53 000 Plätzen machbar sei. Konzept, Kosten und Finanzierung sind jedoch noch nicht geklärt.
Ob es ein Vergnügen sein wird, ist dahingestellt. Auf jeden Fall hat der VfB für nächsten Mittwoch die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats ins Daimlerstadion geladen, sich das Spiel gegen den Hamburger SV anzuschauen. Vordergründig möchte man die Kooperation mit dem PSV Stuttgart vorstellen, die eine Modernisierung der Sportanlagen beider Vereine und deren gemeinsame Nutzung vorsieht. 2,1 Millionen Euro kostet dies, die Hälfte soll die Stadt tragen. Auf größeres Interesse dürfte die Zukunft der städtischen Immobilie Daimlerstadion stoßen. "Wir rechnen damit, dass es Fragen dazu gibt", sagt Vorstandsassistent Stefan Heim. Und da wird man dann den Stadträten erklären, dass eine Studie des Büros Arat, Siegel und Partner die technische Machbarkeit eines Umbaus zur Fußballarena mit 53 000 Sitzen bescheinigt.
Drei Jahre wird man ohnehin noch warten müssen, denn bis 2008 werden die World Finals der Leichtathleten im Daimlerstadion ausgetragen. Doch der VfB sucht rechtzeitig Verbündete. Nicht noch einmal wie beim ersten Anlauf vor zwei Jahren, so das Kalkül, soll ihn der Vorwurf treffen, man plane hopplahopp und hinter dem Rücken der Stadt. Vor vier Wochen war VfB-Präsident Erwin Staudt bei Wolfgang Schuster, um den Oberbürgermeister zu informieren, dass der Verein an seinen Plänen für ein Fußballstadion festhält und in einer Studie die Umsetzbarkeit prüfe. Damals hat Schuster zwei Bedingungen formuliert: Es gibt kein Geld von der Stadt, und mindestens 50 000 Besucher müssen Platz finden.
Letzteres könne man garantieren, sagt nun der VfB, und untermauert dies mit der Studie. Es sei möglich, das Spielfeld um vier Meter abzusenken. Für den Bau bräuchte man eine Hebeanlage, die das Grundwasser herauspumpt. Zum Schutz müsste das Spielfeld in einer Betonwanne ruhen. Rasen inklusive Drainage und Heizung müsste man in einer 70 Zentimeter tiefen Schicht unterbringen. Durch das Tieferlegen des Feldes gewinnt man Höhe für den Neubau der Kurven und dadurch mehr Kapazität. Auf den neuen und steileren Kurven, die bis zu 7,50 Meter ans Feld heranrücken, sollen je 10 153 Zuschauer Platz finden. Haupt- und Gegentribüne würden nach unten gezogen und erweitert. Auf der Haupttribüne würden so 2405 neue Plätze entstehen, auf der Gegengerade 3568. Die Kurven werden über vier Türme erschlossen. Für das Dach gibt es mehrere Varianten: Von einer kompletten Überdachung bis zur Beibehaltung des Ist-Zustands.
Eine Frage des Preises. Vor zwei Jahren scheiterte der VfB daran, die vom Gemeinderat geforderten 15 Millionen Euro für den Umbau aufzutreiben. Und ist dieses Mal die Finanzierung gesichert? Ideen hat man schon gesammelt. Durch das Vorrücken der Tribünen könnten zwei je 3400 Quadratmeter große Hallen entstehen, die für Veranstaltungen nutzbar seien. Dazu laufe der Stadiongroschen 2008 aus und könne für den Umbau genutzt werden. Zudem liebäugelt man mit dem Verkauf der Namensrechte für die Kurven. Doch das ist dem VfB noch zu weit gedacht.
Heim: "Wir sind erst am Anfang und arbeiten Schritt für Schritt unsere Hausaufgaben ab." Nun folge der Auftrag für ein Gutachten "Wasserrechtliches Verfahren", die Festlegung eines gesellschaftlichen Konstrukts, Erstellen von Betreiberkonzept, Kosten, Finanzierung, Zeitrahmen, Projektplanung. Sei all dies geklärt, wolle man mit einem schlüssigen Konzept bei der Stadt vorstellig werden.
Zeit dafür wird man haben. Finanzbürgermeister Michael Föll: "Wir haben deutlich gemacht, dass es vor 2008 keine Entscheidung geben wird." Man werde dem VfB bis dahin alle Daten bereitstellen, die er brauche. Das betrifft zunächst ein anderes Cannstatter Heiligtum, das Mineralwasser. Föll: "Der Umbau würde die Vorkommen dort wohl nicht schädigen." Mehr Skepsis klingt bei einem anderen Punkt an. "Die Stunde der Wahrheit schlägt, wenn der VfB sein Finanzierungskonzept präsentieren muss.

 

10.9.2005  Stuttgarter Zeitung

 

Das Spielfeld kommt eine Etage tiefer
 
Erste Skizzen vorgelegt
 
Der Traum des VfB Stuttgart vom Umbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena wäre technisch erfüllbar. Das ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie. Das Spielfeld könnte vier Meter tiefer gelegt werden, dann wäre Platz für 53 000 Besucher.

Von Jörg Nauke

Die Ausgangslage: Vor einem Monat hat OB Wolfgang Schuster (CDU) dem VfB-Präsidenten Erwin Staudt die Bedingungen für einen Umbau des Stadions mit Leichtathletiklaufbahn in eine reine Fußballarena genannt: Eine Kapazität von 50 000 Zuschauern - und der Bundesligist müsste das Projekt ohne städtische Hilfe stemmen. Der Besprechung war ein Streit vorausgegangen. Während der VfB gleich nach der WM im nächsten Jahr die Planungen umsetzen wollte, hatte sich Schuster für das Finale des internationalen Leichtathletikverbands beworben - und den Zuschlag für 2006 bis 2008 erhalten.

Der VfB hat nun Zeit, Umbauvorschläge zu entwickeln. Um das Oval in ein eckiges Stadion zu verwandeln, müssten die beiden Kurven abgerissen und die Neubauten näher an das Spielfeld gerückt werden. Bliebe man auf derselben Ebene, würde sich die Zuschauerkapazität von heute 56 800 Zuschauern bei Bundesligaspielen und von 54 107 bei internationalen Begegnungen auf inakzeptable 44 500 Plätze reduzieren, da die neuen "geraden Kurven" eine geringere Kapazität aufweisen. Ein weiterer Nachteil: Haupt- und Gegentribüne wären auch in diesem Fußballstadion so weit wie vorher von der Seitenauslinie entfernt. Bisher glaubte man auch, wegen des Mineralwassers das Stadion nicht tiefer legen zu können.

Technische Machbarkeit: Die Stadionarchitekten Arat, Siegel & Partner haben im Auftrag des Projektsteuerers Christoph Erhardt vom Büro Professor Weiss & Partner und auf Wunsch des VfB erste Skizzen für ein solches Fußballstadion erarbeitet. Sie sind der Stadt noch nicht bekannt, Präsident Staudt will sie nun den Ratsfraktionen vorstellen. Laut Entwurf ist der Umbau möglich. Er sieht vor, das Spielfeld um vier Meter nach unten zu verlegen. "Man darf graben, nur nicht die Tonschicht durchstoßen, die als Dichtung fungiert", sagen die Architekten. Die benachbarte Neue Arena fußt auch auf 500 Betonpfählen. Aber man bräuchte eine Hebeanlage, die das überschüssige Wasser aus der Baustelle pumpt; später müsste eine Betonwanne eingebaut werden. Vorgesehen wäre ein spezieller, nur rund 70 Zentimeter hoher Rasenaufbau inklusive Drainage und Rasenheizung. Der Tribünenausbau würde in Abschnitten erfolgen, die Rasenfläche in einem Zug tiefer gelegt.

Die Leichtathletikbahn müsste verschwinden. Die bestehenden Haupt- und Gegentribünen würden stattdessen nach unten um mehrere Reihen erweitert. Die neuen Tribünen wären steiler als die heutigen (siehe Grafik). Der Mindestabstand zur Außenlinie beträgt sechs Meter, zur Torlinie zehn Meter. Auf der Haupttribüne würden 2405 attraktive Plätze neu geschaffen, auf der Gegengeraden 3568. Hinter den Toren ist Platz für je 10 153 Zuschauer, das sind (je nach Begegnung) zwischen 1700 und 4000 weniger als heute. Allein durch den Wegfall des Marathontors gewinne man aber 1408 Plätze. Der Zugang zu den neuen Kurven würde über Türme erfolgen; die Ecken wären offen, sodass der Rasen mehr Licht bekommen würde. Das ovale Stadiondach soll in seiner Grundform erhalten bleiben. Weil die hinzugewonnenen Tribünenplätze am Spielfeldrand auch überdacht sein müssen, wird das Dach nach innen erweitert. Dafür gebe es mehrere Verfahren, sagen die Architekten in Abstimmung mit den Tragwerksplanern Schlaich, Bergermann und Partner, beispielsweise durch ausfahrbare Markisen. Die Erweiterungen wären verbunden mit Verstärkungen im Tragwerk. Auch ein komplett verschließbares Dach wäre theoretisch möglich.

Die finanzielle Dimension: Der VfB Stuttgart sagt, er wolle den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun. Erst sei geprüft worden, ob der Umbau ginge, dann wird nach Finanzierungsmöglichkeiten geschaut. Man geht von Kosten in Höhe von 50 bis 70 Millionen Euro aus. Dafür sucht Erwin Staudt - wie beim Eventcenter - einen Investor. Dieser könnte die Flächen in den neuen Tribünen vermarkten. Außerdem entstehen dahinter je 3400 Quadratmeter Freifläche. Denkbar wären Einkaufszentren (Media-Markt, Obi, Ikea), in Basel gibt es im Stadion sogar ein Altenheim. Für weniger wahrscheinlich hält der VfB einen Kauf des Stadions zum Buchwert von 98 Millionen Euro. Der Klub hofft auf Mehreinnahmen durch einen optimierten (Eigen-)Betrieb der Arena und eine längere Verweildauer der Fans. Das Durchschnittstagesticket kostet in Stuttgart 22,56 Euro - in Hamburg 24,35 Euro, in Gladbach 27,83 Euro und 31,13 Euro in Hannover. Schon ein Euro Erhöhung bringt dem Klub eine Million Euro Mehrumsatz. In Schalke verzehrt der Durchschnittsfan 3,60 Euro, im Daimlerstadion nur 1,50 Euro - die Differenz summiert sich auf mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr.

 

18.8.2005  Esslinger Zeitung

Festwiese keine Alternative zum Daimlerstadion

VfB will Machbarkeit zum Umbau des Stadions in eine Fußballarena prüfen lassen - WLV-Präsident fordert neues Leichtathletik-Konzept

Stuttgart - VfB-Präsident Erwin Staudt und Oberbürgermeister Wolfgang Schuster haben in den Sommerferien das Kriegsbeil begraben. Dennoch macht die Diskussion um den möglichen Ausbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena keine Pause.

Von Manfred Abt

Vor seinem Urlaubsbeginn machte der OB in einem persönlichen Gespräch mit Staudt noch einmal deutlich, dass er volles Verständnis für den Wunsch des Bundesligavereins und dessen Fans nach einem reinen Fußballstadion habe. Deshalb sei die Stadtverwaltung damit einverstanden, dass der VfB jetzt eine Machbarkeit eines solchen Projekts prüfen lasse. Mehr noch: Der OB habe sogar die Bereitschaft der Stadt signalisiert, dem Verein dabei behilflich zu sein, zum Beispiel bei der Frage der Tieferlegung des Spielfeldes und der damit verbundenen Problematik mit dem Grundwasser und den Mineralquellen.


50 000 Sitzplätze sind Minimum
Dennoch bleibt der Oberbürgermeister bei seiner bekannten Forderung, dass das Daimlerstadion auch ohne Leichtathletik-Rundbahn mindestens 50 000 Sitzplätze aufweisen muss. Zudem könne der VfB bei einem eventuellen Umbau des Stadions in eine reine Fußballarena mit keiner finanziellen Unterstützung der Landeshauptstadt rechnen.

Sollte der Umbau machbar und finanziell vertretbar sein, können die Pläne ohnehin nicht vor dem Jahr 2009 realisiert werden. Denn bekanntlich finden von 2006 bis 2008 im Gottlieb-Daimler-Stadion jeweils die Leichtathletik World Finals statt. OB Schuster wertet dies als großen Erfolg, "dass wir ohne Ausschreibungsverfahren das World Final bis 2008 bekommen haben". Danach sehe man weiter.

Im Stuttgarter Rathaus hat man inzwischen noch einmal aufgelistet, was die Modernisierung des Daimlerstadions kostet: Für alle drei Bauabschnitte kommen 135 Millionen Euro zusammen. Dafür hat das Land Zuschüsse von 28 Millionen Euro bewilligt, DaimlerChrysler und EnBW steuern 7,8 Millionen Euro bei, während die Landeshauptstadt mit 98 Millionen Euro den Löwenanteil trägt. Damit kommen vom Steuerzahler 127 Millionen Euro, von denen der VfB wiederum mehr als 47 Millionen Euro im Lauf der nächsten 25 Jahre zurückbezahlt. Welche Alternative gibt es für die Leichtathleten, wenn die Rundbahn aus dem Daimlerstadion entfernt wird? "Da käme nur noch die Festwiese in Frage, aber diese müsste dringend saniert werden," so der Vorsitzende des Stuttgarter Sportkreises, Werner Schüle. Die Gegentribüne in dem Kleinen Stadion sei aus Sicherheitsgründen gesperrt und die Tartanbahn müsse erneuert werden. Aus diesem Grunde stünden auf der Prioritätenliste des Doppelhaushalts 2006/07 insgesamt 930 000 Euro für diesen Zweck. "Stuttgart sollte aber ein vernünftiges Stadion für internationale Leichtathletik-Wettkämpfe bereit halten, wenn wir nicht als Sportstadt belächelt werden wollen", so Schüle. Diese Meinung vertritt auch Jürgen Scholz, Präsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbands (WLV), der die Landeshauptstadt vor einer "sportlichen Monostruktur" warnt: "Man kann doch nicht alles dem Fußball opfern, denn schließlich gehört die Leichtathletik zu den Grundsportarten. Das Daimlerstadion habe als Austragungsort von Welt- und Europameisterschaften nicht nur die längste internationale Leichtathletik-Tradition aufzuweisen, sondern gehöre neben Berlin zu den Arenen mit der besten Infrastruktur in ganz Europa. Sollte dennoch König Fußball Oberhand gewinnen, müsste ein neues Sportstättenkonzept für die Leichtathletik in Stuttgart aufgestellt werden.
 

10.8.2005  Stuttgarter Zeitung

 

Wolfgang Schusters Faible für die Leichtathletik
 
Das Stadtoberhaupt pflegt internationale Kontakte bei der Weltmeisterschaft in Helsinki und gibt dem VfB Hausaufgaben auf
 
Wolfgang Schuster liebt die Leichtathletik - und knüpft dieser Tage während der WM in Helsinki neue Kontakte. Vor den Umbau des Daimlerstadions in eine Fußballarena setzt der Oberbürgermeister feste Bedingungen: 50 000 Plätze und keinen Euro aus der Stadtkasse.

Von Thomas Borgmann

Auf internationalem Terrain fühlt sich das schwäbische Stadtoberhaupt am wohlsten. Dann parliert Wolfgang Schuster, der einst an der Pariser Eliteakademie für Verwaltung studiert hat, munter drauflos. Auch des Englischen ist der Oberbürgermeister mächtig. Ob auf der Immobilienmesse Mipim in Cannes, ob auf einem Weltkongress zur Zukunft der Städte in Brasilia, ob bei den Olympischen Spielen in Sydney oder auch mit interessanten Gästen in der eigenen Amtsstube - Wolfgang Schuster sieht sich als einen Kosmopoliten in der Kommunalpolitik.

Dieser Tage hat der erste Mann im Stuttgarter Rathaus erneut die Gelegenheit, die Luft der großen weiten Welt zu atmen: bei der Weltmeisterschaft der Leichtathleten im altehrwürdigen Olympiastadion zu Helsinki. Mag auch das Abschneiden der deutschen Athleten in der finnischen Metropole alles in allem bescheiden bleiben - der Stuttgarter Oberbürgermeister besitzt ein Pfund, mit dem sich am Rand dieser Wettbewerbe prima wuchern lässt. Sein Trumpf heißt "Weltfinale" - eine hochkarätige Veranstaltung, die von 2006 bis 2008, vertraglich abgesichert, jeweils im September im Daimlerstadion stattfinden wird, erstmals am 9. und 10. September nächsten Jahres.

Während Wolfgang Schusters Mitarbeiter zu Hause eifrig darauf sinnen, wie die deutsche Steuerschuld auf die Siegprämien der Spitzenstars mit legalen Mitteln noch etwas gemildert werden könnte, setzt der Oberbürgermeister selbstbewusst darauf, dass seine Stadt seit der Leichtathletik-WM von 1993 in dieser Branche einen guten Namen hat. Wichtige Verbündete sind ihm schon sicher: So frohlockte der ZDF-Reporter Peter Leisl am letzten Sonntag aus Helsinki werbeträchtig darüber, dass man sich ja künftig einmal im Jahr in Stuttgart wiedersehe.

Wolfgang Schuster, gar kein Zweifel, besitzt ein Faible für die Leichtathletik. Sie soll ihm in den nächsten drei Jahren ein möglichst volles Daimlerstadion und jede Menge internationale Kontakte bescheren. Natürlich weiß der OB um die überragende Bedeutung der Fußball-WM im nächsten Juni und Juli. Doch mit dem VfB Stuttgart und seinem Präsidenten Erwin Staudt, übrigens ein SPD-Mitglied, hat der Christdemokrat Wolfgang Schuster neuerdings ein Problem.

Der Grund des Zerwürfnisses liegt in der vergangenen Woche: Als die Vergabe des Leichtathletik-Weltfinales nach Stuttgart bekannt wurde, wetterte Erwin Staudt öffentlich drauflos: "Ich bin sehr enttäuscht. Warum musste ich das aus der Zeitung erfahren?" Der VfB-Präsident war außer sich, schließlich bastelt er mit Eifer daran, das Daimlerstadion nach der WM 2006 in eine reine Fußballarena umzuwandeln.

Nun allerdings, während der OB in Helsinki die Honneurs macht, sickert aus dem Rathaus scheibchenweise die Wahrheit durch: Sehr wohl, so heißt es dort, habe Erwin Staudt gewusst, dass Stuttgart sich um ein international bedeutsames Leichtathletik-Event bemüht. Mehr noch: nach der Vergabe und noch vor seiner öffentlichen Kritik habe es einen Kontakt zwischen ihm und Wolfgang Schuster gegeben. Deshalb habe der OB erstaunt und auch verärgert die unerwartete Schärfe in der staudtschen Stellungnahme zur Kenntnis genommen.

In der Chefetage des Rathauses und bis in die Ratsfraktionen hinein sieht man die Sache so: Staudts alte Pläne sahen eine reine Fußballarena mit nur 40 000 Plätzen vor. Doch in so ein Stadion hätte die Fifa gar keine WM-Spiele vergeben. Viel zu klein. Überdies habe der VfB-Präsident kein Geld gehabt für sein Projekt - der Gemeinderat könne dafür beim besten Willen keine Steuergelder bewilligen. Nicht zuletzt schulde der Verein der Stadt 40 Millionen Euro für seinen Anteil an dem von der Stadt bezahlten, noch laufenden Ausbau des Stadions. Staudts Vorgänger Manfred Haas habe 2003 sogar um Stundung der ersten von 25 Jahresraten über 2,6 Millionen Euro nachgesucht. Die Stadt sei dem VfB damals entgegen gekommen; immerhin, für 2004 und 2005 seien die Raten vertragsgemäß überwiesen worden.

Noch vor seiner Abreise nach Helsinki hat Wolfgang Schuster seine Bedingungen an den VfB für die Zeit nach 2008 klar formuliert: 50 000 Plätze im Daimlerstadion, Bezahlung der anstehenden Schulden und keinen Cent aus der Stadtkasse für den Umbau in ein reines Fußballstadion. Ob Erwin Staudt das erfüllen kann, ist zumindest fraglich. Von den atmosphärischen Störungen zwischen ihm und dem OB ganz zu schweigen.
 

3.08.2005  SWR-Nachrichten

Das Leichtathletik-Weltfinale soll in den Jahren 2006 bis 2008 in Stuttgart ausgetragen werden. Staudt wirft der Stadt laut einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" vor, die Verantwortlichen wüssten genau, dass der VfB mit Experten wegen des Umbaus nach 2006 im Gespräch sei. Staudt moniert: "Es gab eine klare Absprache zwischen dem OB und uns, dass wir bis 2006 nicht mehr über ein Fußballstadion reden. Danach suchen wir einen  gemeinsamen Weg"

Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) reagierte verständnislos auf die Vorwürfe: Schließlich hätten der VfB und sein Präsident sehr wohl davon gewusst, dass sich Stuttgart um dieses Weltfinale beworben habe. Es würde ohnehin noch zwei Jahre dauern bis konkrete Pläne vorlägen und man mit dem Umbau beginnen könne. Zudem lägen ihm keine neuen Pläne des VfB in dieser Sache vor.

Vor drei Jahren hatte der Stuttgarter Gemeinderat den Umbau in ein Fußballstadion ohne Laufbahn abgelehnt, da bei der Finanzierung eine Deckungslücke von 15 Millionen Euro entstanden war. Allerdings wird das Daimler-Stadion derzeit für rund 51 Millionen Euro für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aufgerüstet.

2.8.2005  Stuttgarter Nachrichten

 

Entscheidung in Helsinki: Von 2006 bis 2008 gastiert das World Athletics Tour Final - Kritik vom VfB
Stuttgarts Comeback als Leichtathletik-Stadt
 
Helsinki - Stuttgart hatte auf der Zielgeraden die Konkurrenten bereits abgeschüttelt. Am Montag ging die Stadt als klarer Sieger durchs Ziel: Das World Athletics Tour Final der Leichathletik geht von 2006 bis 2008 im Daimlerstadion über die Bühne.

VON GUNTER BARNER

Die Entscheidung traf der Council des Welt-Leichtathletik-Verbandes (IAAF) am Montagnachmittag. Mit dem Zuschlag für die baden-württembergische Landeshauptstadt verbindet die IAAF die Hoffnung eines Neustarts für den sportlichen Hochkaräter. Das Finale der weltumspannenden Serie von Leichtathletik-Meetings dümpelte zuletzt in Monte Carlo vor spärlicher Kulisse vor sich hin. Dem Fürstentum, Sitz der IAAF, bleibt als Trostpflaster das Weltcup-Finale, eine Abendgala mit Weltstars, die alle vier Jahre über die Bühne geht.

Am 9. und 10. September 2006 werden die besten Sprinter, Werfer und Springer der Weltserie erstmals in Stuttgart die Könige einer jeden Disziplin unter sich ausmachen. Große Namen und starke Leistungen sind sozusagen garantiert. Es gibt beim Tour-Finale keine Qualifikation und Vorläufe. Es geht an zwei Tagen Schlag auf Schlag: Die acht Besten einer Disziplin suchen in 36 Wettbewerben im umgebauten Daimlerstadion ihren Champion.

"Fußball-WM 2006, Handball-WM, Rad-WM und Turn-WM 2007 und nun von 2006 bis 2008 ein Leichtathletik-Ereignis der Weltklasse, das kann keine andere Stadt bieten", freute sich Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster über die Nachricht aus Finnland. In Helsinki beginnen am Wochenende die Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Für die Sportstadt Stuttgart sei das World Athletics Tour Final eine weitere Herausforderung und ein absoluter Höhepunkt, sagte OB Schuster.

Das Saisonfinale der Topathleten wird mit einem Etat von 1,5 Millionen Euro pro Veranstaltung veranschlagt. Die Preisgelder für die Athleten übernimmt die IAAF. Die Sieger kassieren 30 000 Dollar, für Rang zwei gibt es 20 000, für den Dritten immerhin noch 12 000 Dollar. Wie viel davon am Ende bei der Stadt Stuttgart hängen bleibt, ist noch ungewiss. "Wir gehen jetzt in die Detailplanungen, aber klar ist, dass wir das Ereignis bestmöglich vermarkten wollen", sagt Jörg Klopfer, Sprecher von in.Stuttgart, der Veranstaltungsgesellschaft.

Oberbürgermeister Wolfgang Schuster hatte sich im Team mit Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) seit längerer Zeit um das Meeting bemüht. Auch Helmut Digel, Direktor am Sportinstitut der Uni Tübingen und Vizepräsident des Welt-Leichtathletik-Verbandes, hatte die Stuttgarter Bewerbung unterstützt. "Das ist eine tolle Nachricht für die deutsche Leichtathletik", sagte Prokop, "damit sind die Laufbahn und der Leichtathletik-Standort Stuttgart bis 2008 gesichert." Nach Informationen unserer Zeitung denkt die Stadt daran, den Vertrag mit der IAAF möglicherweise über 2008 hinaus zu verlängern.

Im Lager der Leichtathleten wurden am Montag Erinnerungen an 1993 wach, als Stuttgart in einer faszinierenden Atmosphäre die Weltmeisterschaft ausrichtete. Allerdings scheiterten danach die Bemühungen, ein Freiluft-Meeting in Stuttgart dauerhaft und kostendeckend zu etablieren. Die nächste Leichtathletik-WM auf deutschem Boden findet 2009 in Berlin statt.

Mit Kritik reagierte der VfB Stuttgart auf die Pläne der Stadt. "Wir haben uns an die Absprache gehalten, vor der WM 2006 nicht mehr öffentlich über das reine Fußballstadion zu diskutieren", sagte Erwin Staudt unserer Zeitung, "wir wurden über das Vorgehen der Stadt nicht informiert." Offenbar sei man in die Überlegungen nicht eingebunden gewesen. "Man stellt uns vor vollendete Tatsachen", ärgert sich der VfB-Chef, "und dies, obwohl wir das ganze Jahr über ein toller Werbeträger für Stuttgart sind." Für ihn ist das Projekt "reines Fußballstadion" dennoch nicht gestorben. Man prüfe derzeit mit Architekten die technischen Möglichkeiten, die ein Heranrücken der Kurven ans Spielfeld ermöglichen. "Wenn das klappt, können wir in absehbarer Zeit auch die Finanzierung sicherstellen", sagt Staudt.


 

1.08.2005   Offizielle VfB-Homepage www.vfb.de

 

"Der Vorgang ist für mich befremdlich"

Am heutigen Montag wurde in Helsinki vom Council des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF entschieden, das World Athletics Final in den Jahren 2006 bis 2008 im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion auszutragen.
VfB-Präsident Erwin Staudt zeigt sich von dieser Entscheidung irritiert und sagte: "Der Vorgang ist für mich befremdlich, da es eine klare Übereinkunft gab, vor der WM 2006 keine Stadiondiskussion in der Öffentlichkeit zu führen. Jetzt scheint es so, dass vollendete Tatsachen geschaffen werden sollen. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass für den VfB Stuttgart klar ist, dass ein Fußballstadion kommen muss!"

 

Der VfB bringt der Stadt Geld ein

In diesem Zusammenhang verwies Staudt darauf, dass bereits Planungen am Laufen seien. Staudt ergänzte: "Derzeit sind wir mit Architekten im Gespräch, die eine Machbarkeitsstudie über eine Umwandlung der Kurven erstellen. Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster hat im Zusammenhang mit der Vergabe des World Athletics Final gesagt, dass der VfB mindestens bis 2008 für seine Planung benötige. Dem möchte ich ganz klar widersprechen. Der VfB möchte keinen Krieg mit der Stadt, aber auch wir haben ganz klare Vorstellungen vom Leben. Der VfB ist das ganze Jahr über Werbeträger für die Stadt und die Region und in diesem Zusammenhang möchte ich anmerken, dass der VfB von der Stadt kein Geld bekommt, sondern ihr Geld einbringt."

 

29.7.2005  Stuttgarter Nachrichten


Staudt setzt weiter auf Fußballarena

Stadionpläne auf Eis - aber nur bis 2006

Stuttgart (tn) - Der Umbau des Daimlerstadions ist nahezu abgeschlossen, doch die Debatte um eine reine Fußballarena in Stuttgart ist damit nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Trotz der Pläne von OB Wolfgang Schuster, für die nächsten drei Jahre das World Final der Leichtathleten nach Stuttgart zu holen, setzt der VfB mehr denn je auf ein Umdenken des Gemeinderats. "Ich habe den Eindruck, bei den Verantwortungsträgern der Stadt Stuttgart reift langsam das Bewusstsein, dass wir dem reinen Fußballstadion nach der WM 2006 näher treten müssen", sagte VfB-Präsident Erwin Staudt beim Redaktionsbesuch unserer Zeitung. Staudt bezeichnete die Pläne des Vereins als unabdingbar, "um die Wettbewerbsgleichheit mit den anderen Bundesligavereinen zu halten". Die Konkurrenz, die ihre Heimspiele in reinen Fußballarenen austrage, habe "eindeutige ökonomische Vorteile". Die Stimmung wirke sich "auch auf die Leistungsbereitschaft der Heimmannschaft aus". Die Stadt und der VfB hätten die Sprachregelung getroffen, das Thema bis nach der WM 2006 zu vertagen. Staudt: "Daran halten wir uns."

100 Millionen Euro hat die Sanierung des Daimlerstadions gekostet - mit Laufbahn. Damit sich die Investitionen lohnen, will Schuster das Saisonfinale der weltbesten Leichtathleten vom bisherigen Standort Monte Carlo übernehmen. Ein Stadionumbau wäre dann frühestens 2008 möglich. Das Council des Weltverbandes IAAF entscheidet an diesem Wochenende über die Vergabe des World Final.

 

27.7.2005  Stuttgarter Nachrichten

 

VfB-Granden loben sich vor ihren Mitgliedern gegenseitig - Keine sportliche Analyse
Die rote Welt duldet keine Kritik

Es ist nicht alles wie geplant gelaufen. Ein paar Störenfriede haben die harmonische rote Welt doch noch etwas aus den Fugen gebracht. Mit einem Schlag drohte auf der Hauptversammlung des VfB sogar ein Eklat. Mitglieder erdreisteten sich bei der Aussprache, Präsident Erwin Staudt und den Aufsichtsrat zu kritisieren. Und das nach einem warmen Bad in gegenseitigem Lob, Schulterklopfen und Applaus.

Plötzlich war aus einer multimedial überfrachteten, virtuell erscheinenden Sehnsuchtsveranstaltung wieder etwas Handfestes geworden: die Mitgliederversammlung eines Fußballvereins - mit allen Ecken und Kanten. Vor allem mit rauen Tönen. Die finanzielle Gesundung des Vereins, von den meisten Mitgliedern bewundert, ist für eine kleine Opposition im Club eher ein Ausweis der sportlichen Inkompetenz in der Führungsriege. Auf Kosten der Verkäufe von Kevin Kuranyi und Alexander Hleb habe sich der Verein saniert. Motto: "Wir waren 25 Jahre ein Politikverein, jetzt sind wir ein Wirtschaftsverein." Der Vorwurf lautet: Kein ehemaliger Fußballprofi sitze in einem entscheidenden Gremium des Clubs.

Erwin Staudt reagierte darauf scharf - um nicht zu sagen: Der Chef der Roten hatte kurz die Contenance verloren. "Ich kenne keinen Ex-Profi, der uns weiterhilft", polterte er durch den Beethovensaal der Liederhalle. Schließlich sei eine Reihe ehemaliger Profis in leitender Funktion gescheitert.

So bleibt also alles, wie es ist: Der VfB Stuttgart wird weiterhin von Finanz-, Marketing- und Wirtschaftsexperten geführt. Bezeichnend: Sportdirektor Herbert Briem war an diesem Abend nicht gefragt. Er saß still in der ersten Reihe. Dabei sehnten sich die Mitglieder nach einer sportlichen Analyse inklusive eines fundierten Ausblicks.

Immerhin, andere Sorgen und Bedenken der Mitglieder hat die Führungsmannschaft mehr oder weniger ernst genommen:

Der Streit um das Wappen: Traditionalisten stört der Namenszug Stuttgart im Wappen. Sie fordern das Gründungsdatum 1893 zurück. Staudt dazu: "Es gibt fast keine Logos mehr, die sich nicht mit der Zeit entwickelt haben."

Der Frust über die Laufbahn im Stadion: Die Mitglieder registrieren mit Unverständnis die Absicht von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, ein Leichtathletikmeeting in Stuttgart zu etablieren. Das zerstöre den Traum einer reinen Fußball-Arena endgültig. Staudt räumte ein, dass ihn Schusters "unabgesprochener Vorstoß" irritiert habe. Dies habe er dem OB bereits mitgeteilt. Dann versicherte er den Mitgliedern: "Wir arbeiten zusammen mit Architekten mit Hochdruck an einer

Lösung."

Das Namensrecht des Stadions: "DaimlerChrysler lässt den VfB kostenlos für sich werben. Kann sich das ein Weltkonzern moralisch leisten?", fragte ein Mitglied den Aufsichtsrat und DaimlerChrysler-Manager Joachim Schmidt, "wann ist Ihr Unternehmen bereit, diese Werbeleistung angemessen zu bezahlen?" Schmidt verwies darauf, dass der Konzern dem VfB bereits kostenlos den Mannschaftsbus zur Verfügung stelle und die Spieler günstig mit Autos ausstatte.

Diese Antwort quittierten die Mitglieder mit höhnischem Gelächter und Pfiffen. Plötzlich dachte jeder: Football is coming home. Echte Stimmung ersetzte plötzlich die sterile Atmosphäre. Martin Haar

 

14.7.2005  Netzeitung

 

IAAF plant moderne Super-Leichtathletik-Serie
 

Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) will seine in die Jahre gekommene Grand-Prix-Struktur reformieren und bereits 2006 mit einer modernisierten World Athletics Tour durchstarten. Zur neuen Super-Serie sollen rund 20 Meetings auf allen Kontinenten, darunter das Berliner Istaf, gehören. «Wir wollen alte Zöpfe abschneiden und zeigen, dass wir zur Modernisierung fähig sind», sagte IAAF-Vizepräsident Helmut Digel am Mittwoch in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

 

Er sei sich «sehr sicher», dass das Projekt am 15. August vom IAAF-Council in Helsinki abgesegnet wird. «Wir wollen das jetzt anpacken und zeigen, dass die Leichtathletik gegenüber anderen Sportarten konkurrenzfähig ist», erklärte Digel. Die neue Welt-Tour soll hochkarätige Meetings in drei Leistungsklassen auf allen Kontinenten umfassen; zur höchsten der drei Kategorien, Digel sprach von der «Elitegruppe», wird auch wieder das Berliner Istaf gehören. Die 1998 ins Leben gerufene Golden League wird im WM-Jahr 2005 aber ihre letzte Saison erleben.

Die IAAF setzt künftig auf Klasse statt Masse. In diesem Jahr gehören insgesamt 34 Meetings - Golden League, Super Grand Prix, Grand Prix und Grand Prix II - zur Serie. «Die Zahl der Meetings soll radikal reduziert werden», kündigte IAAF-Chefvermarkter Digel an. «Auch für die Athleten macht die Struktur Probleme.»

Diskutiert wird zudem eine Auf- und Abstiegsregelung zwischen den Meetings der einzelnen Kategorien. «Wer die Qualität nachweist, kann an die Tür klopfen und aufsteigen», sagte der IAAF-Vizepräsident und nannte London und Lausanne als mögliche Anwärter. Ob es den goldenen Millionen-Jackpot in der neuen Premium-Serie weiterhin geben wird, bezeichnete Digel als eine der wenigen offenen Fragen.

Als künftige Veranstaltungsorte nannte der Tübinger Sportsoziologe unter anderen Sydney oder Melbourne, Osaka oder Yokohama, Dakar sowie jeweils ein Top-Meeting in den USA und Südamerika. Dazu kommen die besten Europa-Meetings, darunter die bisherigen Golden-League-Klassiker Paris, Rom, Oslo, Zürich, Brüssel und Berlin.

Offen ist noch, wo 2006 das traditionelle Saisonfinale stattfindet. Als künftiger Ausrichter für das World Athletics Final, das in diesem Jahr letztmals in Monte Carlo stattfindet, hat die Bewerberstadt Stuttgart laut Digel «sehr gute Chancen».

Werden die Karten für 2006 neu gemischt, ist das Berliner Istaf ein Trumpf. Das traditionsreiche Internationale Stadionfest landete in einer internen Qualitätsbewertung der Golden-League-Serie 2004 hinter Zürich und Brüssel auf einem respektablen dritten Platz. Ein Abstieg in die Niederungen der Grand-Prix-Szene droht derzeit nicht. «Das Istaf 2004 war eine absolute Spitzenveranstaltung», lobte Digel.

Berlin konnte sogar das Pariser Meeting im Stade de France, das mehr Zuschauer und einen größeren Etat hat, hinter sich lassen. Bewertet wurde neben dem sportlichen Stellenwert auch die Organisation - vom Transport über die Hotels, vom Stadion bis zum Service.

 

17.6. 2005  Stuttgarter Nachrichten

 

Reines Fußballstadion? Rote Karte für die Laufbahn

Laufbahn großartig für Sportstadt Stuttgart

Bekommt Stuttgart den Zuschlag für die Leichtathletik-World-Finals 2006 bis 2008, liegen die Pläne des VfB Stuttgart für ein reines Fußballstadion weitere Jahre auf Eis. Eine Entwicklung, die das Lager der Sportfans spaltet: Leichtathletik-Freunde sind be-, Fußball-Anhänger entgeistert.

PRO

Kaum zu glauben. Fußball boomt, die Weltmeisterschaft ist 2006 zu Gast bei Freunden, in vielen deutschen Städten sind hypermoderne Fußball-Tempel entstanden. Und was macht Stuttgart? Die Stadt greift tief in die Tasche, um drei Jahre lang ein Leichathletik-Spektakel ins Daimlerstadion zu locken, das als Durchlauferhitzer für die ohnedies schrumpfende Gemeinde der Sprinter, Springer und Stoßer zwar taugen mag, aber die Anforderung am Ort ignoriert.

Früher oder später: Stuttgart wird sich entscheiden müssen. Will die Stadt im Sport von allem nur ein wenig? Oder will sie eines ganz - den Fußball und den VfB? So viel ist unbestritten: Die einzige Konstante im Spitzensport von Stadt und Region ist der VfB Stuttgart. Und wer die Dinge ohne Neidreflex auf gut bezahlte Fußballprofis und publicity-wirksame Funktionäre analysiert, wer das Daimlerstadion mit den Toparenen anderswo in Deutschland und Europa vergleicht, der weiß um den Unterschied. Über kurz oder lang wird es passieren: Rote Karte für die Laufbahn!

Stuttgart braucht keine romantisch verklärte Erinnerungsausgabe an die Leichtathletik-WM 1993, sondern ein konkurrenzfähiges Fußballstadion auf der Höhe der Zeit. Klar ist aber auch: Der VfB muss Möglichkeiten der Finanzierung auf den Tisch legen, die nicht nur fordern, sondern helfen.

CONTRA

9,77 Sekunden. Neuer 100-Meter-Weltrekord im Athener Olympiastadion! Das hat gerade die Welt elektrisiert. 2006 können wir Sprinter Asafa Powell im Daimlerstadion sehen. Die weltbesten Leichtathleten sollen kommen - und das drei Jahre in Folge. Es sieht ganz so aus, als sollte OB Schuster den großen Coup landen, den er in Monte Carlo beim Leichtathletik-Weltverband clever eingefädelt hat. Für viele Sportfans in der Region würde ein Traum wahr.

Zudem kann Stuttgart sein Image als Sportstadt mit den World Finals besser aufpolieren als mit jedem Fußballspiel. Das große Saisonfinale mit allen Stars ist höher einzustufen als jedes Golden-League-Meeting in Brüssel, Oslo oder Paris. Die Bilder aus Stuttgart werden um die Welt gehen, das garantiert die Vermarktung durch die Europäische Fernseh- und Rundfunkunion EBU.

Klar, ein solch hochkarätiges Ereignis ist nicht für umsonst zu bekommen. Doch wer dies beklagt, sollte wissen, dass die Stadt allein sechs Millionen Euro in das Begleitprogramm der Fußball-WM steckt. 100 Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren in die Sanierung des Daimlerstadions geflossen - mit Laufbahn. Eine weise Entscheidung. Denn die Laufbahn bietet die großartige Chance auf Sportereignisse, von denen Städte mit reinen Fußballarenen nicht mal mehr träumen können.

 

Anmerkung Pro-VfB-Stadion: In Athen waren 5000 Zuschauer !!!

 

17.6.2005  Stuttgarter Nachrichten

 

Stadträte für Leichtathletik-Top-Ereignis

Gute Chancen auf World Finals 2006 bis 2008 - VfB: Fußballarena bleibt Thema

Die Pläne von OB Schuster, die weltbesten Leichtathleten bei den World Finals 2006 bis 2008 in Stuttgart zu präsentieren, heizt die Stadiondiskussion neu an. Denn der VfB müsste dann seine Hoffnung auf eine Fußballarena für die nächsten Jahre begraben.

VON JÖRG HAMANN

Für das World Final qualifizieren sich die nach einer Serie von 26 Meetings weltweit besten Leichtathleten. In den vergangenen Jahren wurde dieses Finale in Monte Carlo ausgetragen, wo der Leichtathletikweltverband IAAF seinen Sitz hat. Dort ist der Publikumszuspruch jedoch gering. Deshalb hat das IAAF-Council Präsident Lamine Diack autorisiert, das Finale 2006 neu zu vergeben. OB Wolfgang Schuster hat Diack vergangene Woche in Monaco jedoch deutlich gemacht, dass er die hochkarätige Veranstaltung wenn dann gleich für drei Jahre in Stuttgart haben wolle. Einen entsprechenden Beschluss soll jetzt das IAAF-Council Ende Juli vor der WM in Helsinki treffen. Für Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV), eine Formsache: "Wer die Struktur des Weltverbands kennt, weiß, dass Diacks Wunsch erfüllt wird, wenn er sich für Stuttgart einsetzt." Danach müsse zwar formal der DLV-Verbandsrat beschließen, sich mit Stuttgart um die dann drei World Finals zu bewerben. Doch auch darin sieht Prokop kein Hindernis, obwohl Stuttgart den DLV zuletzt verärgert hatte: Im Februar hatte der Gemeinderat beschlossen, die Bewerbung um den World Cup im September 2006 zurückzuziehen. "Diesmal müsste allerdings klargestellt sein, dass Stuttgart dabeibleibt", betont Prokop.

Im Februar störte den Gemeinderat noch, so kurz nach der Fußball-WM erneut eine Sportveranstaltung von internationalem Rang in Stuttgart zu veranstalten, für die zudem ein Defizit von zwei Millionen Euro zu erwarten war. Jetzt aber signalisieren die Fraktionen Zustimmung zu Schusters Plänen. "Wir haben uns dafür entschieden, die Laufbahn im Stadion zu behalten, dann müssen wir dort auch entsprechende Veranstaltungen ausrichten", sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhold Uhl. "Klasse, wenn wir so ein Top-Ereignis für drei Jahre bekommen könnten", sagt SPD-Chef Manfred Kanzleiter, räumt jedoch ein: "Wenn das ein Flop würde, könnte man das Leichtathletik-Stadion jedoch vergessen." Ähnlich sieht es Grünen-Sprecher Werner Wölfle, auch wenn er "bekennender Fußballarena-Fan" sei: "Es wäre nach den Investitionen ins Stadion unverantwortlich, dem Leichtathletik-Stadion nicht diese letzte Chance zu geben."

Auch die zu erwartende finanzielle Beteiligung schreckt die Stadträte diesmal nicht. Neben den von Schuster genannten 150 000 Euro für die Sanierung der Laufbahn droht der Stadt, die für die Siegprämien anfallende Quellensteuer von 30 Prozent begleichen zu müssen. Bei Gesamtprämien in Höhe von 2,5 Millionen Dollar pro World Final wären das rund 2,25 Millionen Euro Steuern auf drei Jahre. Die Quellensteuer sei "der Knackpunkt", räumt OB-Sprecher Stephan Schorn ein. Wirtschaftsexperten prüften nun, ob es nicht Wege gebe, den Betrag zu reduzieren. Prokop, von Beruf Direktor am Amtsgericht Kelheim, macht dem OB Mut: "Da der Anspruch auf die Prämien aus dem Abschneiden bei vielen Meetings resultiert, müsste der Stuttgarter Anteil entsprechend gering ausfallen."

Es sieht also gut aus für Schusters Leichtathletik-Coup - und damit schlecht für die vom VfB Stuttgart nach wie vor angestrebte Fußballarena: Bekommt Stuttgart die World Finals, lägen die Pläne für den Umbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena bis mindestens 2008 auf Eis. Man halte sich an die Absprache mit der Stadt und treffe vor der WM 2006 in Sachen Stadionumbau keine Aussage, heißt es dazu beim VfB. Klar sei aber, dass das Thema Fußballarena damit nicht vom Tisch sei.

 

16.6.2005  Stuttgarter Nachrichten online

 

OB Wolfgang Schuster kann bei der Bewerbung um die Saisonfinals mit den weltbesten Leichtathleten in den Jahren 2006 bis 2008 mit der Unterstützung des Gemeinderats rechnen. Nach dem Erhalt der Laufbahn sei es richtig, dort hochkarätige Leichtathletik-Veranstaltungen wie die World Finals auszurichten, erklärten Fraktionssprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart erklärte zu den Plänen, der Umbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena sei damit nicht erledigt.

 

11.6.2005  Stuttgarter Nachrichten

 

Stadt will das World Athletics Finale nach Stuttgart holen - VfB-Präsident skeptisch
OB Schuster plant großen Coup

Stuttgart - Die Stadt will wieder ein großes Leichtathletik-Meeting an Land ziehen. Oberbürgermeister Wolfgang Schuster hat sich in Monte Carlo persönlich darum bemüht, das World Athletics Finale für die Jahre 2006 bis 2008 ins Daimlerstadion zu holen.

VON SEBASTIAN SCHWEIZER

Um das zunächst auf drei Jahre angelegte Paket zu schnüren, traf sich OB Schuster zusammen mit Andreas Kroll von der städtischen Veranstaltungsgesellschaft am Mittwoch mit dem Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, Lamine Diack, in Monte Carlo. Nach dem Gespräch zeigte sich Schuster zuversichtlich, dass Stuttgart im August bei der offiziellen Vergabe durch den IAAF-Council im Rahmen der WM in Helsinki den Zuschlag für das hochkarätige Meeting bekommt. "Wir müssen noch ein paar Hausaufgaben machen, aber da sehe ich keine größeren Probleme", sagte Schuster im Gespräch mit unserer Zeitung. Einzige Auflagen seien die Erneuerung der Laufbahn und andere leichtathletikspezifische Sanierungen. Insgesamt rechnet Schuster dabei mit 150 000 Euro Kosten.

Zunächst drei Jahre lang, von 2006 bis 2008, sollen die weltbesten Leichtathleten ihr Saisonfinale im Stuttgarter Daimlerstadion abhalten - zum ersten Mal am 9. und 10. September 2006, zwei Monate nach der Fußball-Weltmeisterschaft. Der Leichtathletik-Weltverband lobt für die Veranstaltung, die seit 2003 in Monaco stattfindet, ein Preisgeld von rund 2,5 Millionen Dollar aus. Somit ist garantiert, dass die besten Athleten der Welt am Start sind. Für die deutschen Top-Athleten gäbe es neben der sportlichen Qualifikation auf der World Athletic Tour auch das Hintertürchen, über eine Wild Card beim Finale in Stuttgart zu starten. Das macht die Sache doppelt attraktiv.

Noch im Februar dieses Jahres war die ursprünglich geplante Bewerbung Stuttgarts um den Leichtathletik-Weltcup 2006 am Veto des Gemeinderats gescheitert. Neben der zeitlichen Nähe zur Fußball-WM schreckte die Stadträte ein Defizit von bis zu zwei Millionen Euro, für das die gastgebende Stadt hätte geradestehen müssen.

In Folge der Absage kochte auch die Diskussion um den Umbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena hoch, den der VfB nach der WM 2006 in Angriff nehmen wollte. Dieses Projekt wäre bei einem Zuschlag der IAAF auf absehbare Zeit nicht zu realisieren. VfB-Präsident Erwin Staudt kommentierte Schusters Pläne daher nur mit dem berühmten Satz, den Ex-IAAF-Präsident Primo Nebiolo Alt-OB Manfred Rommel 1993 an den Kopf warf: "Be happy and pay the deficit." Seid glücklich und bezahlt.

 

 

05.02.2005   Sport1 (www.sport1.de)

 

Tartanbahn vor dem Abriss

 

Die Stuttgarter Tartanbahn im Gottlieb-Daimler-Stadion steht kurz vor dem Abriss.
 

Nach dem Veto des Gemeinderats zur Bewerbung der Stadt um den Leichtathletik-Weltcup im September 2006 steht den Plänen des VfB Stuttgart für einen Umbau des Stadions in eine reine Fußball-Arena nichts mehr im Wege.

"Es war klar, dass nach dieser Entscheidung die Stadion-Diskussion sofort wieder aufflammt", sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) der "Stuttgarter Zeitung".

 

04.02.2005  Stuttgarter Zeitung

 

Weltcup 2006: Absage an DLV

Defizit und Termin schrecken

Das Rennen um den Leichtathletik-Weltcup 2006 findet ohne Stuttgart statt. Nach Beratungen im Gemeinderat informierte OB Wolfgang Schuster den Präsidenten des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), Clemens Prokop, dass sich die Landeshauptstadt nicht um den Leichtathletikgipfel im September 2006 bewerben wird.

VON BRUNO BIENZLE

Lediglich die SPD-Fraktion hatte volle Unterstützung signalisiert. CDU und Grüne hingegen winkten ab, bei Freien Wählern und FDP war das Meinungsbild uneinheitlich. Die Ausrichtung des Weltcups war durch den Rückzug von Los Angeles vakant geworden. Interesse haben Athen, Jamaika, Neu-Delhi und Bahrain bekundet. Neben der zeitlichen Nähe zur Fußball-WM mit sechs Spielen im Juni und Juli in Stuttgart schreckte die Stadträte ein Defizit von bis zu zwei Millionen Euro, für das die gastgebende Stadt geradestehen müsste. Hinzu kommen kulturelle Großereignisse im September 2006 wie das Europäische Musikfest und das Weltfestival für Neue Musik.

Dennoch will OB Schuster die Hoffnung auf ein Topereignis der Leichtathletik nicht aufgeben und gegenüber dem DLV ein Interesse am Golden-League-Finale der Spitzenathleten bekräftigen, über dessen Zukunft demnächst in Monte Carlo befunden wird. Aber auch die Diskussion ums Daimlerstadion als Mehrzweckarena dürfte nun wieder aufflammen.

 

04.02.2005  Stuttgarter Nachrichten

Stuttgart macht einen Rückzieher - Keine Weltcup-Bewerbung

STUTTGART. Die Stadt Stuttgart bewirbt sich entgegen ursprünglicher Planungen doch nicht um den Leichtathletik-Weltcup im September 2006. "Ich bedaure diese Entscheidung sehr", sagt der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Clemens Prokop.

Von Matthias Hohnecker

Damit hat niemand gerechnet, schon gar nicht beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Bis gestern Nachmittag ist der DLV-Präsident Clemens Prokop fest davon ausgegangen, dass sein Verband sich mit Stuttgart um den Weltcup 2006 bewerben wird - bis ihm der Ältestenrat der Stadt einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Der nämlich hat beschlossen, dass sich Stuttgart nicht um die Ausrichtung der nach Welt- und Europameisterschaften drittgrößten Leichtathletik-Veranstaltung bemüht. "Ich bedaure diese Entscheidung sehr", sagte Prokop, "vor allem weil sich Stuttgart in den Vorgesprächen sehr interessiert gezeigt und wir uns gute Chancen ausgerechnet haben."

Das Bedauern des DLV-Chefs wird umso größer, weil sich sein Verband jetzt kaum noch mit einem anderen Kandidaten bewerben kann: Am 15. Februar müssen die Bewerbungsunterlagen beim Internationalen Leichtathletik-Verband IAAF vorliegen. "Die Zeit wird verdammt knapp. Das ist umso ärgerlicher, weil wir mit München eigentlich einen zweiten Interessenten für den Weltcup hatten", sagt Clemens Prokop. Als Hauptgrund für die Absage nannte der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster in einem Schreiben an Prokop das zu erwartende Defizit der zweitägigen Veranstaltung von rund zwei Millionen Euro.

"Das ist ein schwerer Schlag, aber man muss die Entscheidung der Gremien respektieren", sagt Jürgen Scholz, der Präsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes (WLV). Auch Scholz hatte sich gute Chancen ausgerechnet, nach der Leichtathletik-WM 1993 wieder einmal eine hochklassige Leichtathletik-Veranstaltung im Daimlerstadion ausrichten zu dürfen. Auch Andreas Kroll, der Geschäftsführer der neuen städtischen Veranstaltungsgesellschaft, bedauert die Entscheidung des Ältestenrats, rechnet aber nicht mit negativen Auswirkungen für den Leichtathletik-Standort Stuttgart.

Das zu beurteilen allerdings hält Clemens Prokop noch für verfrüht. "Was das für die Zukunft bedeutet, kann man noch nicht sagen. Unser Ziel bleibt eigentlich unverändert: Wir wollen große Leichtathletik-Ereignisse nach Stuttgart holen. Das ist aber schwierig, wenn dies nur der einseitige Wunsch des DLV ist." Trotzdem will der DLV-Präsident mit Stuttgart im Gespräch bleiben - "dafür war die Zusammenarbeit bisher zu gut.".

 

20.11.2004 Stuttgarter Nachrichten

 

OB: Stadionumbau nach WM möglich

OB Wolfgang Schuster hält einen weiteren Stadionumbau nach der Fußball-WM 2006 für möglich. Seine Äußerung "Wiedervorlage im Jahr 3000" bei einer Pressekonferenz habe sich auf die Frage, was er von einem völlig anderen Stadionstandort halte, bezogen. Wenn nach der WM ein architektonisch anspruchsvolles Konzept vorliege, mit dem die Zuschauerkapazität im Daimlerstadion erhalten werde und die renovierte Haupttribüne und Gegengerade weiter bestehen könnten, sei er bereit, darüber zu diskutierten, sofern die Stadt nicht zur Kasse gebeten werde. Ähnlich äußerte sich auch der Fraktionschef der Grünen im Gemeinderat, Werner Wölfle. Sollte der VfB Stuttgart für den Stadionumbau einen Sponsoren finden, so Wölfle, "sperren wir uns nicht". ks

 

20.11.2004 Stuttgarter Zeitung


Schuster und das Fußballstadion - VfB Vatikan

Von Jörg Nauke

Es gibt für einen Mittelfeldregisseur nichts Schlimmeres, als von seinen Mitspielern nicht verstanden zu werden. Was nützt der geniale Pass in die Tiefe, wenn keiner mitgelaufen ist? So ähnlich muss sich der Spielmacher der Rathaus-Truppe führen. Jetzt sagt OB Wolfgang Schuster einmal etwas Originelles - und dann kriegt man es prompt in den falschen Hals. Man hat den OB zu den Chancen für ein reines Fußballstadion nach der WM 2006 gefragt und ihn mit dem Satz zitiert, bei ihm liege das erst "fürs Jahr 3000 auf Wiedervorlage". Das erscheint plausibel, denn mit dem VfB-Erlebniszentrum sind am Wasen städtebaulich Fakten geschaffen worden, und es werden bis zur WM auch Steuergelder in den Kurven verbaut.

Nachdem er nun aber eine ganze Woche über seinen Satz nachgedacht hat und seit Montag jeden Tag über ihn gestolpert ist, hat er sich entschieden, das Ganze als Missverständnis hinzustellen. Er ist also nicht mehr generell gegen einen Umbau des Daimlerstadions in ein Fußballstadion, sondern nur gegen einen (ohnehin völlig unrealistischen) Neubau an anderer Stelle. Was der Schienbeintritt eines VfB-Präsidenten, der geunkt hat, Wiedervorlagen fürs Jahr 3000 gebe es nur im Vatikan, nicht alles auslösen kann . . .

Jetzt muss Erwin Staudt nur noch den potenziellen Schuster-Nachfolger Michael Föll abgrätschen. Der hat nämlich gesagt, mit ihm werde es "in diesem Jahrhundert" keinen Umbau am Wasen geben. Womöglich hat aber auch er sich im Kalender geirrt. Nächste Woche wissen wir mehr.

 

19.11.2004  Präsident Erwin Staudt per E-Mail

 

"also , die stn von heute gibt meine position klar wieder. auch mein interview auf unserer homepage beantwortet alle fragen. ansonsten sagen alle politiker sie haetten kein zusaetzliches geld. wir wissen , dass wenn ein umbau erfolgt ,wir den  selbst zahlen muessen. die geschichte mit der kapazitaet ist ein thema , kann  aber erst nach den untersuchungen beantwortet werden. gruss e.staudt"
 

 

18.11.2004  Präsident Staudt im Interview auf der VfB-Homepage:

 

Ist mit dem Bau des VfB-EventCenters das Thema Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions bzw. reines Fußballstadion vom Tisch?

 
Erwin Staudt: "Absolut nicht. Dieses Thema wird so lange nicht vom Tisch sein, wie wir kein reines Fußballstadion haben. Wie mein Vorstandskollege Ulrich Ruf in der vergangenen Woche schon betont hat, haben wir bis nach der Weltmeisterschaft 2006 eine Art Waffenstillstand vereinbart. Anschließend ist unser Ziel aber ganz klar umrissen: Der VfB Stuttgart braucht für die Zukunft optimale Wettbewerbsbedingungen, und dazu gehört mit Sicherheit ein reines Fußballstadion. Wir prüfen intern in alle Richtungen, wie ein Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions bewerkstelligt werden kann. Von großer Bedeutung ist für uns dabei ein wie bei der Planung des VfB-EventCenters jederzeit partnerschaftlicher und auf Vertrauen basierender Austausch mit den Verantwortlichen der Stadt."

Wie könnte ein solcher Umbau finanziert werden?


Erwin Staudt: "Die wirtschaftliche Situation der öffentlichen Hand ist bekannt und wird sich auf absehbare Zeit nicht großartig verändern. Wir müssen andere Wege finden, um eine für alle Seiten befriedigende Lösung zu finden. Dass so etwas möglich ist, haben wir mit der Realisierung des VfB-EventCenters gerade bewiesen. Wir wollen die bisher getätigten Investitionen am und im Gottlieb-Daimler-Stadion schützen und den Hebel dort ansetzen, wo es aus unserer Sicht mangelt: in den Kurvenbereichen. Es müssen noch sehr viele Fragen geklärt werden, beispielsweise hinsichtlich des Daches und der Kapazität eines reinen Fußballstadions, wir werden aber kreativ an die Sache herangehen und mit Sicherheit einen intelligenten und zukunftsweisenden Vorschlag präsentieren."

 

 

18.11.2004  Stuttgarter Nachrichten

 

VfB erhält Event-Center - reine Fußballarena vom Tisch

CDU und Grüne: Forderungen des Vereins sind erfüllt - Stadtspitze sieht Debatte um Stadion als beendet an

Der Gemeinderat entscheidet am heutigen Donnerstag über den Bau des VfB-Veranstaltungszentrums beim Daimlerstadion. Mit dem Zentrum erledige sich der vom VfB geforderte Stadionumbau zur Fußballarena, sagen CDU und Grüne. Letztere machen ihre Zustimmung von Garantien zur Wärmedämmung abhängig.

VON KONSTANTIN SCHWARZ

CDU und Grüne, die im Gemeinderat mit insgesamt 32 Vertretern eine Mehrheit bilden, wurden am Mittwoch im Verwaltungsausschuss ungewöhnlich deutlich: Mit dem Bau der VfB-Welt am Wasen werde der vom Verein zuletzt im Juni 2003 vehement verfolgte Umbau des Stadions in eine reine Fußballarena obsolet, sagte die christdemokratische Fraktionschefin Susanne Eisenmann.

Nahezu wortgleich äußerte sich Grünen-Fraktionschef Werner Wölfle. Er könne verstehen, wenn VfB-Präsident Erwin Staudt den Fans zurzeit nicht offenbaren könne, dass sich mit dem Bau des Event-Center ein reines Fußballstadion "erledigt" habe. Von den Grünen werde es für eine Fußball-Arena jedenfalls "kein Geld" geben.

Wölfle erwartet vom Bauherrn, der Häussler-Gruppe, die Zusage, dass das 45 Millionen Euro teure Erlebniszentrum die Vorgaben der Energie-Einsparverordnung um 20 Prozent unterschreitet. Die Stadt schreibt dies allen Investoren seit Jahren vor. Ohne die Zusage würden die Grünen nicht zustimmen, sagt Wölfle. Die elf Stimmen der Öko-Fraktion aber könnten für den Bau der 180 Meter langen VfB-Welt mit Sporthotel, 2000 Quadratmeter großer Veranstaltungshalle, "Erlebnisgastronomie" und diversen VfB-Nutzungen entscheidend sein.

Auch Finanzbürgermeister Michael Föll, CDU, erteilte der vom VfB angekündigten Wiederbelebung der Debatte um eine reine Fußballarena eine Absage. Mit der VfB-Welt seien alle Wünsche des Vereins erfüllt, ein Umbau der Stadionkurven führe zu einer zu geringen Zuschauerkapazität. Föll: "Ein reines Fußballstadion ist in diesem Jahrhundert kein Thema mehr." VfB-Finanzvorstand Ulrich Ruf hatte vergangene Woche erklärt, beim Thema reines Fußballstadion herrsche zwischen Stadt und VfB "Waffenstillstand bis 2006". OB Schuster hatte daraufhin erklärt, das Thema liege bei ihm auf Wiedervorlage "im Jahr 3000". Föll, Mitte 2003 Chef der CDU-Fraktion, und Wölfle hatten den VfB damals in Sachen Fußballarena unterstützt, der Verein konnte die Finanzierung nicht darstellen.

Die Sorge, am Wasen werde ein Überangebot konkurrierender Hallenflächen geschaffen, bestimmte am Mittwoch die Diskussion im Ausschuss. Doch kein Sprecher wandte sich gegen die VfB-Welt. Für diese soll auch städtisches Geld fließen. 1,62 Millionen Euro kostet die Stadt ein Verbindungssteg zwischen VfB-Welt und Stadion, 4,6 Millionen ein Plateau zwischen VfB-Welt, Stadion und der neben der Schleyerhalle entstehenden kleinen Halle. 9,2 Millionen Euro will die Stadt als 30-jährigen Erbbauzins und als Miete für dringend benötigte Stellplätze von der Häussler-Gruppe erhalten.

 

 

15.11.2004 Präsident Erwin Staudt per E-Mail bezüglich des Kommentars von OB Schuster

 

"...ich weiss nicht was der ob in seiner wiedervorlage hat , aber bei mir ist das thema auf wv 2006. in der zwischenzeit finden intensive planungsgespraeche mit den stadionarchitekten statt. gruss staudt"

 

 

13.11.2004  Stuttgarter Zeitung

 

Schwarz-grüne Mehrheit für Erlebniszentrum am Wasen
 
Internationale Brauerei und Daimler-Tochter Debeos sollen Gastronomie und Hotel übernehmen - Aus für ein Fußballstadion
 
Die Fußballfans können sich auf ein 200 Meter langes und stadionhohes Erlebniszentrum mit riesigen Freiflächen freuen. Trotz Bedenken haben CDU und Grüne signalisiert, dem Projekt am kommenden Donnerstag zuzustimmen. Auch OB Wolfgang Schuster (CDU) ist dafür.

Von Jörg Nauke

"Wir kommen von innen nach außen", hat Rudi Häussler, Investor aus Stuttgart, gestern bei der Präsentation des 45-Millionen-Projekts mit dem sperrigen Namen "VfB Welt Multi Event Center" betont. Soll heißen: Gebäudeform und Volumen orientieren sich an den Nutzungen, nicht etwa umgekehrt.

Deshalb ist das amöbenförmige Gemäuer mit Glas-Beton-Fassade, das quer zum Stadion und zur neuen Ballspielhalle geplant ist, auch vergleichsweise üppig geraten. Darin sind nämlich nicht nur das Kundencenter des VfB und seine Jugendakademie untergebracht, sondern auch die für die Fans erforderlichen Verpflegungsstände sowie eine Themengastronomie, eine Veranstaltungshalle für 2000 Besucher und ein Hotel mit 120 Betten. Um 15 000 Quadratmeter Geschossfläche unterzubringen, wird es so lang, wie der geplante Trump-Turm auf dem Pragsattel hoch werden sollte. Etwas mehr als 200 Meter nämlich. Und höhenmäßig konkurriert das Zentrum mit dem obersten Stadionrang. Das haben die Fachleute im Städtebauausschuss zwar für zu viel erachtet und deshalb alternative Entwürfe gefordert - doch Häussler kann sich weitere Planungskosten sparen.

In OB Schuster weiß er den gewichtigsten Fürsprecher im Rathaus auf seiner Seite. Und nachdem Häussler in den Fraktionen ganze Überzeugungsarbeit geleistet hat, steht dem Projekt (fast) nichts mehr im Weg; zumal der Kämmerer Michael Föll (CDU) mit einer Finanzierung des kommunalen Anteils von 4,5 Millionen Euro aufwarten konnte, die den Haushalt nicht belastet. Entscheidend war die Marathonsitzung in CDU-Räumlichkeiten am Donnerstag, die auch der OB besucht hat. Mit knapper Mehrheit rang sich die Fraktion durch, in dem Projekt mehr Chancen als Risiken zu sehen. Die Sitzung der Grünen dauerte nicht halb so lang. Sie machen ihr Ja aber davon abhängig, dass der Bau energiespartechnisch ein Vorzeigeprojekt wird.

Daran dürfte es kaum scheitern. Dagegen wäre es ein Scheidungsgrund, wenn man Häussler die Baugenehmigung nicht bis Ende Januar 2005 erteilen würde. Und die Stadt kann das Projekt stoppen, wenn Häussler nicht spätestens am 31. März mit den Bauarbeiten begonnen hat. Denn das Projekt steht unter einem sehr starken Termindruck, es muss bis zum Beginn der WM 2006 äußerlich den Eindruck erwecken, als sei es fertig. Die Kioske für die Fanverpflegung müssen betriebsbereit sein.

Häussler verweist auf seine lange Erfahrung im Bauwesen, er sei noch immer rechtzeitig fertig geworden. Die Geschichte seiner Vaihinger Schwabengalerie liest sich etwas anders. Lange wurde als Fertigstellungstermin Ende 2003 genannt - die ersten Geschäfte sind tatsächlich aber erst Ende Juli 2004 eingezogen. Häussler gelang für das Erlebniszentrum der Durchbruch, weil er die CDU, die ursprünglich für eine Vertagung plädieren wollte, von der Wirtschaftlichkeit des Betriebs zu überzeugen vermochte.

Das Hotel wird wohl von der Daimler-Tochter Debeos betrieben. Die sieben Restaurants sollen, wie zu hören ist, von einer internationalen Brauerei übernommen werden. Es soll sich um den weltweit größten Bierkonzern Inbev handeln, der aus der Fusion von Interbrew (Belgien) und Ambev (Brasilien) entstand. Das sind gute Nachrichten für die Fans, es gibt aber auch eine schlechte: Der Umbau des Stadions in eine reine Fußballarena sei vom Tisch, sagte der OB. Er habe sich das Thema jedenfalls erst "für das Jahr 3000" auf Wiedervorlage gelegt.

 

06.10.2004  Stuttgarter Nachrichten

 

OB-Kandidaten liegt der Sport am Herzen
 
Schuster will Mittel für neue Eishalle beantragen - Palmer plädiert für ein reines Fußballstadion
 
Fünf von sechs OB-Kandidaten haben sich auf Nachfrage des Sportkreisvorsitzenden Werner Schüle zu sportspezifischen Themen geäußert. Alle sind für umfangreiche Förderung - und verweisen auf die wenigen Mittel.

Von Jörg Nauke

Der Sportlehrer Henning Zierock denkt pragmatisch. Er würde im Falle seiner Wahl am kommenden Sonntag seine Erfahrungen im neuen Amt nutzen. "Ein OB kann durch die eigene Praxis ein Beispiel geben", schrieb er dem Sportkreischef. Da er zudem im Rahmen seiner Kulturarbeit bei den Olympischen Spielen in Athen weilte, "haben sie mit mir einen überzeugten Bündnispartner für den Breiten- und Spitzensport an der Seite".

Dazu stehen - mit Ausnahme des Gastrosophen Bernd Heidelbauer - auch die übrigen Bewerber um den Chefsessel im Rathaus, wie die Antworten belegen. In Wahlkampfzeiten dürfen sogar die Eislauffreunde hoffen, dass die Sanierung ihrer Hallen auf der Waldau zum Thema werden.

OB Wolfgang Schuster (CDU) hat jetzt jedenfalls den Erneuerungsbedarf bestätigt und zugesagt, sich "dafür zu verwenden, dass sukzessive im nächsten Doppelhaushalt die notwendigen Planungsmittel bereitgestellt werden". Was die Sanierung des Leichtathletikstadions Festwiese angeht, setzt er ein Gesamtkonzept für den Cannstatter Wasen voraus. Darauf wartet der Sport in Stuttgart seit langem. Ute Kumpf (SPD) macht den Betroffenen wenig Hoffnung auf eine rasche Lösung. Sie verweist auf die Prioritätenliste des Sportamts. Grünen-Kandidat Boris Palmer (Grüne), Henning Zierock und Walter Weiblen von der Partei bibeltreuer Christen schwebt für das Eisstadion eine Lösung vor, die von Sponsoren mitgetragen werden könnte; darüber hinaus plädiert Palmer für den Umbau des Daimlerstadions in eine - vom VfB privat finanzierte - Fußballarena. Die Festwiese könnte dann als Leichtathletikarena ausgebaut werden.

Ganz unterschiedliche Auffassungen gibt es über den Sachstand bei der Umwandlung von Hartplätzen in Kunstrasenfelder. Während OB Schuster sagt, das Thema sei nach 25 Projekten "weit gehend abgearbeitet", erklärt Ute Kumpf, es gebe immer noch 40 unerledigte Fälle mit einem Volumen von 20 Millionen Euro. Sie wolle fünf Plätze pro Jahr umwandeln. Palmer hält ein Sonderprogramm nötig, denn Tennenplätze gefährdeten die Gesundheit der Sportler.

Werner Schüle fordert seit langem, bisher aber vergeblich, einen Sportentwicklungsplan, an dem sich Vereine und Verbände orientieren könnten. Egal, wer am 10. Oktober gewählt wird - die Unterstützung des Amtsinhabers hat der Sportkreisvorsitzende nun sicher. In Stuttgart arbeitete man auf der Basis von Erkenntnissen, die 13 Jahre alt seien, meint der Amtsinhaber. Schuster ist der Meinung, "dass die Erstellung eines Sportentwicklungsplans ebenso sinnvoll und notwendig ist wie eine wissenschaftlich fundierte Sportentwicklungsuntersuchung".

Ute Kumpf meint, ein Sportentwicklungsplan sei "unbedingt erforderlich". Die Kosten würden etwa 120 000 Euro betragen. Sie werde die Planung in mehreren Stufen realisieren und dafür Mittel im nächsten Doppelhaushalt einstellen. Boris Palmer sagt ebenfalls zu, sich für diesen Plan einzusetzen. Er werde aufzeigen, wo finanzielle Mittel sinnvoll eingesetzt wären. Das Papier müsse gemeinsam mit den Vereinen erstellt werden, und es sei die Region mit einzubeziehen. Die Mittel sollten aus dem laufenden Haushalt bereitgestellt werden. Notfalls müssten dafür Bauprojekte verschoben werden.

 

05.10.2004  OB-Kandidatin Kumpf in einer E-Mail Antwort

 

"Vielen Dank nochmals für Ihre Mail und Ihre Fragen zur Stadionfrage, auf
die ich heute ausführlich antworten möchte.

Als Mitglied des VFB interessieren mich die Belange des Fußballs in  Stuttgart. Trotzdem darf die Stadt nicht einäugig sein. Sie muss auch die Existenzgrundlage anderer Sportarten sehen und berücksichtigen. Schließlich hat Stuttgart immer noch einen guten Ruf als Austragungsort
für große Sportveranstaltungen neben dem Fußball.

Der Umbau des Daimlerstadions in ein reines Fußballstadion wirft die Frage auf, wo künftig in Stuttgart Leichtathletiksport auf mindestens europäischem Niveau stattfinden soll.

Dafür kommt nach heutiger Kenntnis nur das Stadion auf der Festwiese in Frage. Dieses befindet sich bekanntlich in einem erbärmlichen Zustand und müsste dann entsprechend saniert und ausgebaut werden.

Dann kommt dazu natürlich das Hauptproblem:

Wie ist der Umbau des Daimlerstadions zu finanzieren? Das Gleiche gilt natürlich auch für das Stadion auf der Festwiese.

Sobald der VfB ein Konzept vorlegt, das auf alle angesprochenen Fragen eine Antwort gibt, werde ich mich sehr aufgeschlossen mit der Frage des weiteren Aus- und Umbau des Daimler-Stadions befassen. Wir brauchen aber insgesamt ein Gesamtkonzept in Sachen Sport.

 
Mit freundlichen Grüßen
Ute Kumpf"

 

07.09.2004   OB-Kandidat Palmer in einer E-Mail Antwort

 

"Die Entscheidung für oder gegen ein reines Fußballstadion musste zu einem
äußerst ungünstigen Zeitpunkt getroffen werden: Der Zeitdruck wegen der WM
war enorm.
Dass die Entscheidung gegen das reine Fußballstadion fiel, bedauere ich,
kann sie aber nachvollziehen.
Jetzt freuen wir uns erst mal auf die WM 2006. Bis dahin stehen ja noch als
bauliche Maßnahme der neue VfB-Fan-Treff samt Hotel an. Darüber muss im
Gemeinderat demnächst beraten und ein Beschluss gefasst werden.
Das reine Fußballstadion ist baulich auch später noch machbar. Ich wünsche
dem VFB so großen sportlichen Erfolg, dass die Chancen für das reine
Fußballstadion, auch durch Mitbeteiligung des VfB, steigen.
Die beste Lösung wäre aus meiner Sicht eine Modernsierung des
Festwiesenstadions für die Leichtathletik auf Kosten der Stadt, so dass der
VFB freie Hand für den Umbau zum Fußballstadion erhält.

Mit freundlichen Grüßen
Boris Palmer"
 

 

25.08.2004    Live-Chat mit Erwin Staudt auf der VfB-Homepage www.vfb.de

 

Träumen Sie von einem reinen Fußballstadion?

Erwin Staudt: "Wenn ich von etwas träume, dann von einem reinen Fußballstadion. Tatsache ist aber, dass wir die WM 2006 im Gottlieb-Daimler-Stadion haben werden und erst danach eine neue Phase der Kreativität eintreten kann."

 

Sind die Pläne für ein eigenes Stadion nach der WM 2006 nicht hinfällig mit dem Bau eines VfB-EventCenter's?
Erwin Staudt: "Erstens: Das EventCenter ist so konzipiert, dass es auch unabhängig vom Stadion existieren könnte. Zweitens: Wir sehen auch die Möglichkeit, das Gottlieb-Daimler-Stadion so umzubauen, dass wir die Kurvenradien verkleinern und die Investitionen in Haupt- und Gegentribüne schützen."

 

28.07.2004   Stuttgarter Nachrichten


Regisseur Staudt hat alle(s) im Griff

"Die Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart lässt sich mit zwei Worten auf den Punkt bringen: Harmonie pur. Nur die Stadionsituation sorgte für Unzufriedenheit.
Da mussten sogar die schärfsten Kritiker passen. "Man höre und staune, ich habe nichts zu bruddeln und ziehe meine Wortmeldung zurück", sagte VfB-Mitglied Helmut Bibel. Die Aussprache, der von den Club-Oberen am meisten gefürchtete Teil einer Mitgliederversammlung, war harmlos wie selten - und die Anhänger zahm wie nie. Kein Wunder, angesichts der positiven Finanzlage (Halbierung der Schulden auf 8,2 Millionen Euro) und einer perfekten Inszenierung mit Präsident Erwin Staudt als Regisseur und Hauptdarsteller.
Der enttäuschende vierte Platz in der vergangenen Saison erscheint eben in einem anderen Licht, wenn man ihm die schlechten Prognosen der Experten zu Beginn der Spielzeit gegenüberstellt. Und als die Neuzugänge zur Sprache kamen, lenkte Staudt von den umstrittenen Profis Hakan Yakin und Boris Zivkovic ab, indem er geschickt im selben Atemzug Marco Streller und dessen schwere Verletzung erwähnte.
Die gute Stimmung in der Liederhalle war jedoch nicht allein Staudts Talent, die Massen in Begeisterung zu versetzen, zuzuschreiben. Der Chef der Roten konnte auch imposante Zahlen vorlegen. Rekordbilanz, Rekordmitgliederzahl, Dauerkarten-Rekord ... Superlative, die auch sein Verdienst sind. "Wir haben hart gearbeitet", betont er. Kein Zweifel. Aber es ist natürlich immer einfacher, auf brachliegenden Feldern etwas gedeihen zu lassen. Schwieriger wird es, die Rekordernte zu wiederholen. Dieses Kunststück wird den Roten kaum gelingen. Denn in der neuen Saison fällt das Zugpferd Champions League weg. Und angesichts der Möglichkeiten, welche die Königsklasse mit sich bringt, wäre es auch eine Bankrotterklärung gewesen, wenn sie diese Situation nicht für sich genutzt hätten.
So blieb der einzige Kritikpunkt der Mitglieder das Daimlerstadion: "Wir brauchen kein Event-Center. Uns genügt eines: eine reine Fußballarena", sagte Andreas Armbruster unter großem Applaus. Rückendeckung erhielten die Gegner der Leichtathletik-Laufbahn von Aufsichtsratschef Dieter Hundt: "Ich bin nach der WM 2006 mit aller Begeisterung dabei - wenn uns das Präsidium machbare Pläne vorlegt." Staudt versprach, am Ball zu bleiben. Sollte ihm dabei der große Coup gelingen, dann werden ihm die Mitglieder auch künftig zu Füßen liegen."

 

27.7.2004  dpa

 

VfB wächst in alle Richtungen - «Verein geht in neue Dimension» Von Ulrike John, dpa =

Stuttgart (dpa) - Der VfB Stuttgart schwelgt nach seiner Champions-League-Saison in Rekorden, die Fans müssen sich jedoch wieder an den Alltag mit Bundesliga und UEFA-Cup gewöhnen und dürfen weiter von einem reinen Fußballstadion nur träumen. «Der Verein geht in eine neue Dimension», schwärmte Präsident Erwin Staudt bei der Mitgliederversammlung am Montagabend, wo der frühere IBM-Manager eine blitzsaubere Bilanz nach einem Jahr Amtszeit vorlegte und von den 1100 Fans gefeiert wurde.

Einen Jahresüberschuss von 5,57 Millionen Euro erwirtschaftet, die Mitgliederzahlen innerhalb eines knappen Jahres von 7774 auf 19 682 erhöht, den Verkauf von Dauerkarten auf 20 000 und den Zuschauerschnitt auf fast 40 000 geschraubt - Staudt vermeldete Superlative in allen Bereichen. Finanzchef Ulrich Ruf, in der Vergangenheit angesichts der leeren Kassen meist gramgebeugt, stand mit breiter Brust auf der Bühne und verkündete stolz, dass der Verein seine Schulden auf 8,26 Millionen Euro nahezu halbiert hat.

«Andere Vereine geben das Geld von morgen und übermorgen schon heute aus. Ob dieser Plan aufgeht, bleibt abzuwarten», warnte Ruf und versprach, auch in Zukunft solide zu wirtschaften. «Wir alle sind sehr stolz, in diesen gesamtwirtschaftlich äußerst schwierigen Zeiten einen Gewinn in unserer Bilanz ausweisen zu können», freute sich der VfB-Aufsichtsratsvorsitzende und Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt.

Mit einer Multimediashow versuchte Staudt, etwas Stadionstimmung in die Liederhalle zu zaubern, und trat mit einem ebenso engagierten wie emotionalen Auftritt aus dem Schatten seines Vor-Vorgängers Gerhard Mayer-Vorfelder. Einen Seitenhieb auf den langjährigen VfB- und heutigen DFB-Präsidenten konnte sich der 56-Jährige nicht verkneifen. «Ich freue mich sehr, dass wir inzwischen keine staatsanwaltlichen Ermittlungen mehr im Verein haben», meinte er. «Wir haben Dutzende von Kisten zurückbekommen und jetzt das Problem, dass wir alles wieder aufräumen müssen.» Mit der Entlastung des früheren Sportdirektors Rolf Rüssmann wurde ein weiteres Kapitel der Vergangenheit geschlossen.

Nicht nur für Akten, sondern vor allem für die Belange der Fans haben die Stuttgarter künftig mehr Stauraum, nachdem der Bauunternehmer Rudi Häussler ein 40 Millionen Euro teures Eventcenter am Daimlerstadion finanziert. Mit diesem Projekt ist jedoch auch klar, dass sich der VfB immer weiter von der Vision einer neuen Fußballarena an einem anderen Standort entfernt. Das wollten einige Fans, die lieber heute als morgen die Laufbahn im Daimlerstadion rausreißen würden, nicht wahr haben, auch wenn sich der Stuttgarter Gemeinderat längst dagegen ausgesprochen hat. «Vor 2006 kann mit dem Stadion nichts gemacht werden, ansonsten gefährden wir die WM», erklärte Staudt, versprach aber: «Wir müssen in zähen Verhandlungen zu unserem Ziel kommen.»

 

Viel Beifall erhielt auch «Rückkehrer» Matthias Sammer. Der Nachfolger von Erfolgstrainer Felix Magath hütete sich aber davor, die Begeisterung weiter zu schüren, und versprach den Schwaben, lediglich fleißig zu «schaffe».
 

 

21.7.2004  Stuttgarter Nachrichten

VfB treibt seine Pläne für Event-Center voran

Verein hat Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben - Stadt wird weder investieren noch bürgen

Der neue Trainer bastelt an der Mannschaft, und nebenbei versucht der VfB Stuttgart, seine Infrastruktur aufzupeppen. Der Verein treibt die Pläne für ein Event-Center am Gottlieb-Daimler-Stadion voran, offenbar mit der Häussler-Gruppe als Partner. Und die Zeit drängt: Der Neubau muss bis zur Fußball-WM 2006 fertig sein.

VON FRANK ROTHFUSS

Der Präsident peilt gern hohe Ziele an. In der internationalen Spitze will Erwin Staudt den VfB etablieren, und dieser Maßstab scheint auch abseits des Spielfelds zu gelten. Als jüngst Abgesandte des VfB im Rathaus vorsprachen und eine Skizze des Event-Centers präsentierten, war darob mancher Teilnehmer der Runde erstaunt. 220 Meter lang soll sich das Bauwerk zwischen Cannstatter Kurve und der künftigen Ballspielhalle erstrecken und auch mit einer beachtlichen Höhe glänzen. "Das ist ein Multi-Maxi-Erlebnis-Center", lautet ein Kommentar, einen anderen Eingeweihten erinnert das Bauvorhaben an das "SI-Centrum auf den Fildern".

Ein neues Theater für Singspiele, diesmal mitten in Bad Cannstatt? Nun ja, zwar wird derzeit untersucht, welchen Nutzern ein Domizil am Daimlerstadion Geld wert sein könnte, doch an ein Musical ist bis dato nicht gedacht. "Wir haben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben", bestätigt VfB-Präsidiumsassistent Stefan Heim, "wir wollen unseren Fans eine Heimat und optimalen Service bieten."

Ein hehres Ziel, aber Aufenthaltsräume für Fans zum fröhlichen Beisammensein und zur TV-Stunde nach dem Spiel füllen selbst bei ordentlichem Ess- und Trinkkonsum die Clubkasse nur leidlich, geschweige denn rentiert es sich für einen Investor. "Das reicht für eine Finanzierung nicht aus", weiß Heim, "wir müssen dafür sorgen, dass auch unter der Woche dort etwas passiert." Wie das zu verwirklichen ist, soll offenbar die Häussler-Gruppe prüfen. Das bestätigt der VfB zwar nicht, deutet aber an: "Es gibt nicht allzu viele Partner, mit denen sich so etwas verwirklichen lässt".

Dieser Partner soll potent sein. "Schließlich wollen wir das Risiko gering halten und uns nicht eine teure Immobilie ans Bein binden", lässt man durchblicken. So spricht viel dafür, dass eine noch zu gründende Gesellschaft das Event-Center betreibt.
 

Welche Geschäfte dafür in Frage kommen, soll mit der Machbarkeitsstudie erhoben werden. Zwischenergebnisse will der VfB keine vermelden. Welche Branchen investieren könnten, liegt gleichwohl auf der Hand: Von einem Fitness-Studio ist die Rede, einem Hotel und von Gastronomie aller Art. Darüber hinaus könnte auch der VfB zum Mieter werden. Schließlich ist das Clubheim schon lange zu eng geworden. Geschäftsführer Thomas Weyhing pflegt schon mal Gedankenspiele, "die VfB-Heimat direkt am Stadion anzusiedeln". Dann könnte die Marketingabteilung ihren Pavillon und Presse- und Jugendabteilung ihre Container verlassen. Auch scheint der VfB damit zu liebäugeln, die geplante Jugendakademie beim Stadion anzusiedeln.

Schöne Visionen, doch die Zeit drängt: Bis zum Beginn der Fußball-WM im Juni 2006 muss das Event-Center fertig sein. Das heißt, spätestens im Herbst muss der VfB den Stadträten konkrete Pläne vorlegen. Dass der VfB die durch den Bau der Ballspielhalle frei werdenden Flächen neben dem Stadion nutzt, scheint bei den Fraktionen auf Wohlwollen zu stoßen. Auch die Stadtverwaltung hegt Sympathie für den Verein. "Die Verwaltung kann sich das gut vorstellen", sagt Finanzbürgermeister Michael Föll, "über ein Erbbau- oder ein Dauernutzungsrecht wäre das möglich." Allerdings stellt er auch klar: "Die Stadt wird weder einen Euro an Investitionen noch eine Bürgschaft übernehmen."

 

 

30.9.2003  Stuttgarter Nachrichten

 

Fast einig über die Tribüne

Verhandlungen zwischen VfB und Stadt vor dem Ende

Für die Erneuerung der Gegentribüne im Stadion sind die Würfel fast gefallen: Der VfB Stuttgart hat dort größtes Interesse am Bau eines zweiten Ranges. Kommende Woche werden die Stadträte darüber beraten - auch über die Finanzierung.

VON JOSEF SCHUNDER

Bei einer Aufsichtsratssitzung hat der VfB die Marschrichtung festgezurrt. Rund 2200 zusätzliche Sitze sollen auf der Gegentribüne über einer verglasten Etage mit multifunktionalen Räumen entstehen. Die Idee einer reinen Fußballarena mochten VfB-Chef Erwin Staudt und Vereinssprecher Oliver Schraft am Montag zwar nicht endgültig begraben, sie sei aber bis 2006 nicht auf der Agenda. Allein schon mangels Finanzkraft.

Der zweite Rang immerhin scheint zu stemmen zu sein. Gerhard Mayer-Vorfelder, Präsident des Deutschen Fußball-Bunds, hat sich dafür ausgesprochen - und versprochen, sich dann für ein sechstes WM-Spiel in Stuttgart einzusetzen. Das Sportamt hofft auf ein Viertelfinale. OB Schuster befürwortet den zweiten Rang auch, wenn die "kostenneutrale" Finanzierung möglich ist.

Die ist, so versucht die Sportverwaltung vorzurechnen, zum Greifen nahe. Die Beschlussvorlage, die unserer Zeitung vorliegt, schlägt verschiedene Maßnahmen für eine nicht nur provisorische Entzerrung der Fanströme bei Spielen mit hohem Sicherheitsrisiko vor. Gesamtkosten: rund eine Million Euro. 780 000 Euro will man aus höheren Einnahmen der Stadt auf Grund der Champions-League-Spiele des VfB bestreiten, den Rest durch Einsparungen an anderer Stelle. Die Baukosten für den zweiten Rang werden auf 1,95 Millionen Euro veranschlagt. Davon wären 200 000 Euro gedeckt, weil bei sechs WM-Spielen im Jahr 2006 insgesamt 13 200 Sitzplätze zusätzlich verkauft werden könnten, rechnet das Sportamt vor. Werde der Rest über 25 Jahre mit Krediten refinanziert, ergebe sich eine jährliche Belastung von rund 115 000 Euro. "Die Mehreinnahmen der Stadt bei Realisierung des zweiten Ranges werden auf "bis zu 65 000 Euro pro Jahr geschätzt": durch "zusätzliche Mieteinnahmen bzw. den Stadiongroschen" und durch die Verlagerung von 1000 Zuschauern pro Spiel von den Kurven auf besser bezahlte Tribünenplätze. Bleibt eine Lücke von 50 000 Euro. Der VfB sei zur Beteiligung bereit, heißt es in der Vorlage, über die Höhe verhandle man.

Insgesamt würde der dritte Abschnitt der Stadionmodernisierung damit 52,753 statt 50,023 Millionen Euro kosten. 145 000 Euro für Vorarbeiten wie die Asbestsanierung der Gegentribüne möchte die Verwaltung gern sofort haben, damit im Januar das eigentliche Bauen beginnen kann, die Baubeschlüsse möchte sie im Dezember.

Beim VfB ruft die Rechnung über die Verlagerung von Fans bisher zwar vor allem Heiterkeit hervor, dennoch erklärt er seinen Willen zur Einigung. Der Leiter des Sportamts, Günther Kuhnigk, ist daher zuversichtlich. Die Zusatzkosten von 1,95 Millionen Euro - die konstruktive Gründung für 0,7 Millionen Euro ist im bisherigen Paket enthalten - seien überschaubar, und der VfB erhalte tolle Sitzplätze. Zudem werde das Stadion baulich geschlossener und stimmungsvoller. Bei internationalen Spielen hätte es 54 000 Sitzplätze (57 000 insgesamt) - auch bei Spielen mit hohem Sicherheitsrisiko. Als 2002 der Beschluss über die 2200 Plätze noch zurückgestellt wurde, waren 1,6 Millionen Euro veranschlagt. Nun müsse einzeln ausgeschrieben werden.

Die Verhandlungen laufen zwar gut, die Zeit wird aber knapp. Spätestens am Dienstagabend kommender Woche müssen Stadt und VfB sich einig sein, denn am 8. Oktober soll der Finanzausschuss dem Gemeinderat eine Empfehlung geben.

 

 

29.9.2003  Quelle: SID

 

VfB will doch kein eigenes Stadion bauen

Stuttgart (sid) Die Verantwortlichen von Bundesliga-Spitzenreiter VfB Stuttgart wollen nun doch kein eigens Fußball-Stadion nach der WM-Endrunde 2006 in Deutschland bauen. `Das wäre blödsinnig, da wir zurzeit nicht die Mittel haben, um das anzupacken. Wir haben mit Investoren gesprochen, aber die erwarten eine hohe Eigenbeteiligung, die wir uns im Moment nicht leisten können", erklärte VfB-Präsident Erwin Staudt am Montag.
Hintergrund der Überlegungen über den Bau eines eigenen Stadions waren die gescheiterten Bemühungen des Vizemeisters um einen Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions in eine reine Fußball-Arena. Im Juli hatte der Gemeinderat das Vorhaben des Champions-League-Teilnehmers einstimmig abgelehnt und hinsichtlich der WM 2006 lediglich eine Modernisierung des Stadions inklusive der Leichtathletik-Bahn genehmigt. Der Stadionausbau wird im November beginnen.
Staudt bekräftige außerdem, dass der VfB die bis zum Juni 2005 laufenden Verträge mit den beiden Nationalspielern Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel verlängern will. `Wir haben mit ihnen gesprochen und möchten langfristige Verbindungen eingehen", sagte der VfB-Boss. Zuletzt hatten sich beide Profis immer wieder über die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Stuttgarter Verantwortlichen beklagt.

 

21.8.2003 www.sport1.de

 

Stuttgart will Neubau

München - VfB Stuttgart könnte eventuell nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland mit dem Bau eines eigenen Stadions beginnen.

Präsident Erwin Staudt bestätigte die Pläne für eine privat finanzerte neue Arena am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit WM-Organisationschef Franz Beckenbauer sowie Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder.

Im Juli hatte der Stuttgarter Stadtrat den Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions in eine reine Fußballstätte einstimmig abgelehnt. Das Gremium erwägt für das Stadion des Champions-League-Teilnehmers lediglich eine Modernisierung.




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