Stuttgarter
Zeitung vom 08.09.2006
Der große Streit um die Laufbahn
Leichtathletik kontra Fußball
STUTTGART. Ob die Laufbahn im Daimlerstadion
rot oder grün angestrichen ist, das ist dem
VfB-Präsidenten Erwin Staudt einerlei. Sein
Ziel ist ein reines Fußballstadion. Die
Leichtathleten möchten mit einen gut besuchten
Weltfinale am Wochenende dagegenhalten.
Von Jörg Nauke
Es gibt unter den Nutzern unterschiedliche
Auffassungen über Form und Inhalt des
künftigen Daimlerstadions. Während die
Anhänger der Leichtathletik der Meinung sind,
die Laufbahn müsse erhalten bleiben, weil es
nur noch wenige derartige Einrichtungen für
einen großen Besucheransturm in Deutschland
gibt (Nürnberg, Berlin, München), verweisen
die VfB-Fans darauf, bald die Einzigen zu
sein, die kein reines Fußballstadion als
Heimspielstätte vorweisen können.
Weil es sie so ärgert, dass Oberbürgermeister
Schuster mit dem Weltfinale der Leichtathletik
am Wochenende bis 2008 Fakten geschaffen hat,
planten sie im Stadion eine Protestaktion; auf
Druck des VfB wurde sie jetzt ins benachbarte
Amateurstadion verlegt. Die Anhänger des VfB
müssen zwar einräumen, dass auch im
Daimlerstadion eine Gänsehautatmosphäre
herrschen kann, wie während der Fußball-WM und
beim EM-Qualifikationsspiel gegen Irland -
doch auch gut gelaunt sieht man in den Kurven
nicht besser. "Die Stimmung war fantastisch",
hat Danny, Anführer einer irischen Fangruppe,
nach dem Spiel gesagt: "Aber wir waren schon
sehr weit weg vom Spielfeld."
Die Sorgen der Leichtathleten, die nun hoffen,
mit einem vollen Stadion beim Weltfinale
Argumente für den Erhalt der Laufbahn zu
sammeln, sind durchaus begründet. Denn der VfB
redet nicht nur, sondern plant auch. Erst vor
wenigen Wochen haben die Architekten Arat,
Siegel & Partner, die Tragwerksplaner von
Schlaich, Bergermann und Partner sowie der
Projektsteuerer Prof. Weiß & Partner eine
Machbarkeitsstudie erstellt auf der Basis
einer Tieferlegung des Spielfelds um 1,30
Meter. Ohne Laufbahn könnten fünf zusätzliche
Reihen mit attraktiven Sitzplätzen auf der
Haupttribüne und der Gegengeraden eingezogen
werden. Die Kurven würden abgerissen und durch
zwei steile Geraden ersetzt, die bis auf 7,5
Meter an die Torauslinie heranrücken. Der
zweite Rang, den es bisher nur auf den
Seitentribünen gibt, wird komplett
durchgezogen. Hinter den Toren sitzen die Fans
bis unters Dach. Sie gelangen über
Treppentürme nach oben. Über die offene Fläche
im Dach könnte ein Spinnennetz gespannt
werden, in dessen Zentrum ein Videowürfel
aufgehängt wird, in dem sich Zeltplanen
verbergen, mit denen das Dach komplett
geschlossen werden kann.
Die Kosten für den Umbau würden rund 70
Millionen Euro betragen. Dafür wird ein
Investor gesucht, der den Innenbereich der
Tribünen und die freien Flächen dahinter
vermarkten könnte. Ein Totschlagargument ist
allerdings die Forderung von Schuster, der VfB
müsse das Stadion für 98 Millionen Euro
erwerben. Der Klub hofft auf Mehreinnahmen
durch einen optimierten (Eigen-)Betrieb der
Arena und eine längere Verweildauer der Fans.
Das Durchschnittstagesticket kostet in
Stuttgart 22,56 Euro - in Hamburg 24,35 Euro,
in Gladbach 27,83 Euro und 31,13 Euro in
Hannover. Schon ein Euro Erhöhung bringt dem
Klub eine Million Euro Mehrumsatz. In Schalke
verzehrt der Durchschnittsfan 3,60 Euro, im
Daimlerstadion nur 1,50 Euro - die Differenz
summiert sich auf mehr als zwei Millionen Euro
pro Jahr.
Über ein VfB-Stadion hatte sich zum ersten Mal
2001 der damalige Manager Rolf Rüssmann
Gedanken gemacht. Land, Stadt und der
Bundesligaklub, so meinte er damals, könnten
den Umbau stemmen. Dass sich in der Schüssel
ab und an auch Leichtathleten vergnügten,
hielt er für nebensächlich. Für sie könne die
Stadt ja in der Nachbarschaft ein kleines
Stadion bauen, sagte er.
Rüssmann ist längst Geschichte, doch der Traum
von der VfB-Arena wurde 2003 vom damaligen
Präsidenten Manfred Haas konkretisiert. Er
hatte den Gemeinderat schließlich so weit
gebracht, dass dieser dem Umbau zustimmte und
die Immobilie für einen symbolischen Euro
abgegeben hätte; allerdings gelang es dem
Bundesligisten seinerzeit nicht, die
notwendigen 30 Millionen Euro aufzubringen.
Die Stadt entschloss sich daraufhin, das
Stadion für mehr als 50 Millionen Euro für die
WM zu modernisieren.
Stuttgarter Nachrichten
vom 08.09.2006
Vision für das Daimlerstadion: Stuttgart soll
das Wimbledon der Leichtathletik werden
Die Weltklasse ist zu Gast.Doch für die Fans
der Leichtathletik ist das Weltfinale an
diesem Wochenende mehr als nur ein Sportfest:
Sie wollen das Publikum mobilisieren, um die
Laufbahn im Daimlerstadion zu retten.
VfB-Präsident Erwin Staudt formuliert selbst
oft Visionen, doch die von Helmut Digel wird
er nicht gern hören. Während der VfB Stuttgart
an einer Studie feilt, wie er das
Daimlerstadion in eine reine Fußballarena
umbauen kann, träumen die
Leichtathletik-Freunde von Größerem. Digel,
Vizepräsident des Internationalen
Leichtathletikverbandes IAAF, möchte das
Weltfinale, das am Samstag und Sonntag
erstmals in Stuttgart stattfindet, ständig im
Daimlerstadion austragen: "Stuttgart soll das
Wimbledon der Leichtathletik werden."
VON FRANK ROTHFUSS
Das Wimbledon der Leichtathletik? Hoppla. Hat
sich da nicht einer in der Zeit geirrt? Vor 13
Jahren - nach der Euphorie der
Weltmeisterschaft, als alle vom
Leichtathletik-Mekka Stuttgart schwärmten -,
da hätte man Digels Vision unbesehen
akzeptiert. Aber heute? Das Sportfest im
Daimlerstadion wurde mangels Interesse
eingestellt, und mit nationalen
Meisterschaften lassen sich gerade mal die
Stadien in Ulm und Erfurt füllen. Die
deutschen Athleten rennen hinterher, auch weil
die internationale Konkurrenz oft nur von
Dopingkontrolleuren gebremst werden kann.
Eigentlich kein Grund zu schwärmen - bevor
überhaupt der erste Startschuss des
Weltfinales gefallen ist. Doch Digel weiß: Er
muss seinem Sport Perspektiven aufzeigen,
sonst findet er in Stuttgart nicht mehr statt:
"Es geht um dieses Stadion! Es geht um diesen
Standort des olympischen Kernsports
Leichtathletik!" Jürgen Scholz, Präsident des
Württembergischen Leichtathletikverbands,
formuliert es so: "Fällt die Laufbahn fort,
ist die Leichtathletik tot!"
Dass sie alle nur noch Sätze sagen, die mit
Ausrufezeichen enden, ist kein Zufall. Bis
2008 findet das Weltfinale in Stuttgart statt
- drei Veranstaltungen, die zum Endkampf der
Leichtathletik hochgejazzt werden. Jedes
verkaufte Ticket dient einem höheren Zweck.
Eine "Abstimmung mit den Füßen" soll das
Weltfinale werden - auf diese Formel haben
sich die Lobbyisten der Leichtathletik
geeinigt. "Wir streben insgesamt 60 000
Besucher an", sagt Andreas Kroll, der Chef der
Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart.
Erreicht man diese Zahl, zeigt dies, "dass die
Leichtathletik in Stuttgart eine Zukunft hat".
Sagt Digel. Ein gewagtes Spiel. Denn falls die
Ränge leer bleiben, obwohl mit
100-Meter-Weltrekordler Asafa Powell,
400-Meter-Läufer Jeremy Wariner und
Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa wie in
weiteren 33 Entscheidungen die Besten der
Besten zu sehen sind, ist das "Wimbledon der
Leichtathletik" wohl Geschichte, bevor es eine
Zukunft hatte.
Doch Kroll ist zuversichtlich. "Der Vorverkauf
läuft mit 43 000 Tickets sehr gut", sagt er:
"Wir werden einen ordentlichen Besuch haben."
Nicht zuletzt, weil man einen "Athletic Day
Run" zum Stadion inszeniert, dessen 1000
Teilnehmer fürs Startgeld auch Karten
bekommen; die Läufer von 100 Jugendstaffeln
dürfen zuschauen; und die Eintrittspreise sind
günstig. Bereits für 15 Euro gibt's ein
Kurventicket für beide Tage.
Der Veranstalter wirbt um jeden Besucher, doch
einige Ticketkäufer sind nicht willkommen.
Denn auch VfB-Fans hatten sich Karten gekauft.
Sie wollten der "Leichtathletikfraktion
zeigen, wer in diesem Stadion beheimatet ist".
Als der Verein davon erfuhr, pfiff er seine
Anhänger zurück. Ihre Wortwahl ist kein
Zufall. Über Sport ließe sich diskutieren,
aber nicht über die Heimat. Und so ist der VfB
auch jenseits der betriebswirtschaftlichen
Gründe, die er für einen Umbau des Stadions
anführt - bessere Sicht, bessere Stimmung,
mehr Fans, höhere Einnahmen -, in der Pflicht.
Staudt: "Unsere Fans wollen ein
Fußballstadion!"
Egal, wer dem VfB vorsteht, er muss eine
Fußballarena forden, wenn er sich nicht die
Sympathien seiner Anhänger und Mitglieder
verscherzen will. Das wusste auch
Alt-präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der
1991 das Stadion Festwiese in eine VfB-Arena
umbauen wollte. Allein, das Geld dafür bekam
er nicht zusammen. Da ging es ihm wie seinen
Nachfolgern Manfred Haas und Erwin Staudt,
denen der Gemeinderat 2003 das Stadion
überlassen wollte. Doch der Verein konnte die
geforderten 15 Millionen Euro Sponsorengelder
und 15 Millionen Euro an Bürgschaften nicht
beibringen. Dieses Jahrhundert sei der Bau
einer Fußballarena kein Thema mehr, sagte
hernach Finanzbürgermeister Michael Föll.
Doch weil die Leichtathletik-Lobby ins
Wachkoma verfiel, dauerte das Jahrhundert
gerade mal drei Jahre. Zwar sagen Funktionäre
wie Clemens Prokop, der Präsident des
Deutschen Leichtathletikverbands, gern Sätze
wie: "Stuttgart ist einer unserer zentralen
Standorte für Leichtathletikveranstaltungen."
Doch Taten blieben aus. Die EM 2002 war in
München, die WM 2009 wird in Berlin sein, die
nächsten 25 Jahre werden in Deutschland keine
Titelkämpfe stattfinden. Vor der Zusage fürs
Weltfinale hagelte es Absagen bei den
Bewerbungen um World-Cup und
Grand-Prix-Finals.
Kein Wunder, dass sich der VfB erneut zu Wort
meldete und weiterbohrte. Bis
Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, einem
bekennenden Befürworter der Laufbahn, der
Kragen platzte und er dem VfB in einem Brief
den Kauf des Stadions für 83,9 Millionen Euro
anbot. Dies seien die Steuergelder, die im
Stadion verbaut wurden. Nun plant der VfB
"sorgfältig und in Ruhe", um spätestens 2008
mit "einem hieb- und stichfesten Konzept" vor
den Gemeinderat zu treten.
Auch in Sachen Weltfinale waren die Stadträte
gefordert. Zwar übernimmt die IAAF die 2,3
Millionen Euro Preisgelder, doch auch ohne sie
beträgt der Etat 1,5 Millionen Euro. Die
Hälfte sollen Zuschauereinnahmen decken, 350
000 Euro steuert die Stadt bei. Dazu kommen
290 000 Euro für die Sanierung der Laufbahn.
Gut angelegtes Geld für Schuster: "Das ist ein
herausragendes Ereignis." Eines, für das die
Fernsehanstalten wenig Interesse zeigen. Zwar
überträgt Eurosport am Samstag und Sonntag von
15 bis 17 Uhr. ARD und ZDF dagegen sind
Rennen, Springen und Werfen zu profan: Sie
zeigen den Papst in Bayern.
Artikel in
"Die Welt" vom 8.9.2006
Von Klaus Schlütter
Stuttgart - Die
Topstars der internationalen Leichtathletik
wollen heute und morgen beim Weltfinale in
Stuttgart noch einmal
begeistern....................
Für Stuttgart,
das sich mit erfolgreichen Europa- und
Weltmeisterschaften 1986 bzw. 1993 einen
erstklassigen internationalen Ruf als
Leichtathletik-Hochburg erworben hat, geht es
indes um mehr als um Geld und Rekorde - ein
Flop könnte das Aus für den
Leichtathletik-Standort bedeuten, denn die
Fußballfans setzen die Leichtathleten unter
Druck.
VfB-Präsident Erwin Staudt will die neuerdings
lindgrüne Laufbahn verschwinden und die
Daimler-Arena so schnell wie möglich in ein
reines Fußballstadion umbauen lassen.
Machbarkeitsstudien liegen bereits vor. In
Anbetracht der guten Stimmung in Stadien ohne
trennende Bahn ist die Forderung durchaus
nachvollziehbar. Die Fußballfans hatten sogar
geplant, während des Weltfinals im Stadion zu
demonstrieren. Doch das hätte dem Ruf
Stuttgart als Sportstadt weltweit geschadet.
Auf Drängen von Stadt, Veranstaltern und des
VfB wurde der Protest abgeblasen.
Die
Fußballfraktion muss sich wohl zumindest bis
2008 gedulden - bis dahin ist das Weltfinale
nach Stuttgart vergeben.
Stuttgarter
Zeitung 06.07.2006
VfB-Plan für Arena: Spinnendach und
Videowürfel
Daimlerstadion soll durchgehenden zweiten
Rang erhalten - Finanzierung und Betriebsform
noch ungeklärt - Kämmerer skeptisch
Der Präsident des VfB Stuttgart, Erwin Staudt,
hat der Stadt eine Machbarkeitsstudie für den
Umbau des Daimlerstadions in ein
Fußballstadion präsentiert. Wer das bezahlen
soll und ob sich die Maßnahme rechnet, sei
noch nicht abschließend geklärt.
Von Jörg Nauke
Der VfB-Präsident hat nicht vor, unmittelbar
nach dem Schlusspfiff des WM-Endspiels erneut
den Umbau des Daimlerstadions in eine reine
Fußballarena zu fordern mit der Begründung, in
München und Dortmund habe während der WM eine
sensationelle Atmosphäre geherrscht. Er tut
gut daran, sonst würde die
Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann
kontern, die tolle Stimmung während der
WM-Partien in Stuttgart lasse den Schluss zu,
es liege am VfB, wenn bei dessen Spielen oft
Grabesstille herrsche.
Staudt will auch nicht vor oder unmittelbar
nach dem ersten Leichtathletik-Weltfinale im
September das Stadionthema ansprechen; er hat
zwar ehrgeizige Pläne, aber keine Eile. Und er
will alte Fehler nicht wiederholen. Die Stadt
hat das Weltfinale der Leichtathleten bis 2008
nach Stuttgart geholt, sodass genügend Zeit
für die Hausaufgaben bleibe, meint der
Präsident.
Eine Frage ist bereits weitgehend beantwortet,
nämlich die, wie ein zur Fußballarena
umgebautes Daimlerstadion aussehen könnte. Die
Architekten Arat, Siegel & Partner, die
Tragwerksplaner von Schlaich, Bergermann und
Partner sowie der Projektsteuerer Prof. Weiß &
Partner haben eine Machbarkeitsstudie erstellt
auf der Basis einer Tieferlegung des
Spielfelds um 1,30 Meter. Ohne Laufbahn
könnten fünf zusätzliche Reihen mit
attraktiven Sitzplätzen auf der Haupttribüne
und der Gegengeraden eingezogen werden. Die
Kurven würden abgerissen und durch zwei steile
Geraden ersetzt, die bis auf 7,5 Meter an die
Torauslinie heranrücken. Damit gewinnt ein Fan
bis zu 50 Meter.
Damit es innen schön aufgeräumt aussieht, wird
der zweite Rang, den es bisher nur auf den
Seitentribünen gibt, komplett durchgezogen.
Auch hinter den Toren sitzen die Fans dann bis
unters Dach. Sie gelangen über Treppentürme in
den Ecken auf die Erschließungsebene, die sich
auf Höhe der Plattform des Carl-Benz-Centers
befindet.
Was das Membrandach angeht, wird über die
bislang offene Fläche ein Spinnennetz
gespannt, in dessen Zentrum ein Videowürfel
aufgehängt wird, in dem sich Zeltplanen
verbergen, mit denen das Dach komplett
geschlossen werden kann. "Das wäre ein
richtiger Hexenkessel", schwärmt Staudts
Assistent Stefan Heim. Er sieht mit dieser
Arena wesentliche Forderungen von OB Wolfgang
Schuster (CDU) erfüllt, nämlich eine Kapazität
von mehr als 50 000 Fans und den Erhalt der
erst wenige Jahre alten Tribünen.
Finanziell ist aber auch weiterhin noch gar
nichts geklärt. Schuster verlangt, dass der
VfB vor einem Umbau das Stadion für etwa 90
Millionen Euro kaufen müsste, während das
Grundstück im Wert von rund 33 Millionen Euro
kostenlos zur Verfügung gestellt werde. Das
hält Erwin Staudt nicht für großzügig, sondern
für ein Totschlagargument. So viel Geld könne
der Klub nicht in Steine investieren, er
brauche die Mittel für flinke Beine guter
Fußballer, die den Verein zurück in den
europäischen Wettbewerb schießen. Beim VfB
stellt man sich eher vor, einen angemessenen
Pachtzins zu bezahlen.
Aber auch der Finanzbürgermeister Michael Föll
(CDU) betont momentan, es gebe für die Stadt
keinen sichereren Weg als den des Verkaufs. In
jedem anderen Falle, auch in einer gemeinsamen
Besitz- und Betreibergesellschaft, trage
letztlich die Stadt das Risiko. "Den VfB gibt
es seit 1893, und er steht finanziell gut da",
kontert Staudt. Und Heim glaubt, dass sich
gegenüber der heutigen Situation mit einem
neuen Fußballstadion die Ausgangslage für die
Stadt sogar verbessern würde, da der VfB
endlich die Einnahmepotenziale voll
ausschöpfen könnte.
Um die Vor- und Nachteile von
Finanzierungslösungen für Stadt und Klub
darzustellen, feilt der Verein an einem
Businessplan. Außerdem will man klären, ob es
nicht sinnvoller wäre, das Stadion nicht
länger vom Sportamt betreiben zu lassen,
sondern die Vermarktung in die eigenen Hände
zu nehmen. Für diesen Fall müsste der Verein
die städtischen Mitarbeiter übernehmen.
Ebenso wichtig wie die Pläne für Dach und
Tribünen ist für den VfB, einen Partner zu
finden, der den etwa 70 Millionen Euro teuren
Umbau bezahlt. Dass es den Unbekannten bereits
gibt, bestreitet der Präsident. Voraussetzung
für seine Zustimmung sei, aufzuzeigen, wo
zusätzliche Einnahmen generiert werden
könnten, die die Investition lukrativ
erscheinen ließen. Rund acht Millionen Euro
pro Jahr seien notwendig. Mehreinnahmen
verspricht sich Staudt durch den effizienten
Betrieb und eine intensive Vermarktung der
Flächen hinter den Toren. Man werde wegen der
Vermietung auch auf Daimler-Chrysler zugehen,
das seine Konzernzentrale nach Untertürkheim
verlegt. Vor allem will der VfB stärker am Fan
verdienen. Er verspricht sich Zuwächse durch
höhere Zuschauerzahlen, höhere Eintrittspreise
und höhere Umsätze beim Verzehr.
Stuttgarter
Zeitung 24.06.2006
Kolumne von
Oskar Beck
Im Daimlerstadion sitzt der Fan ganz weit vom
Schuss
OSKAR BECK Wo ist die Fußball-WM am schönsten:
am Bildschirm oder im Stadion? StZ-Kolumnist
Oskar Beck hat die knifflige Frage am eigenen
Leib untersucht - speziell im
Gottlieb-Daimler-Stadion.
Angesichts der zweiundzwanzig von
fünfundzwanzig Millionen Deutschen, die
erfolglos Schlange gestanden sind für eine
WM-Eintrittskarte und sich seither vorkommen
wie Menschen zweiter Klasse, wollen wir heute
die Schicksalsfrage klären, wo die WM wirklich
am schönsten ist. Im Stadion - oder im
Fernsehen? Wir sind der Sache im Rahmen eines
kräfteraubenden Selbstversuchs auf den Grund
gegangen. Seit zwei Wochen schauen wir
abwechselnd fern, also in die Röhre, fahren
aber parallel dazu vorsichtshalber auch noch
kreuz und quer unter dem Aspekt durch die
Republik: Kann das Fernsehen die
Liveatmosphäre in den Stadien ersetzen?
Antwort: kommt drauf an, wo.
Bei Spielen in München muss man unbedingt
persönlich anwesend sein, wie heute gegen
Schweden. Unsere Gänsehaut vom Eröffnungsspiel
wirkt immer noch nach. Reihe 18, Platz 1. Das
war direkt hinter der Trainerbank, auf
Augenhöhe mit dem Bundestrainer - jedes
Barthaar, das Jürgen Klinsmann bei den
Gegentoren von Costa Rica zu Berge stand,
haben wir einzeln erkannt und ihm in prekären
Phasen erfolgreich zugerufen, wann er wen
auswechseln soll.
Dieser Tage waren wir auch in Frankfurt, bei
Argentinien gegen Holland. Auf der Tribüne
trafen wir Leif Sundermann, den Sohn des
früheren VfB-Trainers, der bei der hessischen
Ausgabe der "Bild"-Zeitung schafft. "Die
Stimmung hier isch scho anders", hat er gesagt
- und uns mitleidig angeschaut. Vermutlich hat
er Stuttgart wegen des Stadions den Rücken
gekehrt. Sundermann nach Frankfurt. Kuranyi
und Bordon nach Schalke. Magath und Lahm zu
Bayern. Hleb zu Arsenal. Hinkel nach Sevilla.
Fluchtartig gehen sie alle dorthin, wo es
emotionsgeladene Arenen mit steilen
Zuschauerrängen gibt, die direkt hinter der
Seitenlinie beginnen - und in denen die
elektrisierende Atmosphäre unterm Dach hängen
bleibt und wieder zurückgeworfen wird aufs
Spielfeld. Junge Wilde mögen kein altes
Stadion. Jedenfalls wird langsam klar, warum
dem VfB die Spieler, die Zuschauer und die
Journalisten davonlaufen. Sie fühlen sich alle
nicht dicht genug dran am Geschehen. Wir
Griffelspitzer zum Beispiel sitzen unterm
Gottlieb-Daimler-Stadiondach und stochern mit
der Stange im Nebel - von allen Australiern
hat man gegen Kroatien aus der
Vogelperspektive nur Guus Hiddink zuverlässig
erkannt, weil er einen strammen Hunger hat und
nicht als Strich in der Landschaft daherkommt.
Dieser senkrechte Fernblick von oben herab mag
ein Augenschmaus sein für Anhänger taktischer
Feinheiten, die sehen wollen, ob Kroatien ein
4-1-4-1 oder ein 4-1-5-0 spielt - umso weniger
hat man dafür erkannt, ob der Schiedsrichter
seine zwei roten Karten für Tritte auf Höhe
der Grasnarbe oder Kopfstöße ans Kinn verteilt
hat. Bis heute sind wir uns auch nicht sicher,
ob bei Frankreich gegen Schweiz neulich Zidane
mitgespielt hat - was auch an Zidane lag. Aber
vor allem am Stadion. Es ist x-mal
modernisiert worden, aber es will einfach kein
Fußballstadion daraus werden. Als Zuschauer
braucht man einen Feldstecher, jedenfalls
sieht man fern - im wahrsten Sinne des Wortes.
Jetzt ist aber genug gemotzt - wir müssen los,
nach München. Mit etwas Glück kriegen wir dort
wieder den Platz vom letzten Mal, sodass wir
Freddy Ljungberg notfalls das Bein stellen
können, wenn er mit seinem schwedischen
Torhunger links die Linie runterrennt.
Im Daimlerstadion wäre das ausgeschlossen: Um
ihn dort zu stoppen, müssten wir uns vom Dach
stürzen und würden ihn selbst dann noch nicht
treffen - sondern auf der weiten Breite der
Aschenbahn landen. So viel zu unserem
schwäbischen WM-Stadion. Wer mehr will, muss
halt daheim bleiben - und anderweitig
fernsehen.
Stuttgarter
Zeitung 08.02.2006
Schon Rüssmann
träumte von Arena
"Der VfB Stuttgart hat im Jahr 2001 durch
seinen damaligen Manager Rolf Rüssmann
erstmals eigene Ideen zur Lösung der
Arenafrage vorgestellt. Konkret wurde das
Projekt nach der gescheiterten
Olympiabewerbung Mitte 2003. Der Gemeinderat
hatte damals dem Umbau des Daimlerstadions in
eine Fußballarena unter der Voraussetzung
zugestimmt, dass der Bundesligist etwa 15
Millionen Euro selbst finanziert und Bürgen
für einen Kredit in ähnlicher Größenordnung
findet. Das war in der Kürze der Zeit - der
Umbau für die WM 2006 konnte nicht warten -
für den VfB aber nicht zu machen.
Im vergangenen Jahr hat der Club dann eine
Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Erste
Skizzen der Architekten Arat, Siegel & Partner
zeigten, dass man das Spielfeld trotz der
Mineralwasserproblematik etwas tiefer legen
könnte. Die Haupt- und die Gegentribüne würden
zusätzliche Sitzreihen erhalten, die
Kurvenbereiche würden abgerissen und neu
gebaut, dann allerdings viel steiler.
In der Zwischenzeit hat OB Schuster das
Leichtathletik-Weltfinale für die Jahre 2006
bis 2008 nach Stuttgart geholt. Man geht von
einem Defizit von etwa zwei Millionen Euro pro
Veranstaltung aus. Ein Umbau wäre dann
frühestens 2008 möglich. Der OB sagt, den
müsse der VfB selbst bezahlen, weil die Stadt
mit dem jetzt beendeten Bau der Gegentribüne
sowie weiteren Modernisierungen für die WM
(Kosten etwa 50 Millionen Euro) ihren
"öffentlichen Auftrag erfüllt" habe. Ein Umbau
setzt aber voraus, dass der Verein die
Schüssel für 84 Millionen Euro kauft - in
diesem Fall würde also der VfB die für die von
der Stadt beschlossenen Modernisierungen für
die Weltmeisterschaft 2006 bezahlen. Und
Fußballfans erinnern sich auch noch daran,
dass das Dach nicht etwa für den VfB gebaut
wurde, sondern wegen der Leichtathletik-WM
´93."
Neue
Fußballarena auch ohne Tieferlegung möglich
"Der Stadionarchitekt Mete Arat hat eine
Möglichkeit gefunden, das Daimlerstadion in
eine reine Fußballarena umzubauen, ohne mit
dem Spielfeld eine Etage tiefer gehen zu
müssen. Der VfB Stuttgart macht sich nun
Gedanken über die Finanzierung.
Seit fast einem halben Jahr brütet man im Büro
Arat, Siegel & Partner im Auftrag des VfB
Stuttgart über Plänen für einen Umbau des
Daimlerstadions. Die Aufgabe ist kompliziert.
Es reicht bei Weitem nicht aus, die
Kunststofflaufbahn und die ausladenden Kurven
zu entfernen und diese durch zwei steile
Tribünen zu ersetzen. Einerseits soll die von
OB Schuster geforderte Kapazität von rund 50
000 Zuschauern erreicht, andererseits das
ovale Dach den baulichen Erfordernissen
angepasst werden; darüber arbeitet derzeit das
Büro des Ingenieurs Jörg Schlaich. Schließlich
gilt es, die Frage zu klären, ob man das
Spielfeld eine Etage tiefer legen sollte, um
die bestehenden Haupt- und Gegentribünen näher
an die Seitenlinien heranzuführen.
Wenn man vier Meter tief graben würde, hätte
man 6000 zusätzliche Tribünenplätze
geschaffen, was allerdings mit sehr hohen
Baukosten verbunden gewesen wäre. Mittlerweile
stehen zwei Varianten zur Debatte: Eine sieht
die Absenkung um 1,30 Meter vor, die andere
kommt ohne Tieferlegung aus.
Für die Cannstatter und für die
Untertürkheimer Kurve stehen Tribünen mit
einem oder zwei Rängen zur Debatte. Die
Architekten befürworten die Einranglösung mit
nur einem Mundloch, durch das die Zuschauer
auf eine Erschließungsebene gelangen würden,
die man über Treppenhäuser und Aufzüge
erreichte. So käme man auf 48 000 Zuschauer.
Der Bundesligist erhofft sich von einem neuen
Stadion einen höheren Umsatz und mehr Gewinn.
Diese Hoffnung sei im Allgemeinen berechtigt,
hat der Stadionspezialist Günter Vornholz von
der NordLB unlängst in einem Vortrag betont.
Bei den Ticketpreisen liegt der VfB im
Mittelfeld. Eine Erhöhung um einen Euro, die
sich mit einer attraktiveren Immobilie und
einem erhofften größeren sportlichen Erfolg
begründen ließe, würde eine Million Euro pro
Jahr in die Kasse spülen. Man geht einfach
davon aus, dass die Fans in Wohlfühllaune mehr
Geld für Verpflegung und Fanartikel ausgeben
würden. In Hamburg laufe das so.
Vornholz verweist auch auf die höheren
Ausgaben. Der VfB müsste für Umbaukosten von
50 bis 70 Millionen 3,5 bis fünf Millionen
Euro an Zins und Tilgung pro Jahr leisten. Das
allein erscheint schwierig. Deshalb ist es
nachvollziehbar, dass man beim VfB die Idee
eines weiteren Kostenblocks von rund sechs
Millionen Euro pro Jahr, um der Stadt das
Stadion für 84 Millionen abzukaufen, als
Totschlagsargument für die Debatte sieht.
Der heutige Gegner des VfB, Werder Bremen (20
Uhr, Daimlerstadion), gilt nicht nur wegen
seiner attraktiven Spielweise als Vorbild,
sondern auch, weil der Verein das Weserstadion
gemeinsam mit der Hansestadt in der Bremer
Sport- und Freizeit GmbH betreibt. Sie bezahlt
den Stadionausbau, den neuen Rasen, kassiert
den Großteil der Ticketeinnahmen und Miete von
einer Versicherungsagentur, einer
Reinigungsfirma und einem Telefonanbieter, die
sich in der Nordtribüne einquartiert haben.
Die Stuttgarter sind dagegen nur Mieter einer
städtischen Immobilie, in der noch das
Sportamt residiert. Hier sieht der VfB
hinsichtlich der Kosten und der
Vermarktungschancen für die Flächen in und
hinter den neuen Tribünen einer Fußballarena
(Einkaufscenter, Büro, Fast-Food-Kette)
Veränderungsbedarf, wie in einem Gutachten von
Booz, Allen und Hamilton deutlich wird.
In diesem Papier wird erwähnt, wie der Verein
noch liquider werden könnte: So würde eine
Million Euro pro Jahr gespart, wenn der Verein
seine Rückzahlungsverpflichtung aus früheren
Umbauten strecken könnte. Zwei Millionen Euro
wären drin, wenn man die Miete durch eine
Erbpachtregelung ersetzen würde. Darüber will
man mit der Stadt reden. Oder auch mit
Partnern. Alle Gutachter kommen aber zum
Schluss, dass es schwierig sei, Investoren für
eine Beteiligung zu finden. Am Wasen denkt man
vor allem an Daimler-Chrysler: Die hatten die
Namensrechte einst zum Spottpreis erworben.
VfB-Präsident Erwin Staudt will sich nun bald
mit Dieter Zetsche treffen."
Leserbrief Stuttgarter
Nachrichten 07.02.2006
Unverschämt
Zu "OB Schuster bietet VfB Stadionkauf an" vom
1. Februar:
Dieses Angebot von OB Schuster ist unverschämt
und für den VfB Stuttgart indiskutabel. Der
VfB soll nun also 84 Millionen Euro für ein
Objekt bezahlen, das ohne die Stadionmiete
durch den VfB ein jährliches Millionengrab für
die Stadt wäre. Die Stadt möchte sich damit
bei einem letzten Umbauabschnitt in ein reines
Fußballstadion sämtliche für die WM getätigten
Investitionen vom VfB nachträglich zahlen
lassen. Eine Veräußerung der Namensrechte wäre
weiterhin nicht möglich - ein wichtiger
Refinanzierungsfaktor in anderen Stadien.
Anstatt dem VfB endlich den Weg frei für einen
zwingend notwendigen Umbau in ein reines
Fußballstadion zu fairen Bedingungen zu
machen, versucht OB Schuster in der
Stadionfrage nun sogar einen finanziellen
Profit herauszuschlagen. Mit diesem Angebot
beweist OB Schuster abermals, dass ihm
Stuttgarts Image- und Werbeträger Nummer eins
egal ist.
Andreas Armbruster, Stgt.-Hedelfingen
Stuttgarter
Nachrichten 02.02.2006
VfB: Konkrete
Pläne nach der WM
Stadträte werten Brief des OB als Grundlage
für Verhandlungen mit dem Club
Der VfB Stuttgart will nach der WM seine Pläne
für den Umbau des Daimlerstadions in eine
Fußballarena vorlegen. Die Stadträte zeigen
sich gesprächsbereit: Grundlage sei der Brief
des OB. Wolfgang Schuster hat dem Club den
Kauf des Stadions für 83,9 Millionen Euro
angeboten.
VON FRANK ROTHFUSS
Verwaltung und Stadträte erklärten die Debatte
für beendet: Mit dem Bau des Carl-Benz-Centers
sei die Diskussion vorüber. "Ein reines
Fußballstadion ist in diesem Jahrhundert kein
Thema mehr", sagte im November 2004
Bürgermeister Michael Föll. Das Jahrhundert
währte 14 Monate, nun beschäftigt die Zukunft
des Daimlerstadions erneut Stadtspitze und
Gemeinderat. In einem Brief an VfB-Präsident
Erwin Staudt und Aufsichtsratschef Dieter
Hundt hat OB Wolfgang Schuster dem Club den
Kauf des Stadions zum 31. Dezember 2007 für
83,9 Millionen Euro angeboten.
Die Summe errechne sich aus den Kosten für die
letzten Bauabschnitte in Höhe von 134,6
Millionen Euro. Davon bezahlte das Land 28,1
Millionen Euro, DaimlerChrysler und die EnBW
steuerten 7,8 Millionen Euro bei. Durch den
Stadiongroschen und aus der Miete des VfB
werden bis Ende 2007 rund 15 Millionen Euro
refinanziert. Schuster schreibt: "Somit
verbleibt bei der Stadt ein Aufwand von 83,9
Millionen Euro. Dieser Betrag entspricht dem
Kaufpreis."
Weiter heißt es: "Beim Bau anderer Stadien
haben sich Länder wie Kommunen beteiligt."
Nachdem das Land 28,1 Millionen Euro gezahlt
habe, sei die Stadt gehalten, sich
vergleichbar zu engagieren. Deshalb wolle man
das sieben Hektar große Areal mindestens 40
Jahre im Erbbaurecht an den VfB abgeben. Als
ihren Beitrag wolle die Stadt auf den
Erbbauzins von 33 Millionen Euro verzichten.
Der VfB müsse garantieren, dass nach einem
Umbau die Kapazität bei mindestens 50 000
Sitzplätzen liege, dass die Mineralquellen
geschützt werden, dass ein zweiter Stuttgarter
Erstligaclub ebenfalls im Daimlerstadion
spielen dürfe. Und: "Beim Eigentumsübergang
gehen alle Rechte und Pflichten über. Dies
betrifft auch das Namensrecht. Inwieweit es
gelingt, mit der DaimlerChrysler AG eine
Veränderung über das Namensrecht zu erzielen,
ist Sache des VfB."
Im Sommer 2003 scheiterte der VfB daran, die
vom Gemeinderat geforderten 15 Millionen Euro
für den Umbau aufzutreiben. Kann man nun 83,9
Millionen Euro bezahlen? Und zusätzlich den
auf gut 50 Millionen Euro geschätzten Umbau
finanzieren? "So weit sind wir noch nicht",
sagt VfB-Sprecher Oliver Schraft. "Derzeit
arbeiten wir Schritt um Schritt unsere
Hausaufgaben ab." Im Frühjahr werde es
konkretere Pläne geben, "mit einem schlüssigen
Konzept werden wir nach der WM das Gespräch
mit der Stadt und dem Gemeinderat suchen."
In einer ersten Studie hatte der VfB geklärt,
dass es möglich sei, das Spielfeld vier Meter
abzusenken. Auf den neuen und steileren
Kurven, die bis zu 7,50 Meter ans Feld
heranrücken, sollen je 10 000 Zuschauer Platz
finden. Haupt- und Gegentribüne würden nach
unten gezogen. Auf der Haupttribüne würden so
2400 neue Plätze entstehen, auf der
Gegengerade 3600. Man prüfe derzeit auch eine
Variante, in der man das Spielfeld nicht oder
nur wenig tiefer legen müsse.
Jetzt warte man auf die Vorschläge des VfB,
sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhold Uhl,
"dann muss das Thema vom Tisch". Und er lässt
keinen Zweifel daran, dass er nichts vom
Kaufpreis nachlassen möchte. Für Jürgen Zeeb,
Chef der Freien Wähler, "ist der Brief ein
Angebot, über das der VfB nachdenken sollte".
Werner Wölfle, Fraktionsvorsitzender der
Grünen, sieht den Brief des OB als
"Maximalforderung". Damit steige man ein in
Verhandlungen. Aber, so sagt er, "unsere
Karten werden nicht besser, nach dem World
Athletics Final 2008 wird 20 Jahre keine
Leichtathletik hier stattfinden". Manfred
Kanzleiter, Chef der SPD-Fraktion: "Wir sind
völlig offen." Man müsse sehen, wie
erfolgreich das Athletics Final in den
nächsten drei Jahren werde, "ob es eine
Perspektive gibt oder ob es dahindümpelt".
DPA-Meldung 01.02.2006
Verkauf des
Daimlerstadions angeregt
Stuttgarter
Oberbürgermeister will 84 Millionen Euro
Stuttgart - Stuttgarts
Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) hat
in die Diskussion um einen vom Bundesligisten
VfB Stuttgart geforderten Umbau des
Gottlieb-Daimler-Stadions in eine reine
Fußballarena neue Bewegung gebracht. Da eine
solche Arena nicht mehr unbedingt Aufgabe
einer Kommune sei, könne der VfB "das
Gebäude-Ensemble" möglicherweise der Stadt für
einen Preis von etwa 84 Millionen Euro
abkaufen. Dies habe Schuster Ende Dezember in
einem Brief an den VfB-Präsidenten Erwin
Staudt und den Aufsichtsrats-Vorsitzenden des
Clubs, Dieter Hundt, geschrieben, erklärte der
Pressesprecher der Stadt, Stephan Schorn, am
Dienstag.
"Wenn der VfB das Stadion
ändern will, soll er es uns abkaufen", wurde
Schuster am Dienstag zitiert. Laut Schorn
handelt es sich bei Schusters Schreiben nur um
"eine Diskussionsgrundlage und kein Angebot".
Mit einem Umbau könne frühestens von Ende 2008
an begonnen werden, da Stuttgart in diesem und
den kommenden zwei Jahren das World Athletics
Final des Internationalen
Leichtathletik-Verbandes (IAAF) im
Daimlerstadion austrage. In dem Stadion werden
während der Fußball-Weltmeisterschaft im
Sommer sechs Spiele ausgetragen.
Der mögliche Kaufpreis
ergebe sich aus den insgesamt 135 Millionen
Euro Kosten für die vorigen drei Bauabschnitte
des Daimlerstadions. Davon seien 28 Millionen
durch Landeszuschüsse sowie acht Millionen von
den Konzernen DaimlerChrysler und EnBW
aufgebracht worden. Bis Ende 2007 seien zudem
15 Millionen durch die Miete des VfB sowie den
Stadiongroschen finanziert. Den Restbetrag des
städtischen Darlehens von 84 Millionen müsste
dann der VfB als Kaufpreis übernehmen.
"Bis jetzt liegt uns noch
kein Kaufangebot vor", sagte VfB-Chef Staudt
in der Zeitung. "Wie wir weiter vorgehen,
hängt davon ab, wie die Machbarkeitsstudie für
einen Umbau ausfällt, die wir in Auftrag
gegeben haben. Sie wird im Frühjahr
vorliegen." Beim Neujahrsempfang des
UEFA-Pokal-Teilnehmers am vergangenen Sonntag
hatte Staudt der Stadt in der
Stadion-Diskussion das "Ende des
Waffenstillstands nach der WM" angekündigt.
In seinem Brief habe
Schuster dem VfB drei Bedingungen für einen
Umbau gestellt, sagte Schorn weiter. Zum einen
müsse eine reine Fußballarena mindestens
50.000 Sitzplätze haben, um weiterhin bei
sportlichen Großveranstaltungen wie
Fußball-Länderspielen zum Zug zu kommen. Zum
anderen müsste das Stadion künftig auch einem
möglichen zweiten Bundesligisten sowie für
kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung
stehen. Für den Fall eines Verkaufs des
Daimlerstadions habe Schuster zudem angeregt,
das nahe Stadion Festwiese auszubauen, um
weiter eine Heimstätte für die Leichtathletik
zu haben.
Stuttgarter Zeitung
31.01.2006
Kriegsgeheul" des
VfB-Chefs ärgert Stadträte
Staudt macht sich unbeliebt
Der VfB-Präsident Erwin Staudt habe sich beim
Neujahrsempfang im Ton vergriffen, kritisieren
Stadträte. Der sichtlich verärgerte Clubchef
hat ein Ende des "Waffenstillstandes mit der
Stadt" angekündigt.
Von Jörg Nauke
Jürgen Zeeb, der Fraktionschef der Freien
Wähler, ist auch Fußballfan. Was den VfB
angeht, ist er allerdings fürs Erste bedient.
Nicht nur, dass sich die Wasenkicker von den
Strapazen ihres Trainingsurlaubs im sonnigen
Dubai auch noch beim Rückrundenauftakt gegen
den Abstiegskandidaten Duisburg ausgeruht
haben; am Sonntag habe nach Ansicht des
Stadtrats auch noch der VfB-Präsident wegen
einer Blutgrätsche die rote Karte verdient.
Nicht nur, dass Erwin Staudt es versäumt habe,
Michael Föll als den Repräsentanten jener
Kommune zu begrüßen, die dem Club häufig unter
die Arme gegriffen hat; er habe der Stadt auch
in unakzeptabler Weise gedroht, indem er mit
Blick auf den gewünschten Umbau des
Daimlerstadions in eine reine Fußballarena
sagte: "Nach der WM ist der Waffenstillstand
beendet."
"Bedeutet das Krieg zwischen dem VfB und der
Stadt sowie dem Gemeinderat?", fragt Zeeb.
Und: "Wer möchte Geld von wem? Nach unserem
Kenntnisstand nicht die Stadt Stuttgart vom
VfB. Was also soll das Kriegsgeheul, Herr
Staudt?", fragt der Fraktionschef in einer
Pressemitteilung. Er wies außerdem darauf hin,
dass zwischen 2006 und 2008 drei hochkarätige
Leichtathletikveranstaltungen im Stadion
stattfinden würden, sich also bis auf Weiteres
in Sachen Fußballarena nichts tun werde.
Werner Wölfle, Fraktionschef der Grünen, hat
Erwin Staudt noch beim Empfang die Leviten
gelesen. "Das war wirklich unpassend", sagt
Wölfle, der sich gewundert hat, dass Staudt,
wegen der Heimpleite sichtlich verärgert,
lediglich Lobeshymnen auf Rudi Häussler
angestimmt hat, der das VfB-Event-Center baut,
das Engagement der Stadt aber unberücksichtigt
ließ. Immerhin habe sich der Gemeinderat dazu
durchgerungen, das VfB-Trainingszentrum zu
modernisieren.
CDU-Fraktionschef Reinhold Uhl sagte gestern:
"Was heißt hier Waffenstillstand? Ich bin
nicht davon ausgegangen, dass wir uns mit dem
VfB schon einmal im Krieg befunden haben." Er
verwies ebenfalls auf das
Leichtathletik-Meeting: "Wenn wir gesehen
haben, wie das läuft, darf Herr Staudt gerne
mit uns reden." SPD-Chef Manfred Kanzleiter
sagte, der Wunsch des VfB sei bekannt. Die Art
und Weise, wie der Genosse Staudt dies in
Erinnerung gerufen habe, sei "grenzwertig"
gewesen. "Ich hätte das jedenfalls so nicht
gesagt."
Stuttgarter Nachrichten
31.01.2006
Freie Wähler üben Kritik an
Staudt
VfB-Präsident Erwin Staudt hat im Rathaus mit
Äußerungen über das Daimlerstadion
Verwunderung ausgelöst. Nachdem er beim
Neujahrsempfang des VfB Stuttgart erklärt
hatte, nach der Fußball-WM sei in Sachen
reines Fußballstadion der Waffenstillstand mit
der Stadt beendet, kritisieren die Freien
Wähler nun "das Kriegsgeheul des Herrn
Staudt". Nicht die Stadt wolle vom VfB
Stuttgart Geld für so ein Stadion, sondern
andersherum, erinnerte Fraktionschef Jürgen
Zeeb. OB Wolfgang Schuster reagierte am Montag
nicht. Solange der VfB zu wichtigen
technischen und finanziellen Fragen noch keine
Antworten und kein Gutachten beigebracht habe,
sei eine Diskussion sinnlos, erklärte Stephan
Schorn, Sprecher der Stadt. Der VfB wisse
zudem, dass man durch
Leichtathletik-Veranstaltungen bis 2008 an den
Status quo gebunden sei. jos
Stuttgarter Zeitung
30.01.2006
Der Wirtschaftskapitän und
seine müden Kicker
Erwin Staudt treibt das mittelständische
Unternehmen VfB mit diversen Projekten voran -
nur die wichtigsten Angestellten machen ihm
Sorgen
Den gestrigen Neujahrsempfang für die
Sponsoren hat Erwin Staudt genutzt, um seine
wirtschaftlichen Erfolgszahlen zu
präsentieren. "Wir liegen überall im grünen
Bereich", sagte der VfB-Präsident - nur in der
Bundesligatabelle eben nicht.
Von Heiko Hinrichsen
Weil die Stimmung so gelöst war unter den 1000
handverlesenen Gästen beim Neujahrsempfang des
VfB Stuttgart, hat sich der Kabarettist
Christoph Sonntag im Logenbereich des
Daimlerstadions einen Scherz auf Kosten der
Hausherren erlaubt. "Zu dumm, dass der VfB den
Duisburgern den Marco Caligiuri gegeben hat -
und der uns dann das entscheidende 0:1
reinhaut", sagte Sonntag, "denn das lässt für
das Auswärtsspiel in Köln nichts Gutes
erwarten: Denen haben wir nämlich zwei Spieler
ausgeliehen."
Wer den Schaden hat, der braucht für den Spott
bekanntlich nicht zu sorgen. Also wurmte es
Erwin Staudt auch ganz gewaltig - das war dem
VfB-Präsidenten anzusehen -, dass er seinen
Sponsoren und den Logenbesitzern gestern
Mittag bei der alljährlichen Einstimmung auf
das neue Jahr im Business-Center keine
sportliche Erfolgsmeldung präsentieren konnte.
Das 0:1 gegen den Abstiegskandidaten Duisburg
ließ Staudt, der in der Winterpause wie kein
Zweiter die fußballerische Trendwende beim
Verein für Bewegungsspiele herbeigeredet
hatte, in seiner Ansprache fast ganz aus. Für
ihn war der Rückschlag gegen den MSV lediglich
"diese neue Situation" - es ist keine
angenehme.
Viel lieber redete Erwin Staudt dagegen über
die positiven Entwicklungen rund um seinen
Verein, auch wenn der 57-Jährige weiß, dass
der sportliche Erfolg für "den
mittelständischen Betrieb VfB Stuttgart"
(Staudt) das wichtigste Unternehmensziel ist.
Doch abseits des Rasens durfte der ehemalige
Chef der IBM Deutschland vermelden, dass der
VfB im Wirtschaftsjahr 2005, einem
"schwierigen Jahr", in allen
Unternehmensfeldern "im grünen Bereich" liege.
In der Tat kann sich die wirtschaftliche
Bilanz der VfB-Führungsriege sehen lassen.
Seit 1981, als der Finanzdirektor Ulrich Ruf
seine Arbeit beim Verein aufnahm, hat der Klub
seinen Pro-Kopf-Umsatz mehr als verdreifacht.
Den zehn Mitarbeitern und drei Millionen Euro
(knapp sechs Millionen D-Mark) Umsatz von 1981
standen im abgelaufenen Geschäftsjahr 80 fest
angestellte VfB-Mitarbeiter und 65 Millionen
Euro Umsatz gegenüber. "Beim VfB bewegt sich
was", sagte der Wirtschaftskapitän Erwin
Staudt.
Bis zum Beginn der Weltmeisterschaft im Juni
soll das neue Carl-Benz-Center neben dem
Stadion zumindest äußerlich fertig gestellt
sein. "Dann werden sie keine Kräne mehr
sehen", sagte Staudt. Der Bezug der neuen
Geschäftsräume und der VfB-Jugendakademie, der
Start des Hotel- und Gaststättenbetriebs sowie
die Eröffnung der Arena für 2000 Personen soll
im Herbst folgen. Schon im Sommer bekommt das
Klubgelände ein Facelifting: Dann werden an
der Mercedesstraße ein Kunstrasenplatz, ein
großer Trainingsplatz mit Rasenheizung und
eine 1000 Besucher fassende Tribüne gebaut.
Die Pläne für ein reines Fußballstadion in
Stuttgart will Staudt nach der WM aufgreifen.
"Dann ist der Waffenstillstand mit der Stadt
beendet", sagte der eifrige Präsident, dessen
Fußballer jetzt nur noch siegen müssen
Stuttgarter Nachrichten 29.10.2005
ARD
und ZDF zeigen Stuttgart die kalte Schulter
Übertragung des Finals der weltbesten
Leichtathleten ungewiss - Stadt zahlt 250000
Euro für TV-Produktion
Nächstes Jahr im September bestreiten die
weltbesten Leichtathleten im Daimlerstadion
ihr Saisonfinale. Um das World Athletics Tour
Final (WATF) zu bekommen, hat die Stadt
garantiert, 250 000 Euro an
TV-Produktionskosten zu übernehmen. Doch ob
dafür auch bundesweit Bilder aus Stuttgart zu
sehen sein werden, ist ungewiss.
VON JÖRG HAMANN
Darauf hatte Leichtathletik-Fan Wolfgang
Schuster lange warten müssen. Die
Bewerbungen um die WM 2009 und um Olympia 2012
scheiterten bereits auf nationaler Ebene, das
Grand-Prix-Finale ging nach Monte Carlo, und
für den Weltcup 2006 verweigerte der
Gemeinderat das Geld - doch dann eröffnete ein
Besuch in Monaco bei Lamine Diack, Präsident
des Weltleichtathletik-Verbands (IAAF), im
Juni eine glänzende Perspektive. Gleich drei
Jahre in Folge könne Stuttgart das zweitägige
WATF bekommen, ließ der OB verlauten, und das
Ganze koste nicht mehr als 150 000 Euro für
eine neue Laufbahn.
Inzwischen hat der Gemeinderat das Fünffache
für die Veranstaltung bewilligt: 390 000 Euro
für die Laufbahn plus einen Zuschuss von 100
000 Euro an Quellensteuer für Preisgelder der
Athleten und weitere 250 000 Euro für
TV-Produktionskosten. Diesen Betrag
garantierte man gegenüber der European
Broadcasting Union (EBU), der Vereinigung der
öffentlich-rechtlichen Sender in Europa, um
Anfang August in Helsinki von dem
EBU-Vertragspartner IAAF den Zuschlag zu
bekommen. Denn Mitbewerber Mailand hatte einen
großen Vorteil: Der italienische Sender Rai
war gewillt, die Übertragung zu produzieren -
die deutschen EBU-Mitglieder ARD und ZDF
jedoch zeigten Stuttgart die kalte Schulter.
Die Produktion so kurz nach der Fußball-WM sei
zu aufwändig und letztlich zu teuer.
Er habe Stuttgarts Verhandlungsführer Rolf
Schneider von der städtischen
Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart "in
mehreren persönlichen Gesprächen" dargelegt,
"dass die ARD aus Kostengründen ausdrücklich
kein Interesse an einer Verlegung" des WATF
nach Stuttgart habe, erklärt
ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf. Doch der
OB wollte die LeichtathletikArena
Daimlerstadion mit dieser ersten Veranstaltung
von internationalem Rang seit der glanzvollen
WM 1993 wieder beleben und mit seinen Mannen
von in.Stuttgart so kurz vorm Ziel nicht
aufgeben. Und so steht Stuttgart nun für eine
Viertelmillion Euro Fernsehproduktionskosten
gerade, ohne zu wissen, was man dafür bekommt.
"Die wollten nicht wahrhaben, dass wir nicht
übertragen könnten", ist vom ZDF zu hören.
Über die Skepsis der TV-Anstalten war von der
Stadt jedenfalls nichts zu erfahren. Im
Gegenteil: In der vom OB unterzeichneten
Gemeinderatsvorlage vom 12. September steht:
"Im Gegensatz zur Produktion wurden allerdings
seitens ARD/ZDF bereits Sendeplätze von
jeweils zwei Stunden am Samstag und Sonntag in
Aussicht gestellt."
Eine Aussage, die nicht nur dazu angetan ist,
kritische Nachfragen von Stadträten möglichst
zu vermeiden, sondern die auch den Verdacht
nahe legt, ein Ausrichter eines Ereignisses
könne sich bei ARD und ZDF gleichsam Sendezeit
erkaufen. Dies jedoch bestreiten die beiden
öffentlich-rechtlichen Sender auf Anfrage in
einer untereinander abgestimmten Erklärung:
"Es ist unzutreffend, dass das ZDF (gemeinsam
mit der ARD) zwei Stunden Sendezeit pro Tag in
Aussicht gestellt haben soll", schreibt
ZDF-Sportrechtsbeauftragter Michael Amsinck.
"Eine solche Erklärung ist seitens des ZDF
niemals abgegeben worden und ergibt sich auch
nicht aus dem EBU-Vertrag mit der IAAF." Das
wiederum bestätigt der
EBU-Sportrechtsbeauftragte Marc Jörg:
Mitgliedssender hätten zwar das Recht, nicht
aber die Pflicht zur Übertragung. "ZDF und ARD
werden ausschließlich nach sportlichen und
journalistischen Kriterien entscheiden, ob und
wie sie über das Ereignis berichten", stellt
Amsinck fest.
Bei der ARD sitzt Stuttgart 2006 definitiv
nicht in der ersten Reihe. Zwar werde der SWR
im dritten Programm "mit Sicherheit über
dieses Ereignis aus regionaler Sicht
berichten", sagt Boßdorf. Doch das Erste sende
bereits am 3. September 2006 von der
renommierten Leichtathletik-Veranstaltung
ISTAF in Berlin, für das Wochenende am 9./10.
September sei das ZDF zuständig.
Doch auch in Mainz bleibt man skeptisch: "Wir
können eine Übertragung nicht zusagen",
erklärt Sprecher Thomas Stange. Als das Thema
Mitte Oktober zur Abstimmung stand, wurde es
vertagt. Ob das Zweite aus dem Daimlerstadion
sende, hänge auch von zu erwartenden Erfolgen
deutscher Athleten ab. Doch darüber wird man
im März noch nicht viel mehr wissen, wenn das
WATF erneut auf der Tagesordnung steht.
Rolf Schneider aber gibt sich hoffnungsfroh,
dass Stuttgart im Fernsehen groß rauskommt. 25
TV-Kameras müssen im Daimlerstadion aufgebaut
werden, um über 36 Disziplinen live berichten
zu können. Die dafür investierten 250 000 Euro
sollen Stuttgarts Image weltweit aufpolieren -
und dann gibt es Fernsehbilder noch nicht mal
deutschlandweit? Man werde dafür kämpfen, sagt
Schneider, "dass diese großartige
Veranstaltung den Stellenwert bekommt, der ihr
gebührt". Bei ARD und ZDF stößt die Stadt
damit bisher auf taube Ohren.
Stuttgarter
Nachrichten 26.10.2005
"Stuttgart ist ein
idealer Standort für die Leichtathletik"
Pierre Weiss, der Generaldirektor des
Weltverbandes, freut sich bei seinem Besuch im
Daimlerstadion schon auf das Weltfinale
In den nächsten drei Jahren ist das
Stuttgarter Daimlerstadion Austragungsort der
Welt-Finals in der Leichtathletik. Bei der
Premiere 2006 hoffen die Veranstalter an
beiden Tagen auf mindestens 30 000 Besucher.
Von Marko Schumacher
Die gute Nachricht vorneweg: bei den nächsten
drei Auflagen des Leichtathletik-Weltfinales,
die allesamt in Stuttgart stattfinden, wird
das Hammerwerfen wieder ins Programm
zurückkehren. Nicht ohne Grund war diese
Disziplin in den vergangenen Jahren, als die
Veranstaltung in Monaco über die Bühne ging,
gestrichen worden, da sich vermutlich kaum
jemand dafür interessiert, wie beleibte Männer
und Frauen an Schnüren hängende Kugeln von
sich schleudern. Für die schwächelnden
deutschen Athleten aber, die fast nur noch in
Kraftsportdisziplinen Weltklasse sind, besteht
dank des Hammerwurf-Comebacks immerhin die
Aussicht auf einen Einzelsieg im Weltfinale.
Am 9. und 10. September 2006 wird die
Veranstaltung zum ersten Mal im
Gottlieb-Daimler-Stadion ausgetragen und in
den Jahren 2007 und 2008 ebendort wiederholt.
Der VfB Stuttgart und seine Fußballfans, die
sich maßlos darüber ärgern, dass die
Tartanbahn drei weitere Jahre die Tribünen vom
Spielfeld trennt, sollen durch folgenden
Umstand beschwichtigt werden: "Es gibt
weltweit kaum eine andere Sportveranstaltung,
bei der es an zwei Tagen so viele
Weltklassesportler auf einmal zu sehen gibt",
sagt Andreas Kroll, der Geschäftsführer der
Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart, die
für die Organisation der Weltfinales zuständig
ist.
Mit Oberbürgermeister Wolfgang Schuster war
Kroll im Juli nach Monaco gereist, um am Sitz
des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF die
Verträge zu unterzeichnen. Schon für die Jahre
2002 bis 2005 hatte sich Stuttgart beworben -
und bekam nun endlich den Zuschlag. Dass es
keinen anderen ernsthaften Bewerber gab, hat
die Sache erleichtert. Pierre Weiss, der
Generaldirektor der IAAF, sagt aber auch:
"Stuttgart ist ein idealer Standort für die
Leichtathletik. Hier gibt es ein perfektes
Stadion und ein Publikum, das so fachkundig
ist wie kaum sonst irgendwo. Und erfolgreich
ist eine Veranstaltung nur, wenn wir genügend
Zuschauer haben."
Zumindest in diesem Punkt dürfte es nicht
besonders schwierig werden, das zurückliegende
Weltfinale in Monaco zu übertreffen. Dort
waren dieses Jahr zwar 33 der 36 Weltmeister
von Helsinki am Start - interessiert hat das
die Reichen und Schönen im Fürstentum am
Mittelmeer aber nicht. Am ersten Tag verloren
sich 3000 Leute auf den Stadionrängen, am
zweiten 8000. "Hier hoffen wir auf jeweils
mindestens 30 000 Besucher", sagt Andreas
Kroll und verspricht "eine Topveranstaltung in
einem der schönsten Leichtathletikstadien der
Welt."
Damit tatsächlich alles so top wird, haben die
Vorbereitungen längst begonnen. Gestern
besuchte eine von Pierre Weiss angeführte
IAAF-Delegation das Daimlerstadion, um mit den
Veranstaltern das 220-seitige Pflichtenheft
durchzuarbeiten. Die Sponsorensuche läuft
ebenfalls; bereits am 4. November beginnt der
Kartenvorverkauf. Und nach der Fußball-WM wird
die Tartanbahn für rund 300 000 Euro auf
Vordermann gebracht. Die Veranstaltung selbst
hat ein Budget von 1,47 Millionen, zu dem
die Stadt einen Zuschuss in Höhe von 350 000
beisteuert. Den Rest sollen die Einnahmen
decken.
Dass Stuttgart der neue Ausrichter ist, das
freut auch Frank Hensel: "Etwas Besseres hätte
uns mit Blick auf die WM 2009 in Berlin gar
nicht passieren können", sagt der
Sportdirektor des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes (DLV). Die
Wahrnehmung einer Sportart erfolge über solch
eine Veranstaltung, "bei der man nicht bitteln
und betteln muss, dass auch die
Weltklasseathleten mitmachen". Die Stars
werden von der IAAF mit satten Prämien gelockt
- im Falle eines Weltrekordes winken 100 000
Dollar. Gerade für deutsche Athleten, so
Hensel, bestehe die Möglichkeit, sich in den
Vordergrund zu rücken. Auch deshalb war der
DLV-Mann "sehr interessiert daran, dass der
Hammerwurf wieder ins Programm kommt".
Eintrittskarten für das Weltfinale 2006 sind
im Vorverkauf nur als Zweitagetickets
erhältlich und kosten 15 bis 50 Euro.
Stuttgarter Zeitung 14.10.2005
Auszug aus
Interview mit Erwin Staudt:
Wenn der VfB
eine reine Fußballarena hätte, könnten Sie
marketingmäßig sicher noch offensiver agieren.
Erwin Staudt: Das stimmt - und wir sind an
diesem Projekt auch dran. Im Augenblick laufen
Untersuchungen. Architekten erstellen für uns
eine Machbarkeitsstudie. Fällt die
entsprechend aus, müssen wir im nächsten
Schritt nach Investoren suchen - und dann
brauchen wir auch noch einen Gemeinderat, der
beschließt, dass das Daimlerstadion in eine
reine Fußballarena umgebaut werden kann.
Stuttgarter
Nachrichten 08.10.2005
Leichtathletik-Ereignis kostet viel mehr als
geplant
Stadt veranschlagt 350000 Euro für World
Athletics Final 2006 - Neue Laufbahn für
390000 Euro
Das World Athletics Final 2006 kommt die Stadt
erheblich teurer als geplant. 350 000 Euro
sind für TV-Produktionskosten und Steuern auf
Preisgelder veranschlagt, 390 000 Euro für die
neue Laufbahn. Im Juni hatte OB Wolfgang
Schuster mit 150 000 Euro Gesamtkosten für das
Saisonfinale der weltbesten Leichtathleten
gerechnet.
VON JÖRG HAMANN
Um vom Leichtathletik-Weltverband IAAF den
Zuschlag für das World Athletics Final in den
Jahren 2006 bis 2008 zu bekommen, musste sich
Stuttgart verpflichten, die Kosten für die
Produktion der Fernsehübertragung abzudecken.
Denn weder ARD noch ZDF waren gegenüber der
European
Broadcasting Union (EBU) bereit, die
Fernsehproduktion für das Ereignis kurz nach
der Fußball-WM zu übernehmen. Daraufhin
garantierte die städtische
Veranstaltungsgesellschaft in.stuttgart, für
Produktionskosten in Höhe von 250 000 Euro
geradezustehen. Immerhin hätten ARD und ZDF
Sendezeiten von jeweils zwei Stunden am
Samstag, 9., und Sonntag, 10. September, "in
Aussicht gestellt", ließ OB Schuster den
Gemeinderat am Donnerstag wissen. Angaben von
in.stuttgart zufolge wolle das ZDF 2006 sowie
2008 und die ARD 2007 aus dem Daimlerstadion
berichten.
Zunächst nicht auf der Rechnung hatte die
Stadt auch die Quellensteuer, die für
Preisgelder der Athleten zu entrichten ist.
Allerdings sei es "in langwierigen
Verhandlungen" mit der IAAF und dank der
Unterstützung von Wirtschaftsprüfern gelungen,
den befürchteten Steuerbetrag für die Stadt um
400 000 Euro zu reduzieren. Athleten, mit
deren Herkunftsländern Deutschland ein
Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen hat,
müssen jetzt ihr Preisgeld in Höhe von maximal
25 000 Euro in Deutschland versteuern und
können dies in ihrem Heimatland geltend
machen. Für die Stars aus anderen Ländern
erwartet die Stadt, 100 000 Euro Steuern
zahlen zu müssen.
390 000 Euro und damit mehr als doppelt so
viel wie die von Schuster zunächst
kalkulierten 150 000 Euro kostet die neue
Laufbahn. Die alte, auf der der Brite Colin
Jackson bei der WM 1993 in 12,91 Sekunden den
noch heute gültigen
110-Meter-Hürden-Weltrekord lief, genügt den
Anforderungen nicht mehr. Diese Investition
ist für viele VfB-Fans ein rotes Tuch, von
denen zuletzt etwa 1000 in der Innenstadt für
eine Fußballarena demonstrierten. Doch deren
Hoffnung auf einen schnellen Umbau nach einem
missglückten World Final 2006 macht
in.stuttgart-Sprecher Jörg Klopfer zunichte:
"Wir haben einen Dreijahresvertrag und wollen
die Veranstaltung Sponsoren gegenüber
langfristig aufbauen."
Auf der Einnahmenseite wird bei Ticketpreisen
von durchschnittlich 15 Euro mit 25 000
Zuschauern an jedem der beiden
Veranstaltungstage gerechnet. Damit das
Daimlerstadion möglichst voll wird, ist in
Kooperation mit dem Württembergischen
Leichtathletikverband ein Firmenlauf geplant,
dessen
Teilnehmer im Anschluss das World Athletics
Final besuchen sollen.
Stuttgarter
Zeitung 26.09.2005
VfB-Fans machen
Stimmung für eine echte Fußballarena
500 Anhänger des Vereins fordern bei einer
Demonstration den Umbau des Daimlerstadions
Anhänger des VfB Stuttgart haben sich gestern
bereits Stunden vor dem Heimspiel ihres Klubs
in Stimmung gebracht. 500 Fans forderten die
Stadt lautstark auf, endlich die Pläne für den
Umbau des Daimlerstadions in eine reine
Fußballarena umzusetzen.
Von Christian Klenk
"Nein zur Tartanbahn" oder "Rote Karte für die
Laufbahn" stand zum Beispiel auf den
Transparenten, mit denen die Demonstranten am
Mittag durch die Stuttgarter Innenstadt zogen.
Laut Polizei waren es rund 500 Teilnehmer. Der
Protestzug richte sich gegen die
Stadionpolitik der Stadt Stuttgart und gegen
OB Wolfgang Schuster, so Initiator Andreas
Armbruster. Die Stadt verfolge "eine
VfB-feindliche Politik", indem sie stur an
einem Stadion mit Leichtathletik-Laufbahn
festhalte. "Der VfB ist der wichtigste
Imageträger der Stadt, was diese aber bis
heute nicht verstanden hat", sagte Armbruster.
Der 1:0-Sieg des VfB gegen Kaiserslautern
sorgte gestern Abend dafür, dass die Stimmung
im Stadion unter den Fans der Schwaben gut
war. In den letzten Wochen war von Euphorie am
Wasen wenig zu spüren gewesen, was wohl vor
allem an den mehr schlecht als rechten
Leistungen des VfB lag. Die Fans sind sich
jedoch sicher: In einer richtigen
Fußballarena, in der die Zuschauer ganz nah am
Spielfeldrand sitzen und die Ränge steiler
sind, herrscht automatisch eine bessere
Stimmung. "Der Zuschauer erlebt dort Fußball
hautnah und in gigantischer Atmosphäre", so
Armbruster. Die alte "Leichtathletik-Schüssel"
sichere nicht die Wettbewerbsfähigkeit
Stuttgarts im Fußball.
Seit der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1993
seien 98 Prozent aller Veranstaltungen im
Daimlerstadion Spiele des VfB gewesen,
argumentierte Armbruster. Zudem habe der
Fußball durch die Mieten des VfB und den
Stadiongroschen erheblich zur Finanzierung von
Umbauarbeiten im Stadion beigetragen. Darum
sei es legitim, eine Fußballarena zu fordern.
Heftig kritisierten die VfB-Fans, dass sich
Oberbürgermeister Wolfgang Schuster für die
Ausrichtung des Finales des internationalen
Leichtathletikverbandes beworben hatte. Das
"World Athletic Final" soll nun 2006 bis 2008
in Stuttgart stattfinden. Dies sei "ein
weiterer Rückschlag im Kampf um ein reines
Fußballstadion", so Armbruster. Nach dem
Willen der Faninitiative soll der Umbau direkt
im Anschluss an die Spiele der
Fußballweltmeisterschaft beginnen.
Vor Kurzem waren die Ergebnisse einer neuen,
vom VfB in Auftrag gegebenen
Machbarkeitsstudie bekannt geworden. Demnach
soll es technisch möglich sein, das Spielfeld
um vier Meter tiefer zu legen und steilere
Tribünen zu bauen. Der Umbau würde 50 bis 70
Millionen Euro kosten. Dies müsste nach
Meinung der Stadt der Club bezahlen.
Stuttgarter
Nachrichten 26.09.2005
VfB-Fans
demonstrieren für neue Fußballarena
"Ein reine Fußballarena ist der Traum vieler
Fans des VfB Stuttgart. Mit einem
Demonstrationszug durch die Innenstadt wollen
am Sonntag rund 1000 Fußballanhänger Druck auf
die Stadt ausüben, das Stadion baldmöglichst
umzubauen.
Laute Gesänge hallen durch die Innenstadt und
über den Schlossplatz. Die Stimmung bei den
Fans ist gut. Was ihnen in den
Häuserschluchten der City gelingt, fällt aus
Sicht der rund 1000 Demonstranten im
Gottlieb-Daimler-Stadion schwer. "Man kann
kaum eine Heimspielatmosphäre schaffen", klagt
Oliver Schätzle, ein treuer VfB-Fan mit
jahrelanger Stadionerfahrung. Spielverderber
ist die Leichtathletiklaufbahn, darin sind
sich die Fans einig.
"Wir brauchen ein reines Fußballstadion. Wenn
dort die Stimmung stimmt, kommen die Leute -
egal, ob wir oben stehen oder auf
Tabellenplatz zwölf", meint Schätzle. "Dieses
Stadion ist alle 14 Tage unsere Heimat, unser
Wohnzimmer. Und da muss die Laufbahn raus",
fügt VfB-Anhänger Thomas Schäufele hinzu.
Fußball in der Bundesliga ohne entsprechendes
Stadion sei ein enormer Standortnachteil des
VfB gegenüber anderen Vereinen.
Doch einem schnellen Umbau des Daimlerstadions
in eine Fußballarena steht zunächst das World
Final der Leichtathleten im Weg. Die Stadt hat
sich bis 2008 die Austragung dieser
Veranstaltung gesichert. Die Fans sehen in
ihrem jetzigen Begehren für eine Fußballarena
aber keine verlorene Liebesmüh.
"Warten wir mal ab, wie erfolgreich das World
Final wird. Wir werden bereits 2006 fragen, ob
es sich gelohnt hat", kündigt Andreas
Armbruster, Initiator der Fan-Demo, an. Er ist
sich sicher, dass das Stadion größtenteils
leer bleibt oder nur mit einer Flut von
Freikarten zu füllen ist. Armbruster will dann
erneut mit einer Demonstration erreichen, dass
das World Final 2006 der Abschied der
Leichtathletik aus dem
Gottlieb-Daimler-Stadion wird. Es ist wohl zu
erwarten, dass einige Fans erst Ruhe geben
werden, wenn die Stadt ihren Traum von einer
Fußballarena erfüllt - egal, ob das World
Final ein Erfolg wird oder nicht."
13.9.2005
Stuttgarter Nachrichten
VfB: Fußballstadion mit 53000
Plätzen machbar
Der VfB Stuttgart plant weiter an einem
reinen Fußballstadion. Eine Studie bescheinigt
dem Club, dass der Umbau des Daimlerstadions
in eine Arena mit 53 000 Plätzen machbar sei.
Konzept, Kosten und Finanzierung sind
jedoch noch nicht geklärt.
Ob es ein Vergnügen sein wird, ist
dahingestellt. Auf jeden Fall hat der VfB für
nächsten Mittwoch die Fraktionsvorsitzenden
des Gemeinderats ins Daimlerstadion geladen,
sich das Spiel gegen den Hamburger SV
anzuschauen. Vordergründig möchte man die
Kooperation mit dem PSV Stuttgart vorstellen,
die eine Modernisierung der Sportanlagen
beider Vereine und deren gemeinsame Nutzung
vorsieht. 2,1 Millionen Euro kostet dies, die
Hälfte soll die Stadt tragen. Auf größeres
Interesse dürfte die Zukunft der städtischen
Immobilie Daimlerstadion stoßen. "Wir rechnen
damit, dass es Fragen dazu gibt", sagt
Vorstandsassistent Stefan Heim. Und da wird
man dann den Stadträten erklären, dass eine
Studie des Büros Arat, Siegel und Partner die
technische Machbarkeit eines Umbaus zur
Fußballarena mit 53 000 Sitzen bescheinigt.
Drei Jahre wird man ohnehin noch warten
müssen, denn bis 2008 werden die World Finals
der Leichtathleten im Daimlerstadion
ausgetragen. Doch der VfB sucht rechtzeitig
Verbündete. Nicht noch einmal wie beim ersten
Anlauf vor zwei Jahren, so das Kalkül, soll
ihn der Vorwurf treffen, man plane hopplahopp
und hinter dem Rücken der Stadt. Vor vier
Wochen war VfB-Präsident Erwin Staudt bei
Wolfgang Schuster, um den Oberbürgermeister zu
informieren, dass der Verein an seinen Plänen
für ein Fußballstadion festhält und in einer
Studie die Umsetzbarkeit prüfe. Damals hat
Schuster zwei Bedingungen formuliert: Es gibt
kein Geld von der Stadt, und mindestens 50 000
Besucher müssen Platz finden.
Letzteres könne man garantieren, sagt nun der
VfB, und untermauert dies mit der Studie. Es
sei möglich, das Spielfeld um vier Meter
abzusenken. Für den Bau bräuchte man eine
Hebeanlage, die das Grundwasser herauspumpt.
Zum Schutz müsste das Spielfeld in einer
Betonwanne ruhen. Rasen inklusive Drainage und
Heizung müsste man in einer 70 Zentimeter
tiefen Schicht unterbringen. Durch das
Tieferlegen des Feldes gewinnt man Höhe für
den Neubau der Kurven und dadurch mehr
Kapazität. Auf den neuen und steileren Kurven,
die bis zu 7,50 Meter ans Feld heranrücken,
sollen je 10 153 Zuschauer Platz finden.
Haupt- und Gegentribüne würden nach unten
gezogen und erweitert. Auf der Haupttribüne
würden so 2405 neue Plätze entstehen, auf der
Gegengerade 3568. Die Kurven werden über vier
Türme erschlossen. Für das Dach gibt es
mehrere Varianten: Von einer kompletten
Überdachung bis zur Beibehaltung des
Ist-Zustands.
Eine Frage des Preises. Vor zwei Jahren
scheiterte der VfB daran, die vom Gemeinderat
geforderten 15 Millionen Euro für den Umbau
aufzutreiben. Und ist dieses Mal die
Finanzierung gesichert? Ideen hat man schon
gesammelt. Durch das Vorrücken der Tribünen
könnten zwei je 3400 Quadratmeter große Hallen
entstehen, die für Veranstaltungen nutzbar
seien. Dazu laufe der Stadiongroschen 2008 aus
und könne für den Umbau genutzt werden. Zudem
liebäugelt man mit dem Verkauf der
Namensrechte für die Kurven. Doch das ist dem
VfB noch zu weit gedacht.
Heim: "Wir sind erst am Anfang und arbeiten
Schritt für Schritt unsere Hausaufgaben ab."
Nun folge der Auftrag für ein Gutachten
"Wasserrechtliches Verfahren", die Festlegung
eines gesellschaftlichen Konstrukts, Erstellen
von Betreiberkonzept, Kosten, Finanzierung,
Zeitrahmen, Projektplanung. Sei all dies
geklärt, wolle man mit einem schlüssigen
Konzept bei der Stadt vorstellig werden.
Zeit dafür wird man haben. Finanzbürgermeister
Michael Föll: "Wir haben deutlich gemacht,
dass es vor 2008 keine Entscheidung geben
wird." Man werde dem VfB bis dahin alle Daten
bereitstellen, die er brauche. Das betrifft
zunächst ein anderes Cannstatter Heiligtum,
das Mineralwasser. Föll: "Der Umbau würde die
Vorkommen dort wohl nicht schädigen." Mehr
Skepsis klingt bei einem anderen Punkt an.
"Die Stunde der Wahrheit schlägt, wenn der VfB
sein Finanzierungskonzept präsentieren muss.
10.9.2005
Stuttgarter Zeitung
Das
Spielfeld kommt eine Etage tiefer
Erste Skizzen vorgelegt
Der Traum des VfB Stuttgart vom Umbau des
Daimlerstadions in eine reine Fußballarena
wäre technisch erfüllbar. Das ist das
Ergebnis einer Machbarkeitsstudie. Das
Spielfeld könnte vier Meter tiefer gelegt
werden, dann wäre Platz für 53 000 Besucher.
Von Jörg Nauke
Die Ausgangslage: Vor einem Monat hat OB
Wolfgang Schuster (CDU) dem VfB-Präsidenten
Erwin Staudt die Bedingungen für einen Umbau
des Stadions mit Leichtathletiklaufbahn in
eine reine Fußballarena genannt: Eine
Kapazität von 50 000 Zuschauern - und der
Bundesligist müsste das Projekt ohne
städtische Hilfe stemmen. Der Besprechung war
ein Streit vorausgegangen. Während der VfB
gleich nach der WM im nächsten Jahr die
Planungen umsetzen wollte, hatte sich Schuster
für das Finale des internationalen
Leichtathletikverbands beworben - und den
Zuschlag für 2006 bis 2008 erhalten.
Der VfB hat nun Zeit, Umbauvorschläge zu
entwickeln. Um das Oval in ein eckiges Stadion
zu verwandeln, müssten die beiden Kurven
abgerissen und die Neubauten näher an das
Spielfeld gerückt werden. Bliebe man auf
derselben Ebene, würde sich die
Zuschauerkapazität von heute 56 800 Zuschauern
bei Bundesligaspielen und von 54 107 bei
internationalen Begegnungen auf inakzeptable
44 500 Plätze reduzieren, da die neuen
"geraden Kurven" eine geringere Kapazität
aufweisen. Ein weiterer Nachteil: Haupt- und
Gegentribüne wären auch in diesem
Fußballstadion so weit wie vorher von der
Seitenauslinie entfernt. Bisher glaubte man
auch, wegen des Mineralwassers das Stadion
nicht tiefer legen zu können.
Technische Machbarkeit: Die Stadionarchitekten
Arat, Siegel & Partner haben im Auftrag des
Projektsteuerers Christoph Erhardt vom Büro
Professor Weiss & Partner und auf Wunsch des
VfB erste Skizzen für ein solches
Fußballstadion erarbeitet. Sie sind der Stadt
noch nicht bekannt, Präsident Staudt will sie
nun den Ratsfraktionen vorstellen. Laut
Entwurf ist der Umbau möglich. Er sieht vor,
das Spielfeld um vier Meter nach unten zu
verlegen. "Man darf graben, nur nicht die
Tonschicht durchstoßen, die als Dichtung
fungiert", sagen die Architekten. Die
benachbarte Neue Arena fußt auch auf 500
Betonpfählen. Aber man bräuchte eine
Hebeanlage, die das überschüssige Wasser aus
der Baustelle pumpt; später müsste eine
Betonwanne eingebaut werden. Vorgesehen wäre
ein spezieller, nur rund 70 Zentimeter hoher
Rasenaufbau inklusive Drainage und
Rasenheizung. Der Tribünenausbau würde in
Abschnitten erfolgen, die Rasenfläche in einem
Zug tiefer gelegt.
Die Leichtathletikbahn müsste verschwinden.
Die bestehenden Haupt- und Gegentribünen
würden stattdessen nach unten um mehrere
Reihen erweitert. Die neuen Tribünen wären
steiler als die heutigen (siehe Grafik). Der
Mindestabstand zur Außenlinie beträgt sechs
Meter, zur Torlinie zehn Meter. Auf der
Haupttribüne würden 2405 attraktive Plätze neu
geschaffen, auf der Gegengeraden 3568. Hinter
den Toren ist Platz für je 10 153 Zuschauer,
das sind (je nach Begegnung) zwischen 1700 und
4000 weniger als heute. Allein durch den
Wegfall des Marathontors gewinne man aber 1408
Plätze. Der Zugang zu den neuen Kurven würde
über Türme erfolgen; die Ecken wären offen,
sodass der Rasen mehr Licht bekommen würde.
Das ovale Stadiondach soll in seiner Grundform
erhalten bleiben. Weil die hinzugewonnenen
Tribünenplätze am Spielfeldrand auch überdacht
sein müssen, wird das Dach nach innen
erweitert. Dafür gebe es mehrere Verfahren,
sagen die Architekten in Abstimmung mit den
Tragwerksplanern Schlaich, Bergermann und
Partner, beispielsweise durch ausfahrbare
Markisen. Die Erweiterungen wären verbunden
mit Verstärkungen im Tragwerk. Auch ein
komplett verschließbares Dach wäre theoretisch
möglich.
Die finanzielle Dimension: Der VfB Stuttgart
sagt, er wolle den zweiten Schritt nicht vor
dem ersten tun. Erst sei geprüft worden, ob
der Umbau ginge, dann wird nach
Finanzierungsmöglichkeiten geschaut. Man geht
von Kosten in Höhe von 50 bis 70 Millionen
Euro aus. Dafür sucht Erwin Staudt - wie beim
Eventcenter - einen Investor. Dieser könnte
die Flächen in den neuen Tribünen vermarkten.
Außerdem entstehen dahinter je 3400
Quadratmeter Freifläche. Denkbar wären
Einkaufszentren (Media-Markt, Obi, Ikea), in
Basel gibt es im Stadion sogar ein Altenheim.
Für weniger wahrscheinlich hält der VfB einen
Kauf des Stadions zum Buchwert von 98
Millionen Euro. Der Klub hofft auf
Mehreinnahmen durch einen optimierten (Eigen-)Betrieb
der Arena und eine längere Verweildauer der
Fans. Das Durchschnittstagesticket kostet in
Stuttgart 22,56 Euro - in Hamburg 24,35 Euro,
in Gladbach 27,83 Euro und 31,13 Euro in
Hannover. Schon ein Euro Erhöhung bringt dem
Klub eine Million Euro Mehrumsatz. In Schalke
verzehrt der Durchschnittsfan 3,60 Euro, im
Daimlerstadion nur 1,50 Euro - die Differenz
summiert sich auf mehr als zwei Millionen Euro
pro Jahr.
18.8.2005
Esslinger Zeitung
Festwiese
keine Alternative zum Daimlerstadion
VfB will
Machbarkeit zum Umbau des Stadions in eine
Fußballarena prüfen lassen - WLV-Präsident
fordert neues Leichtathletik-Konzept
Stuttgart -
VfB-Präsident Erwin Staudt und
Oberbürgermeister Wolfgang Schuster haben in
den Sommerferien das Kriegsbeil begraben.
Dennoch macht die Diskussion um den möglichen
Ausbau des Daimlerstadions in eine reine
Fußballarena keine Pause.
Von Manfred Abt
Vor seinem Urlaubsbeginn machte der OB in
einem persönlichen Gespräch mit Staudt noch
einmal deutlich, dass er volles Verständnis
für den Wunsch des Bundesligavereins und
dessen Fans nach einem reinen Fußballstadion
habe. Deshalb sei die Stadtverwaltung damit
einverstanden, dass der VfB jetzt eine
Machbarkeit eines solchen Projekts prüfen
lasse. Mehr noch: Der OB habe sogar die
Bereitschaft der Stadt signalisiert, dem
Verein dabei behilflich zu sein, zum Beispiel
bei der Frage der Tieferlegung des Spielfeldes
und der damit verbundenen Problematik mit dem
Grundwasser und den Mineralquellen.
50 000 Sitzplätze sind Minimum
Dennoch bleibt der Oberbürgermeister bei
seiner bekannten Forderung, dass das
Daimlerstadion auch ohne
Leichtathletik-Rundbahn mindestens 50 000
Sitzplätze aufweisen muss. Zudem könne der VfB
bei einem eventuellen Umbau des Stadions in
eine reine Fußballarena mit keiner
finanziellen Unterstützung der
Landeshauptstadt rechnen.
Sollte der Umbau machbar und finanziell
vertretbar sein, können die Pläne ohnehin
nicht vor dem Jahr 2009 realisiert werden.
Denn bekanntlich finden von 2006 bis 2008 im
Gottlieb-Daimler-Stadion jeweils die
Leichtathletik World Finals statt. OB Schuster
wertet dies als großen Erfolg, "dass wir ohne
Ausschreibungsverfahren das World Final bis
2008 bekommen haben". Danach sehe man weiter.
Im Stuttgarter Rathaus hat man inzwischen noch
einmal aufgelistet, was die Modernisierung des
Daimlerstadions kostet: Für alle drei
Bauabschnitte kommen 135 Millionen Euro
zusammen. Dafür hat das Land Zuschüsse von 28
Millionen Euro bewilligt, DaimlerChrysler und
EnBW steuern 7,8 Millionen Euro bei, während
die Landeshauptstadt mit 98 Millionen Euro den
Löwenanteil trägt. Damit kommen vom
Steuerzahler 127 Millionen Euro, von denen der
VfB wiederum mehr als 47 Millionen Euro im
Lauf der nächsten 25 Jahre zurückbezahlt.
Welche Alternative gibt es für die
Leichtathleten, wenn die Rundbahn aus dem
Daimlerstadion entfernt wird? "Da käme nur
noch die Festwiese in Frage, aber diese müsste
dringend saniert werden," so der Vorsitzende
des Stuttgarter Sportkreises, Werner Schüle.
Die Gegentribüne in dem Kleinen Stadion sei
aus Sicherheitsgründen gesperrt und die
Tartanbahn müsse erneuert werden. Aus diesem
Grunde stünden auf der Prioritätenliste des
Doppelhaushalts 2006/07 insgesamt 930 000 Euro
für diesen Zweck. "Stuttgart sollte aber ein
vernünftiges Stadion für internationale
Leichtathletik-Wettkämpfe bereit halten, wenn
wir nicht als Sportstadt belächelt werden
wollen", so Schüle. Diese Meinung vertritt
auch Jürgen Scholz, Präsident des
Württembergischen Leichtathletik-Verbands
(WLV), der die Landeshauptstadt vor einer
"sportlichen Monostruktur" warnt: "Man kann
doch nicht alles dem Fußball opfern, denn
schließlich gehört die Leichtathletik zu den
Grundsportarten. Das Daimlerstadion habe als
Austragungsort von Welt- und
Europameisterschaften nicht nur die längste
internationale Leichtathletik-Tradition
aufzuweisen, sondern gehöre neben Berlin zu
den Arenen mit der besten Infrastruktur in
ganz Europa. Sollte dennoch König Fußball
Oberhand gewinnen, müsste ein neues
Sportstättenkonzept für die Leichtathletik in
Stuttgart aufgestellt werden.
10.8.2005
Stuttgarter Zeitung
Wolfgang Schusters
Faible für die Leichtathletik
Das Stadtoberhaupt pflegt internationale
Kontakte bei der Weltmeisterschaft in Helsinki
und gibt dem VfB Hausaufgaben auf
Wolfgang Schuster liebt die Leichtathletik -
und knüpft dieser Tage während der WM in
Helsinki neue Kontakte. Vor den Umbau des
Daimlerstadions in eine Fußballarena setzt der
Oberbürgermeister feste Bedingungen: 50 000
Plätze und keinen Euro aus der Stadtkasse.
Von Thomas Borgmann
Auf internationalem Terrain fühlt sich das
schwäbische Stadtoberhaupt am wohlsten. Dann
parliert Wolfgang Schuster, der einst an der
Pariser Eliteakademie für Verwaltung studiert
hat, munter drauflos. Auch des Englischen ist
der Oberbürgermeister mächtig. Ob auf der
Immobilienmesse Mipim in Cannes, ob auf einem
Weltkongress zur Zukunft der Städte in
Brasilia, ob bei den Olympischen Spielen in
Sydney oder auch mit interessanten Gästen in
der eigenen Amtsstube - Wolfgang Schuster
sieht sich als einen Kosmopoliten in der
Kommunalpolitik.
Dieser Tage hat der erste Mann im Stuttgarter
Rathaus erneut die Gelegenheit, die Luft der
großen weiten Welt zu atmen: bei der
Weltmeisterschaft der Leichtathleten im
altehrwürdigen Olympiastadion zu Helsinki. Mag
auch das Abschneiden der deutschen Athleten in
der finnischen Metropole alles in allem
bescheiden bleiben - der Stuttgarter
Oberbürgermeister besitzt ein Pfund, mit dem
sich am Rand dieser Wettbewerbe prima wuchern
lässt. Sein Trumpf heißt "Weltfinale" - eine
hochkarätige Veranstaltung, die von 2006 bis
2008, vertraglich abgesichert, jeweils im
September im Daimlerstadion stattfinden wird,
erstmals am 9. und 10. September nächsten
Jahres.
Während Wolfgang Schusters Mitarbeiter zu
Hause eifrig darauf sinnen, wie die deutsche
Steuerschuld auf die Siegprämien der
Spitzenstars mit legalen Mitteln noch etwas
gemildert werden könnte, setzt der
Oberbürgermeister selbstbewusst darauf, dass
seine Stadt seit der Leichtathletik-WM von
1993 in dieser Branche einen guten Namen hat.
Wichtige Verbündete sind ihm schon sicher: So
frohlockte der ZDF-Reporter Peter Leisl am
letzten Sonntag aus Helsinki werbeträchtig
darüber, dass man sich ja künftig einmal im
Jahr in Stuttgart wiedersehe.
Wolfgang Schuster, gar kein Zweifel, besitzt
ein Faible für die Leichtathletik. Sie soll
ihm in den nächsten drei Jahren ein möglichst
volles Daimlerstadion und jede Menge
internationale Kontakte bescheren. Natürlich
weiß der OB um die überragende Bedeutung der
Fußball-WM im nächsten Juni und Juli. Doch mit
dem VfB Stuttgart und seinem Präsidenten Erwin
Staudt, übrigens ein SPD-Mitglied, hat der
Christdemokrat Wolfgang Schuster neuerdings
ein Problem.
Der Grund des Zerwürfnisses liegt in der
vergangenen Woche: Als die Vergabe des
Leichtathletik-Weltfinales nach Stuttgart
bekannt wurde, wetterte Erwin Staudt
öffentlich drauflos: "Ich bin sehr enttäuscht.
Warum musste ich das aus der Zeitung
erfahren?" Der VfB-Präsident war außer
sich, schließlich bastelt er mit Eifer daran,
das Daimlerstadion nach der WM 2006 in eine
reine Fußballarena umzuwandeln.
Nun allerdings, während der OB in Helsinki die
Honneurs macht, sickert aus dem Rathaus
scheibchenweise die Wahrheit durch: Sehr wohl,
so heißt es dort, habe Erwin Staudt gewusst,
dass Stuttgart sich um ein international
bedeutsames Leichtathletik-Event bemüht. Mehr
noch: nach der Vergabe und noch vor seiner
öffentlichen Kritik habe es einen Kontakt
zwischen ihm und Wolfgang Schuster gegeben.
Deshalb habe der OB erstaunt und auch
verärgert die unerwartete Schärfe in der
staudtschen Stellungnahme zur Kenntnis
genommen.
In der Chefetage des Rathauses und bis in die
Ratsfraktionen hinein sieht man die Sache so:
Staudts alte Pläne sahen eine reine
Fußballarena mit nur 40 000 Plätzen vor. Doch
in so ein Stadion hätte die Fifa gar keine
WM-Spiele vergeben. Viel zu klein. Überdies
habe der VfB-Präsident kein Geld gehabt für
sein Projekt - der Gemeinderat könne dafür
beim besten Willen keine Steuergelder
bewilligen. Nicht zuletzt schulde der Verein
der Stadt 40 Millionen Euro für seinen Anteil
an dem von der Stadt bezahlten, noch laufenden
Ausbau des Stadions. Staudts Vorgänger Manfred
Haas habe 2003 sogar um Stundung der ersten
von 25 Jahresraten über 2,6 Millionen Euro
nachgesucht. Die Stadt sei dem VfB damals
entgegen gekommen; immerhin, für 2004 und 2005
seien die Raten vertragsgemäß überwiesen
worden.
Noch vor seiner Abreise nach Helsinki hat
Wolfgang Schuster seine Bedingungen an den VfB
für die Zeit nach 2008 klar formuliert: 50 000
Plätze im Daimlerstadion, Bezahlung der
anstehenden Schulden und keinen Cent aus der
Stadtkasse für den Umbau in ein reines
Fußballstadion. Ob Erwin Staudt das erfüllen
kann, ist zumindest fraglich. Von den
atmosphärischen Störungen zwischen ihm und dem
OB ganz zu schweigen.
3.08.2005
SWR-Nachrichten
Das
Leichtathletik-Weltfinale soll in den Jahren
2006 bis 2008 in Stuttgart ausgetragen werden.
Staudt wirft der Stadt laut einem Bericht der
"Stuttgarter Zeitung" vor, die
Verantwortlichen wüssten genau, dass der VfB
mit Experten wegen des Umbaus nach 2006 im
Gespräch sei. Staudt moniert: "Es gab eine
klare Absprache zwischen dem OB und uns, dass
wir bis 2006 nicht mehr über ein
Fußballstadion reden. Danach suchen wir einen
gemeinsamen Weg"
Stuttgarts
Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU)
reagierte verständnislos auf die Vorwürfe:
Schließlich hätten der VfB und sein Präsident
sehr wohl davon gewusst, dass sich Stuttgart
um dieses Weltfinale beworben habe. Es würde
ohnehin noch zwei Jahre dauern bis konkrete
Pläne vorlägen und man mit dem Umbau beginnen
könne. Zudem lägen ihm keine neuen Pläne des
VfB in dieser Sache vor.
Vor drei Jahren
hatte der Stuttgarter Gemeinderat den Umbau
in ein Fußballstadion ohne Laufbahn abgelehnt,
da bei der Finanzierung eine Deckungslücke von
15 Millionen Euro entstanden war. Allerdings
wird das Daimler-Stadion derzeit für rund 51
Millionen Euro für die
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aufgerüstet.
2.8.2005
Stuttgarter Nachrichten
Entscheidung in
Helsinki: Von 2006 bis 2008 gastiert das World
Athletics Tour Final - Kritik vom VfB
Stuttgarts Comeback als Leichtathletik-Stadt
Helsinki - Stuttgart hatte auf der Zielgeraden
die Konkurrenten bereits abgeschüttelt. Am
Montag ging die Stadt als klarer Sieger durchs
Ziel: Das World Athletics Tour Final der
Leichathletik geht von 2006 bis 2008 im
Daimlerstadion über die Bühne.
VON GUNTER BARNER
Die Entscheidung traf der Council des
Welt-Leichtathletik-Verbandes (IAAF) am
Montagnachmittag. Mit dem Zuschlag für die
baden-württembergische Landeshauptstadt
verbindet die IAAF die Hoffnung eines
Neustarts für den sportlichen Hochkaräter. Das
Finale der weltumspannenden Serie von
Leichtathletik-Meetings dümpelte zuletzt in
Monte Carlo vor spärlicher Kulisse vor sich
hin. Dem Fürstentum, Sitz der IAAF, bleibt als
Trostpflaster das Weltcup-Finale, eine
Abendgala mit Weltstars, die alle vier Jahre
über die Bühne geht.
Am 9. und 10. September 2006 werden die besten
Sprinter, Werfer und Springer der Weltserie
erstmals in Stuttgart die Könige einer jeden
Disziplin unter sich ausmachen. Große Namen
und starke Leistungen sind sozusagen
garantiert. Es gibt beim Tour-Finale keine
Qualifikation und Vorläufe. Es geht an zwei
Tagen Schlag auf Schlag: Die acht Besten einer
Disziplin suchen in 36 Wettbewerben im
umgebauten Daimlerstadion ihren Champion.
"Fußball-WM 2006, Handball-WM, Rad-WM und
Turn-WM 2007 und nun von 2006 bis 2008 ein
Leichtathletik-Ereignis der Weltklasse, das
kann keine andere Stadt bieten", freute sich
Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster
über die Nachricht aus Finnland. In Helsinki
beginnen am Wochenende die
Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Für die
Sportstadt Stuttgart sei das World Athletics
Tour Final eine weitere Herausforderung und
ein absoluter Höhepunkt, sagte OB Schuster.
Das Saisonfinale der Topathleten wird mit
einem Etat von 1,5 Millionen Euro pro
Veranstaltung veranschlagt. Die Preisgelder
für die Athleten übernimmt die IAAF. Die
Sieger kassieren 30 000 Dollar, für Rang zwei
gibt es 20 000, für den Dritten immerhin noch
12 000 Dollar. Wie viel davon am Ende bei der
Stadt Stuttgart hängen bleibt, ist noch
ungewiss. "Wir gehen jetzt in die
Detailplanungen, aber klar ist, dass wir das
Ereignis bestmöglich vermarkten wollen", sagt
Jörg Klopfer, Sprecher von in.Stuttgart, der
Veranstaltungsgesellschaft.
Oberbürgermeister Wolfgang Schuster hatte sich
im Team mit Clemens Prokop, Präsident des
Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) seit
längerer Zeit um das Meeting bemüht. Auch
Helmut Digel, Direktor am Sportinstitut der
Uni Tübingen und Vizepräsident des
Welt-Leichtathletik-Verbandes, hatte die
Stuttgarter Bewerbung unterstützt. "Das ist
eine tolle Nachricht für die deutsche
Leichtathletik", sagte Prokop, "damit sind die
Laufbahn und der Leichtathletik-Standort
Stuttgart bis 2008 gesichert." Nach
Informationen unserer Zeitung denkt die Stadt
daran, den Vertrag mit der IAAF möglicherweise
über 2008 hinaus zu verlängern.
Im Lager der Leichtathleten wurden am Montag
Erinnerungen an 1993 wach, als Stuttgart in
einer faszinierenden Atmosphäre die
Weltmeisterschaft ausrichtete. Allerdings
scheiterten danach die Bemühungen, ein
Freiluft-Meeting in Stuttgart dauerhaft und
kostendeckend zu etablieren. Die nächste
Leichtathletik-WM auf deutschem Boden findet
2009 in Berlin statt.
Mit Kritik reagierte der VfB Stuttgart auf
die Pläne der Stadt. "Wir haben uns an die
Absprache gehalten, vor der WM 2006 nicht mehr
öffentlich über das reine Fußballstadion zu
diskutieren", sagte Erwin Staudt unserer
Zeitung, "wir wurden über das Vorgehen der
Stadt nicht informiert." Offenbar sei man in
die Überlegungen nicht eingebunden gewesen.
"Man stellt uns vor vollendete Tatsachen",
ärgert sich der VfB-Chef, "und dies, obwohl
wir das ganze Jahr über ein toller Werbeträger
für Stuttgart sind." Für ihn ist das
Projekt "reines Fußballstadion" dennoch nicht
gestorben. Man prüfe derzeit mit Architekten
die technischen Möglichkeiten, die ein
Heranrücken der Kurven ans Spielfeld
ermöglichen. "Wenn das klappt, können wir
in absehbarer Zeit auch die Finanzierung
sicherstellen", sagt Staudt.
1.08.2005
Offizielle VfB-Homepage
www.vfb.de
"Der Vorgang ist für
mich befremdlich"
Am heutigen Montag wurde in Helsinki vom
Council des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF
entschieden, das World Athletics Final in den
Jahren 2006 bis 2008 im Stuttgarter
Gottlieb-Daimler-Stadion auszutragen.
VfB-Präsident Erwin Staudt zeigt sich von
dieser Entscheidung irritiert und sagte: "Der
Vorgang ist für mich befremdlich, da es eine
klare Übereinkunft gab, vor der WM 2006 keine
Stadiondiskussion in der Öffentlichkeit zu
führen. Jetzt scheint es so, dass vollendete
Tatsachen geschaffen werden sollen. Dies
ändert aber nichts an der Tatsache, dass für
den VfB Stuttgart klar ist, dass ein
Fußballstadion kommen muss!"
Der VfB
bringt der Stadt Geld ein
In diesem
Zusammenhang verwies Staudt darauf, dass
bereits Planungen am Laufen seien. Staudt
ergänzte: "Derzeit sind wir mit Architekten im
Gespräch, die eine Machbarkeitsstudie über
eine Umwandlung der Kurven erstellen.
Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster hat im
Zusammenhang mit der Vergabe des World
Athletics Final gesagt, dass der VfB
mindestens bis 2008 für seine Planung
benötige. Dem möchte ich ganz klar
widersprechen. Der VfB möchte keinen Krieg
mit der Stadt, aber auch wir haben ganz klare
Vorstellungen vom Leben. Der VfB ist das ganze
Jahr über Werbeträger für die Stadt und die
Region und in diesem Zusammenhang möchte ich
anmerken, dass der VfB von der Stadt kein Geld
bekommt, sondern ihr Geld einbringt."
29.7.2005
Stuttgarter Nachrichten
Staudt setzt weiter auf Fußballarena
Stadionpläne auf Eis
- aber nur bis 2006
Stuttgart (tn) - Der Umbau des Daimlerstadions
ist nahezu abgeschlossen, doch die Debatte um
eine reine Fußballarena in Stuttgart ist damit
nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Trotz der Pläne
von OB Wolfgang Schuster, für die nächsten
drei Jahre das World Final der Leichtathleten
nach Stuttgart zu holen, setzt der VfB mehr
denn je auf ein Umdenken des Gemeinderats.
"Ich habe den Eindruck, bei den
Verantwortungsträgern der Stadt Stuttgart
reift langsam das Bewusstsein, dass wir dem
reinen Fußballstadion nach der WM 2006 näher
treten müssen", sagte VfB-Präsident Erwin
Staudt beim Redaktionsbesuch unserer Zeitung.
Staudt bezeichnete die Pläne des Vereins als
unabdingbar, "um die Wettbewerbsgleichheit mit
den anderen Bundesligavereinen zu halten". Die
Konkurrenz, die ihre Heimspiele in reinen
Fußballarenen austrage, habe "eindeutige
ökonomische Vorteile". Die Stimmung wirke sich
"auch auf die Leistungsbereitschaft der
Heimmannschaft aus". Die Stadt und der VfB
hätten die Sprachregelung getroffen, das Thema
bis nach der WM 2006 zu vertagen. Staudt:
"Daran halten wir uns."
100 Millionen Euro hat die Sanierung des
Daimlerstadions gekostet - mit Laufbahn. Damit
sich die Investitionen lohnen, will Schuster
das Saisonfinale der weltbesten Leichtathleten
vom bisherigen Standort Monte Carlo
übernehmen. Ein Stadionumbau wäre dann
frühestens 2008 möglich. Das Council des
Weltverbandes IAAF entscheidet an diesem
Wochenende über die Vergabe des World Final.
27.7.2005
Stuttgarter Nachrichten
VfB-Granden loben
sich vor ihren Mitgliedern gegenseitig - Keine
sportliche Analyse
Die rote Welt duldet keine Kritik
Es ist nicht alles wie geplant gelaufen. Ein
paar Störenfriede haben die harmonische rote
Welt doch noch etwas aus den Fugen gebracht.
Mit einem Schlag drohte auf der
Hauptversammlung des VfB sogar ein Eklat.
Mitglieder erdreisteten sich bei der
Aussprache, Präsident Erwin Staudt und den
Aufsichtsrat zu kritisieren. Und das nach
einem warmen Bad in gegenseitigem Lob,
Schulterklopfen und Applaus.
Plötzlich war aus einer multimedial
überfrachteten, virtuell erscheinenden
Sehnsuchtsveranstaltung wieder etwas
Handfestes geworden: die Mitgliederversammlung
eines Fußballvereins - mit allen Ecken und
Kanten. Vor allem mit rauen Tönen. Die
finanzielle Gesundung des Vereins, von den
meisten Mitgliedern bewundert, ist für eine
kleine Opposition im Club eher ein Ausweis der
sportlichen Inkompetenz in der Führungsriege.
Auf Kosten der Verkäufe von Kevin Kuranyi und
Alexander Hleb habe sich der Verein saniert.
Motto: "Wir waren 25 Jahre ein Politikverein,
jetzt sind wir ein Wirtschaftsverein." Der
Vorwurf lautet: Kein ehemaliger Fußballprofi
sitze in einem entscheidenden Gremium des
Clubs.
Erwin Staudt reagierte darauf scharf - um
nicht zu sagen: Der Chef der Roten hatte kurz
die Contenance verloren. "Ich kenne keinen
Ex-Profi, der uns weiterhilft", polterte er
durch den Beethovensaal der Liederhalle.
Schließlich sei eine Reihe ehemaliger Profis
in leitender Funktion gescheitert.
So bleibt also alles, wie es ist: Der VfB
Stuttgart wird weiterhin von Finanz-,
Marketing- und Wirtschaftsexperten geführt.
Bezeichnend: Sportdirektor Herbert Briem war
an diesem Abend nicht gefragt. Er saß still in
der ersten Reihe. Dabei sehnten sich die
Mitglieder nach einer sportlichen Analyse
inklusive eines fundierten Ausblicks.
Immerhin, andere Sorgen und Bedenken der
Mitglieder hat die Führungsmannschaft mehr
oder weniger ernst genommen:
Der Streit um das Wappen: Traditionalisten
stört der Namenszug Stuttgart im Wappen. Sie
fordern das Gründungsdatum 1893 zurück. Staudt
dazu: "Es gibt fast keine Logos mehr, die sich
nicht mit der Zeit entwickelt haben."
Der Frust über die Laufbahn im Stadion:
Die Mitglieder registrieren mit Unverständnis
die Absicht von Oberbürgermeister Wolfgang
Schuster, ein Leichtathletikmeeting in
Stuttgart zu etablieren. Das zerstöre den
Traum einer reinen Fußball-Arena endgültig.
Staudt räumte ein, dass ihn Schusters
"unabgesprochener Vorstoß" irritiert habe.
Dies habe er dem OB bereits mitgeteilt. Dann
versicherte er den Mitgliedern: "Wir
arbeiten zusammen mit Architekten mit
Hochdruck an einer
Lösung."
Das Namensrecht des Stadions: "DaimlerChrysler
lässt den VfB kostenlos für sich werben. Kann
sich das ein Weltkonzern moralisch leisten?",
fragte ein Mitglied den Aufsichtsrat und
DaimlerChrysler-Manager Joachim Schmidt, "wann
ist Ihr Unternehmen bereit, diese
Werbeleistung angemessen zu bezahlen?" Schmidt
verwies darauf, dass der Konzern dem VfB
bereits kostenlos den Mannschaftsbus zur
Verfügung stelle und die Spieler günstig mit
Autos ausstatte.
Diese Antwort quittierten die Mitglieder mit
höhnischem Gelächter und Pfiffen. Plötzlich
dachte jeder: Football is coming home. Echte
Stimmung ersetzte plötzlich die sterile
Atmosphäre. Martin Haar
14.7.2005 Netzeitung
IAAF plant moderne
Super-Leichtathletik-Serie
Der Internationale Leichtathletik-Verband
(IAAF) will seine in die Jahre gekommene
Grand-Prix-Struktur reformieren und bereits
2006 mit einer modernisierten World Athletics
Tour durchstarten. Zur neuen Super-Serie
sollen rund 20 Meetings auf allen Kontinenten,
darunter das Berliner Istaf, gehören. «Wir
wollen alte Zöpfe abschneiden und zeigen, dass
wir zur Modernisierung fähig sind», sagte
IAAF-Vizepräsident Helmut Digel am Mittwoch in
einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Er
sei sich «sehr sicher», dass das Projekt am
15. August vom IAAF-Council in Helsinki
abgesegnet wird. «Wir wollen das jetzt
anpacken und zeigen, dass die Leichtathletik
gegenüber anderen Sportarten konkurrenzfähig
ist», erklärte Digel. Die neue Welt-Tour soll
hochkarätige Meetings in drei Leistungsklassen
auf allen Kontinenten umfassen; zur höchsten
der drei Kategorien, Digel sprach von der
«Elitegruppe», wird auch wieder das Berliner
Istaf gehören. Die 1998 ins Leben gerufene
Golden League wird im WM-Jahr 2005 aber ihre
letzte Saison erleben.
Die IAAF setzt
künftig auf Klasse statt Masse. In diesem Jahr
gehören insgesamt 34 Meetings - Golden League,
Super Grand Prix, Grand Prix und Grand Prix II
- zur Serie. «Die Zahl der Meetings soll
radikal reduziert werden», kündigte
IAAF-Chefvermarkter Digel an. «Auch für die
Athleten macht die Struktur Probleme.»
Diskutiert wird
zudem eine Auf- und Abstiegsregelung zwischen
den Meetings der einzelnen Kategorien. «Wer
die Qualität nachweist, kann an die Tür
klopfen und aufsteigen», sagte der
IAAF-Vizepräsident und nannte London und
Lausanne als mögliche Anwärter. Ob es den
goldenen Millionen-Jackpot in der neuen
Premium-Serie weiterhin geben wird,
bezeichnete Digel als eine der wenigen offenen
Fragen.
Als künftige
Veranstaltungsorte nannte der Tübinger
Sportsoziologe unter anderen Sydney oder
Melbourne, Osaka oder Yokohama, Dakar sowie
jeweils ein Top-Meeting in den USA und
Südamerika. Dazu kommen die besten
Europa-Meetings, darunter die bisherigen
Golden-League-Klassiker Paris, Rom, Oslo,
Zürich, Brüssel und Berlin.
Offen ist noch,
wo 2006 das traditionelle Saisonfinale
stattfindet. Als künftiger Ausrichter für das
World Athletics Final, das in diesem Jahr
letztmals in Monte Carlo stattfindet, hat die
Bewerberstadt Stuttgart laut Digel «sehr gute
Chancen».
Werden die
Karten für 2006 neu gemischt, ist das Berliner
Istaf ein Trumpf. Das traditionsreiche
Internationale Stadionfest landete in einer
internen Qualitätsbewertung der
Golden-League-Serie 2004 hinter Zürich und
Brüssel auf einem respektablen dritten Platz.
Ein Abstieg in die Niederungen der
Grand-Prix-Szene droht derzeit nicht. «Das
Istaf 2004 war eine absolute
Spitzenveranstaltung», lobte Digel.
Berlin konnte
sogar das Pariser Meeting im Stade de France,
das mehr Zuschauer und einen größeren Etat
hat, hinter sich lassen. Bewertet wurde neben
dem sportlichen Stellenwert auch die
Organisation - vom Transport über die Hotels,
vom Stadion bis zum Service.
17.6. 2005
Stuttgarter Nachrichten
Reines
Fußballstadion? Rote Karte für die Laufbahn
Laufbahn großartig für Sportstadt Stuttgart
Bekommt Stuttgart den Zuschlag für die
Leichtathletik-World-Finals 2006 bis 2008,
liegen die Pläne des VfB Stuttgart für ein
reines Fußballstadion weitere Jahre auf Eis.
Eine Entwicklung, die das Lager der Sportfans
spaltet: Leichtathletik-Freunde sind be-,
Fußball-Anhänger entgeistert.
PRO
Kaum zu glauben. Fußball boomt, die
Weltmeisterschaft ist 2006 zu Gast bei
Freunden, in vielen deutschen Städten sind
hypermoderne Fußball-Tempel entstanden. Und
was macht Stuttgart? Die Stadt greift tief in
die Tasche, um drei Jahre lang ein
Leichathletik-Spektakel ins Daimlerstadion zu
locken, das als Durchlauferhitzer für die
ohnedies schrumpfende Gemeinde der Sprinter,
Springer und Stoßer zwar taugen mag, aber die
Anforderung am Ort ignoriert.
Früher oder später: Stuttgart wird sich
entscheiden müssen. Will die Stadt im Sport
von allem nur ein wenig? Oder will sie eines
ganz - den Fußball und den VfB? So viel ist
unbestritten: Die einzige Konstante im
Spitzensport von Stadt und Region ist der VfB
Stuttgart. Und wer die Dinge ohne
Neidreflex auf gut bezahlte Fußballprofis und
publicity-wirksame Funktionäre analysiert, wer
das Daimlerstadion mit den Toparenen anderswo
in Deutschland und Europa vergleicht, der weiß
um den Unterschied. Über kurz oder lang
wird es passieren: Rote Karte für die
Laufbahn!
Stuttgart braucht keine romantisch verklärte
Erinnerungsausgabe an die Leichtathletik-WM
1993, sondern ein konkurrenzfähiges
Fußballstadion auf der Höhe der Zeit. Klar
ist aber auch: Der VfB muss Möglichkeiten
der Finanzierung auf den Tisch legen, die
nicht nur fordern, sondern helfen.
CONTRA
9,77 Sekunden. Neuer 100-Meter-Weltrekord im
Athener Olympiastadion! Das hat gerade die
Welt elektrisiert. 2006 können wir Sprinter
Asafa Powell im Daimlerstadion sehen. Die
weltbesten Leichtathleten sollen kommen - und
das drei Jahre in Folge. Es sieht ganz so aus,
als sollte OB Schuster den großen Coup landen,
den er in Monte Carlo beim
Leichtathletik-Weltverband clever eingefädelt
hat. Für viele Sportfans in der Region würde
ein Traum wahr.
Zudem kann Stuttgart sein Image als Sportstadt
mit den World Finals besser aufpolieren als
mit jedem Fußballspiel. Das große Saisonfinale
mit allen Stars ist höher einzustufen als
jedes Golden-League-Meeting in Brüssel, Oslo
oder Paris. Die Bilder aus Stuttgart werden um
die Welt gehen, das garantiert die Vermarktung
durch die Europäische Fernseh- und
Rundfunkunion EBU.
Klar, ein solch hochkarätiges Ereignis ist
nicht für umsonst zu bekommen. Doch wer dies
beklagt, sollte wissen, dass die Stadt allein
sechs Millionen Euro in das Begleitprogramm
der Fußball-WM steckt. 100 Millionen Euro sind
in den vergangenen Jahren in die Sanierung des
Daimlerstadions geflossen - mit Laufbahn. Eine
weise Entscheidung. Denn die Laufbahn bietet
die großartige Chance auf Sportereignisse, von
denen Städte mit reinen Fußballarenen nicht
mal mehr träumen können.
Anmerkung
Pro-VfB-Stadion: In Athen waren 5000 Zuschauer
!!!
17.6.2005
Stuttgarter Nachrichten
Stadträte für
Leichtathletik-Top-Ereignis
Gute Chancen auf World Finals 2006 bis 2008 -
VfB: Fußballarena bleibt Thema
Die Pläne von OB Schuster, die weltbesten
Leichtathleten bei den World Finals 2006 bis
2008 in Stuttgart zu präsentieren, heizt
die Stadiondiskussion neu an. Denn der VfB
müsste dann seine Hoffnung auf eine
Fußballarena für die nächsten Jahre begraben.
VON JÖRG HAMANN
Für das World Final qualifizieren sich die
nach einer Serie von 26 Meetings weltweit
besten Leichtathleten. In den vergangenen
Jahren wurde dieses Finale in Monte Carlo
ausgetragen, wo der Leichtathletikweltverband
IAAF seinen Sitz hat. Dort ist der
Publikumszuspruch jedoch gering. Deshalb hat
das IAAF-Council Präsident Lamine Diack
autorisiert, das Finale 2006 neu zu vergeben.
OB Wolfgang Schuster hat Diack vergangene
Woche in Monaco jedoch deutlich gemacht, dass
er die hochkarätige Veranstaltung wenn dann
gleich für drei Jahre in Stuttgart haben
wolle. Einen entsprechenden Beschluss soll
jetzt das IAAF-Council Ende Juli vor der WM in
Helsinki treffen. Für Clemens Prokop,
Präsident des Deutschen
Leichtathletik-Verbands (DLV), eine Formsache:
"Wer die Struktur des Weltverbands kennt,
weiß, dass Diacks Wunsch erfüllt wird, wenn er
sich für Stuttgart einsetzt." Danach müsse
zwar formal der DLV-Verbandsrat beschließen,
sich mit Stuttgart um die dann drei World
Finals zu bewerben. Doch auch darin sieht
Prokop kein Hindernis, obwohl Stuttgart den
DLV zuletzt verärgert hatte: Im Februar hatte
der Gemeinderat beschlossen, die Bewerbung um
den World Cup im September 2006
zurückzuziehen. "Diesmal müsste allerdings
klargestellt sein, dass Stuttgart
dabeibleibt", betont Prokop.
Im Februar störte den Gemeinderat noch, so
kurz nach der Fußball-WM erneut eine
Sportveranstaltung von internationalem Rang in
Stuttgart zu veranstalten, für die zudem ein
Defizit von zwei Millionen Euro zu erwarten
war. Jetzt aber signalisieren die Fraktionen
Zustimmung zu Schusters Plänen. "Wir haben uns
dafür entschieden, die Laufbahn im Stadion zu
behalten, dann müssen wir dort auch
entsprechende Veranstaltungen ausrichten",
sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhold Uhl.
"Klasse, wenn wir so ein Top-Ereignis für drei
Jahre bekommen könnten", sagt SPD-Chef Manfred
Kanzleiter, räumt jedoch ein: "Wenn das ein
Flop würde, könnte man das
Leichtathletik-Stadion jedoch vergessen."
Ähnlich sieht es Grünen-Sprecher Werner Wölfle,
auch wenn er "bekennender Fußballarena-Fan"
sei: "Es wäre nach den Investitionen ins
Stadion unverantwortlich, dem
Leichtathletik-Stadion nicht diese letzte
Chance zu geben."
Auch die zu erwartende finanzielle Beteiligung
schreckt die Stadträte diesmal nicht. Neben
den von Schuster genannten 150 000 Euro für
die Sanierung der Laufbahn droht der Stadt,
die für die Siegprämien anfallende
Quellensteuer von 30 Prozent begleichen zu
müssen. Bei Gesamtprämien in Höhe von 2,5
Millionen Dollar pro World Final wären das
rund 2,25 Millionen Euro Steuern auf drei
Jahre. Die Quellensteuer sei "der Knackpunkt",
räumt OB-Sprecher Stephan Schorn ein.
Wirtschaftsexperten prüften nun, ob es nicht
Wege gebe, den Betrag zu reduzieren. Prokop,
von Beruf Direktor am Amtsgericht Kelheim,
macht dem OB Mut: "Da der Anspruch auf die
Prämien aus dem Abschneiden bei vielen
Meetings resultiert, müsste der Stuttgarter
Anteil entsprechend gering ausfallen."
Es sieht also gut aus für Schusters
Leichtathletik-Coup - und damit schlecht für
die vom VfB Stuttgart nach wie vor angestrebte
Fußballarena: Bekommt Stuttgart die World
Finals, lägen die Pläne für den Umbau des
Daimlerstadions in eine reine Fußballarena bis
mindestens 2008 auf Eis. Man halte sich an die
Absprache mit der Stadt und treffe vor der WM
2006 in Sachen Stadionumbau keine Aussage,
heißt es dazu beim VfB. Klar sei aber, dass
das Thema Fußballarena damit nicht vom Tisch
sei.
16.6.2005 Stuttgarter Nachrichten online
OB Wolfgang
Schuster kann bei der Bewerbung um die
Saisonfinals mit den weltbesten Leichtathleten
in den Jahren 2006 bis 2008 mit der
Unterstützung des Gemeinderats rechnen. Nach
dem Erhalt der Laufbahn sei es richtig, dort
hochkarätige Leichtathletik-Veranstaltungen
wie die World Finals auszurichten, erklärten
Fraktionssprecher auf Anfrage unserer Zeitung.
Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart erklärte
zu den Plänen, der Umbau des Daimlerstadions
in eine reine Fußballarena sei damit nicht
erledigt.
11.6.2005
Stuttgarter Nachrichten
Stadt will das
World Athletics Finale nach Stuttgart holen -
VfB-Präsident skeptisch
OB Schuster plant großen Coup
Stuttgart - Die Stadt will wieder ein großes
Leichtathletik-Meeting an Land ziehen.
Oberbürgermeister Wolfgang Schuster hat sich
in Monte Carlo persönlich darum bemüht, das
World Athletics Finale für die Jahre 2006 bis
2008 ins Daimlerstadion zu holen.
VON SEBASTIAN SCHWEIZER
Um das zunächst auf drei Jahre angelegte Paket
zu schnüren, traf sich OB Schuster zusammen
mit Andreas Kroll von der städtischen
Veranstaltungsgesellschaft am Mittwoch mit dem
Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes
IAAF, Lamine Diack, in Monte Carlo. Nach dem
Gespräch zeigte sich Schuster zuversichtlich,
dass Stuttgart im August bei der offiziellen
Vergabe durch den IAAF-Council im Rahmen der
WM in Helsinki den Zuschlag für das
hochkarätige Meeting bekommt. "Wir müssen noch
ein paar Hausaufgaben machen, aber da sehe ich
keine größeren Probleme", sagte Schuster im
Gespräch mit unserer Zeitung. Einzige Auflagen
seien die Erneuerung der Laufbahn und andere
leichtathletikspezifische Sanierungen.
Insgesamt rechnet Schuster dabei mit 150 000
Euro Kosten.
Zunächst drei Jahre lang, von 2006 bis 2008,
sollen die weltbesten Leichtathleten ihr
Saisonfinale im Stuttgarter Daimlerstadion
abhalten - zum ersten Mal am 9. und 10.
September 2006, zwei Monate nach der
Fußball-Weltmeisterschaft. Der
Leichtathletik-Weltverband lobt für die
Veranstaltung, die seit 2003 in Monaco
stattfindet, ein Preisgeld von rund 2,5
Millionen Dollar aus. Somit ist garantiert,
dass die besten Athleten der Welt am Start
sind. Für die deutschen Top-Athleten gäbe es
neben der sportlichen Qualifikation auf der
World Athletic Tour auch das Hintertürchen,
über eine Wild Card beim Finale in Stuttgart
zu starten. Das macht die Sache doppelt
attraktiv.
Noch im Februar dieses Jahres war die
ursprünglich geplante Bewerbung Stuttgarts um
den Leichtathletik-Weltcup 2006 am Veto des
Gemeinderats gescheitert. Neben der zeitlichen
Nähe zur Fußball-WM schreckte die Stadträte
ein Defizit von bis zu zwei Millionen Euro,
für das die gastgebende Stadt hätte
geradestehen müssen.
In Folge der Absage kochte auch die
Diskussion um den Umbau des Daimlerstadions in
eine reine Fußballarena hoch, den der VfB nach
der WM 2006 in Angriff nehmen wollte. Dieses
Projekt wäre bei einem Zuschlag der IAAF auf
absehbare Zeit nicht zu realisieren.
VfB-Präsident Erwin Staudt kommentierte
Schusters Pläne daher nur mit dem berühmten
Satz, den Ex-IAAF-Präsident Primo Nebiolo
Alt-OB Manfred Rommel 1993 an den Kopf warf:
"Be happy and pay the deficit." Seid glücklich
und bezahlt.
05.02.2005 Sport1 (www.sport1.de)
Tartanbahn vor dem Abriss
Die Stuttgarter Tartanbahn im
Gottlieb-Daimler-Stadion steht kurz vor dem
Abriss.
Nach dem Veto des Gemeinderats
zur Bewerbung der Stadt um den
Leichtathletik-Weltcup im September 2006
steht den Plänen des VfB Stuttgart für einen
Umbau des Stadions in eine reine Fußball-Arena
nichts mehr im Wege.
"Es war klar, dass nach dieser Entscheidung
die Stadion-Diskussion sofort wieder
aufflammt", sagte Clemens Prokop, der
Präsident des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes (DLV) der
"Stuttgarter Zeitung".
04.02.2005 Stuttgarter Zeitung
Weltcup 2006: Absage an
DLV
Defizit und Termin schrecken
Das Rennen um den Leichtathletik-Weltcup 2006
findet ohne Stuttgart statt. Nach Beratungen
im Gemeinderat informierte OB Wolfgang
Schuster den Präsidenten des Deutschen
Leichtathletikverbandes (DLV), Clemens Prokop,
dass sich die Landeshauptstadt nicht um den
Leichtathletikgipfel im September 2006
bewerben wird.
VON BRUNO BIENZLE
Lediglich die SPD-Fraktion hatte volle
Unterstützung signalisiert. CDU und Grüne
hingegen winkten ab, bei Freien Wählern und
FDP war das Meinungsbild uneinheitlich. Die
Ausrichtung des Weltcups war durch den Rückzug
von Los Angeles vakant geworden. Interesse
haben Athen, Jamaika, Neu-Delhi und Bahrain
bekundet. Neben der zeitlichen Nähe zur
Fußball-WM mit sechs Spielen im Juni und Juli
in Stuttgart schreckte die Stadträte ein
Defizit von bis zu zwei Millionen Euro, für
das die gastgebende Stadt geradestehen müsste.
Hinzu kommen kulturelle Großereignisse im
September 2006 wie das Europäische Musikfest
und das Weltfestival für Neue Musik.
Dennoch will OB Schuster die Hoffnung auf ein
Topereignis der Leichtathletik nicht aufgeben
und gegenüber dem DLV ein Interesse am
Golden-League-Finale der Spitzenathleten
bekräftigen, über dessen Zukunft demnächst in
Monte Carlo befunden wird. Aber auch die
Diskussion ums Daimlerstadion als
Mehrzweckarena dürfte nun wieder aufflammen.
04.02.2005
Stuttgarter Nachrichten
Stuttgart macht einen Rückzieher - Keine
Weltcup-Bewerbung
STUTTGART. Die Stadt Stuttgart bewirbt sich
entgegen ursprünglicher Planungen doch nicht
um den Leichtathletik-Weltcup im September
2006. "Ich bedaure diese Entscheidung sehr",
sagt der Präsident des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes, Clemens Prokop.
Von Matthias Hohnecker
Damit hat niemand gerechnet, schon gar nicht
beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).
Bis gestern Nachmittag ist der DLV-Präsident
Clemens Prokop fest davon ausgegangen, dass
sein Verband sich mit Stuttgart um den Weltcup
2006 bewerben wird - bis ihm der Ältestenrat
der Stadt einen Strich durch die Rechnung
gemacht hat. Der nämlich hat beschlossen, dass
sich Stuttgart nicht um die Ausrichtung der
nach Welt- und Europameisterschaften
drittgrößten Leichtathletik-Veranstaltung
bemüht. "Ich bedaure diese Entscheidung sehr",
sagte Prokop, "vor allem weil sich Stuttgart
in den Vorgesprächen sehr interessiert gezeigt
und wir uns gute Chancen ausgerechnet haben."
Das Bedauern des DLV-Chefs wird umso größer,
weil sich sein Verband jetzt kaum noch mit
einem anderen Kandidaten bewerben kann: Am 15.
Februar müssen die Bewerbungsunterlagen beim
Internationalen Leichtathletik-Verband IAAF
vorliegen. "Die Zeit wird verdammt knapp. Das
ist umso ärgerlicher, weil wir mit München
eigentlich einen zweiten Interessenten für den
Weltcup hatten", sagt Clemens Prokop. Als
Hauptgrund für die Absage nannte der
Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang
Schuster in einem Schreiben an Prokop das zu
erwartende Defizit der zweitägigen
Veranstaltung von rund zwei Millionen Euro.
"Das ist ein schwerer Schlag, aber man muss
die Entscheidung der Gremien respektieren",
sagt Jürgen Scholz, der Präsident des
Württembergischen Leichtathletik-Verbandes
(WLV). Auch Scholz hatte sich gute Chancen
ausgerechnet, nach der Leichtathletik-WM 1993
wieder einmal eine hochklassige
Leichtathletik-Veranstaltung im Daimlerstadion
ausrichten zu dürfen. Auch Andreas Kroll, der
Geschäftsführer der neuen städtischen
Veranstaltungsgesellschaft, bedauert die
Entscheidung des Ältestenrats, rechnet aber
nicht mit negativen Auswirkungen für den
Leichtathletik-Standort Stuttgart.
Das zu beurteilen allerdings hält Clemens
Prokop noch für verfrüht. "Was das für die
Zukunft bedeutet, kann man noch nicht sagen.
Unser Ziel bleibt eigentlich unverändert: Wir
wollen große Leichtathletik-Ereignisse nach
Stuttgart holen. Das ist aber schwierig, wenn
dies nur der einseitige Wunsch des DLV ist."
Trotzdem will der DLV-Präsident mit Stuttgart
im Gespräch bleiben - "dafür war die
Zusammenarbeit bisher zu gut.".
20.11.2004
Stuttgarter Nachrichten
OB: Stadionumbau
nach WM möglich
OB Wolfgang Schuster hält einen weiteren
Stadionumbau nach der Fußball-WM 2006 für
möglich. Seine Äußerung "Wiedervorlage im Jahr
3000" bei einer Pressekonferenz habe sich auf
die Frage, was er von einem völlig anderen
Stadionstandort halte, bezogen. Wenn nach der
WM ein architektonisch anspruchsvolles Konzept
vorliege, mit dem die Zuschauerkapazität im
Daimlerstadion erhalten werde und die
renovierte Haupttribüne und Gegengerade weiter
bestehen könnten, sei er bereit, darüber zu
diskutierten, sofern die Stadt nicht zur Kasse
gebeten werde. Ähnlich äußerte sich auch der
Fraktionschef der Grünen im Gemeinderat,
Werner Wölfle. Sollte der VfB Stuttgart für
den Stadionumbau einen Sponsoren finden, so
Wölfle, "sperren wir uns nicht". ks
20.11.2004 Stuttgarter
Zeitung
Schuster und das Fußballstadion - VfB Vatikan
Von Jörg Nauke
Es gibt für einen Mittelfeldregisseur nichts
Schlimmeres, als von seinen Mitspielern nicht
verstanden zu werden. Was nützt der geniale
Pass in die Tiefe, wenn keiner mitgelaufen
ist? So ähnlich muss sich der Spielmacher der
Rathaus-Truppe führen. Jetzt sagt OB Wolfgang
Schuster einmal etwas Originelles - und dann
kriegt man es prompt in den falschen Hals. Man
hat den OB zu den Chancen für ein reines
Fußballstadion nach der WM 2006 gefragt und
ihn mit dem Satz zitiert, bei ihm liege das
erst "fürs Jahr 3000 auf Wiedervorlage". Das
erscheint plausibel, denn mit dem
VfB-Erlebniszentrum sind am Wasen
städtebaulich Fakten geschaffen worden, und es
werden bis zur WM auch Steuergelder in den
Kurven verbaut.
Nachdem er nun aber eine ganze Woche über
seinen Satz nachgedacht hat und seit Montag
jeden Tag über ihn gestolpert ist, hat er sich
entschieden, das Ganze als Missverständnis
hinzustellen. Er ist also nicht mehr
generell gegen einen Umbau des Daimlerstadions
in ein Fußballstadion, sondern nur gegen einen
(ohnehin völlig unrealistischen) Neubau an
anderer Stelle. Was der Schienbeintritt eines
VfB-Präsidenten, der geunkt hat,
Wiedervorlagen fürs Jahr 3000 gebe es nur im
Vatikan, nicht alles auslösen kann . . .
Jetzt muss Erwin Staudt nur noch den
potenziellen Schuster-Nachfolger Michael Föll
abgrätschen. Der hat nämlich gesagt, mit ihm
werde es "in diesem Jahrhundert" keinen Umbau
am Wasen geben. Womöglich hat aber auch er
sich im Kalender geirrt. Nächste Woche wissen
wir mehr.
19.11.2004
Präsident Erwin Staudt per E-Mail
"also , die stn
von heute gibt meine position klar wieder.
auch mein interview auf unserer homepage
beantwortet alle fragen. ansonsten sagen alle
politiker sie haetten kein zusaetzliches geld.
wir wissen , dass wenn ein umbau erfolgt ,wir
den selbst zahlen muessen. die geschichte mit
der kapazitaet ist ein thema , kann aber erst
nach den untersuchungen beantwortet werden.
gruss e.staudt"
18.11.2004 Präsident Staudt im Interview auf der
VfB-Homepage:
Ist
mit dem Bau des VfB-EventCenters das Thema
Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions bzw.
reines Fußballstadion vom Tisch?
Erwin Staudt: "Absolut nicht. Dieses
Thema wird so lange nicht vom Tisch sein, wie
wir kein reines Fußballstadion haben. Wie mein
Vorstandskollege Ulrich Ruf in der vergangenen
Woche schon betont hat, haben wir bis nach der
Weltmeisterschaft 2006 eine Art
Waffenstillstand vereinbart. Anschließend ist
unser Ziel aber ganz klar umrissen: Der VfB
Stuttgart braucht für die Zukunft optimale
Wettbewerbsbedingungen, und dazu gehört mit
Sicherheit ein reines Fußballstadion. Wir
prüfen intern in alle Richtungen, wie ein
Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions
bewerkstelligt werden kann. Von großer
Bedeutung ist für uns dabei ein wie bei der
Planung des VfB-EventCenters jederzeit
partnerschaftlicher und auf Vertrauen
basierender Austausch mit den Verantwortlichen
der Stadt."
Wie könnte ein solcher Umbau finanziert
werden?
Erwin Staudt: "Die wirtschaftliche
Situation der öffentlichen Hand ist bekannt
und wird sich auf absehbare Zeit nicht
großartig verändern. Wir müssen andere Wege
finden, um eine für alle Seiten befriedigende
Lösung zu finden. Dass so etwas möglich ist,
haben wir mit der Realisierung des
VfB-EventCenters gerade bewiesen. Wir wollen
die bisher getätigten Investitionen am und im
Gottlieb-Daimler-Stadion schützen und den
Hebel dort ansetzen, wo es aus unserer Sicht
mangelt: in den Kurvenbereichen. Es müssen
noch sehr viele Fragen geklärt werden,
beispielsweise hinsichtlich des Daches und der
Kapazität eines reinen Fußballstadions, wir
werden aber kreativ an die Sache herangehen
und mit Sicherheit einen intelligenten und
zukunftsweisenden Vorschlag präsentieren."
18.11.2004 Stuttgarter
Nachrichten
VfB erhält Event-Center
- reine Fußballarena vom Tisch
CDU und Grüne: Forderungen des Vereins sind
erfüllt - Stadtspitze sieht Debatte um Stadion
als beendet an
Der Gemeinderat entscheidet am heutigen
Donnerstag über den Bau des
VfB-Veranstaltungszentrums beim
Daimlerstadion. Mit dem Zentrum erledige sich
der vom VfB geforderte Stadionumbau zur
Fußballarena, sagen CDU und Grüne. Letztere
machen ihre Zustimmung von Garantien zur
Wärmedämmung abhängig.
VON KONSTANTIN SCHWARZ
CDU und Grüne, die im Gemeinderat mit
insgesamt 32 Vertretern eine Mehrheit bilden,
wurden am Mittwoch im Verwaltungsausschuss
ungewöhnlich deutlich: Mit dem Bau der
VfB-Welt am Wasen werde der vom Verein zuletzt
im Juni 2003 vehement verfolgte Umbau des
Stadions in eine reine Fußballarena obsolet,
sagte die christdemokratische Fraktionschefin
Susanne Eisenmann.
Nahezu wortgleich äußerte sich
Grünen-Fraktionschef Werner Wölfle. Er könne
verstehen, wenn VfB-Präsident Erwin Staudt den
Fans zurzeit nicht offenbaren könne, dass sich
mit dem Bau des Event-Center ein reines
Fußballstadion "erledigt" habe. Von den Grünen
werde es für eine Fußball-Arena jedenfalls
"kein Geld" geben.
Wölfle erwartet vom Bauherrn, der
Häussler-Gruppe, die Zusage, dass das 45
Millionen Euro teure Erlebniszentrum die
Vorgaben der Energie-Einsparverordnung um 20
Prozent unterschreitet. Die Stadt schreibt
dies allen Investoren seit Jahren vor. Ohne
die Zusage würden die Grünen nicht zustimmen,
sagt Wölfle. Die elf Stimmen der Öko-Fraktion
aber könnten für den Bau der 180 Meter langen
VfB-Welt mit Sporthotel, 2000 Quadratmeter
großer Veranstaltungshalle,
"Erlebnisgastronomie" und diversen
VfB-Nutzungen entscheidend sein.
Auch Finanzbürgermeister Michael Föll, CDU,
erteilte der vom VfB angekündigten
Wiederbelebung der Debatte um eine reine
Fußballarena eine Absage. Mit der VfB-Welt
seien alle Wünsche des Vereins erfüllt, ein
Umbau der Stadionkurven führe zu einer zu
geringen Zuschauerkapazität. Föll: "Ein reines
Fußballstadion ist in diesem Jahrhundert kein
Thema mehr." VfB-Finanzvorstand Ulrich Ruf
hatte vergangene Woche erklärt, beim Thema
reines Fußballstadion herrsche zwischen Stadt
und VfB "Waffenstillstand bis 2006". OB
Schuster hatte daraufhin erklärt, das Thema
liege bei ihm auf Wiedervorlage "im Jahr
3000". Föll, Mitte 2003 Chef der CDU-Fraktion,
und Wölfle hatten den VfB damals in Sachen
Fußballarena unterstützt, der Verein konnte
die Finanzierung nicht darstellen.
Die Sorge, am Wasen werde ein Überangebot
konkurrierender Hallenflächen geschaffen,
bestimmte am Mittwoch die Diskussion im
Ausschuss. Doch kein Sprecher wandte sich
gegen die VfB-Welt. Für diese soll auch
städtisches Geld fließen. 1,62 Millionen Euro
kostet die Stadt ein Verbindungssteg zwischen
VfB-Welt und Stadion, 4,6 Millionen ein
Plateau zwischen VfB-Welt, Stadion und der
neben der Schleyerhalle entstehenden kleinen
Halle. 9,2 Millionen Euro will die Stadt als
30-jährigen Erbbauzins und als Miete für
dringend benötigte Stellplätze von der
Häussler-Gruppe erhalten.
15.11.2004
Präsident Erwin
Staudt per E-Mail bezüglich des Kommentars von
OB Schuster
"...ich weiss
nicht was der ob in seiner wiedervorlage hat ,
aber bei mir ist das thema auf wv 2006. in der
zwischenzeit finden intensive
planungsgespraeche mit den stadionarchitekten
statt. gruss staudt"
13.11.2004 Stuttgarter Zeitung
Schwarz-grüne Mehrheit für Erlebniszentrum am
Wasen
Internationale Brauerei und Daimler-Tochter
Debeos sollen Gastronomie und Hotel übernehmen
- Aus für ein Fußballstadion
Die Fußballfans können sich auf ein 200 Meter
langes und stadionhohes Erlebniszentrum mit
riesigen Freiflächen freuen. Trotz Bedenken
haben CDU und Grüne signalisiert, dem Projekt
am kommenden Donnerstag zuzustimmen. Auch OB
Wolfgang Schuster (CDU) ist dafür.
Von Jörg Nauke
"Wir kommen von innen nach außen", hat Rudi
Häussler, Investor aus Stuttgart, gestern bei
der Präsentation des 45-Millionen-Projekts mit
dem sperrigen Namen "VfB Welt Multi Event
Center" betont. Soll heißen: Gebäudeform und
Volumen orientieren sich an den Nutzungen,
nicht etwa umgekehrt.
Deshalb ist das amöbenförmige Gemäuer mit
Glas-Beton-Fassade, das quer zum Stadion und
zur neuen Ballspielhalle geplant ist, auch
vergleichsweise üppig geraten. Darin sind
nämlich nicht nur das Kundencenter des VfB und
seine Jugendakademie untergebracht, sondern
auch die für die Fans erforderlichen
Verpflegungsstände sowie eine
Themengastronomie, eine Veranstaltungshalle
für 2000 Besucher und ein Hotel mit 120
Betten. Um 15 000 Quadratmeter Geschossfläche
unterzubringen, wird es so lang, wie der
geplante Trump-Turm auf dem Pragsattel hoch
werden sollte. Etwas mehr als 200 Meter
nämlich. Und höhenmäßig konkurriert das
Zentrum mit dem obersten Stadionrang. Das
haben die Fachleute im Städtebauausschuss zwar
für zu viel erachtet und deshalb alternative
Entwürfe gefordert - doch Häussler kann sich
weitere Planungskosten sparen.
In OB Schuster weiß er den gewichtigsten
Fürsprecher im Rathaus auf seiner Seite. Und
nachdem Häussler in den Fraktionen ganze
Überzeugungsarbeit geleistet hat, steht dem
Projekt (fast) nichts mehr im Weg; zumal der
Kämmerer Michael Föll (CDU) mit einer
Finanzierung des kommunalen Anteils von 4,5
Millionen Euro aufwarten konnte, die den
Haushalt nicht belastet. Entscheidend war die
Marathonsitzung in CDU-Räumlichkeiten am
Donnerstag, die auch der OB besucht hat. Mit
knapper Mehrheit rang sich die Fraktion durch,
in dem Projekt mehr Chancen als Risiken zu
sehen. Die Sitzung der Grünen dauerte nicht
halb so lang. Sie machen ihr Ja aber davon
abhängig, dass der Bau energiespartechnisch
ein Vorzeigeprojekt wird.
Daran dürfte es kaum scheitern. Dagegen wäre
es ein Scheidungsgrund, wenn man Häussler die
Baugenehmigung nicht bis Ende Januar 2005
erteilen würde. Und die Stadt kann das Projekt
stoppen, wenn Häussler nicht spätestens am 31.
März mit den Bauarbeiten begonnen hat. Denn
das Projekt steht unter einem sehr starken
Termindruck, es muss bis zum Beginn der WM
2006 äußerlich den Eindruck erwecken, als sei
es fertig. Die Kioske für die Fanverpflegung
müssen betriebsbereit sein.
Häussler verweist auf seine lange Erfahrung im
Bauwesen, er sei noch immer rechtzeitig fertig
geworden. Die Geschichte seiner Vaihinger
Schwabengalerie liest sich etwas anders. Lange
wurde als Fertigstellungstermin Ende 2003
genannt - die ersten Geschäfte sind
tatsächlich aber erst Ende Juli 2004
eingezogen. Häussler gelang für das
Erlebniszentrum der Durchbruch, weil er die
CDU, die ursprünglich für eine Vertagung
plädieren wollte, von der Wirtschaftlichkeit
des Betriebs zu überzeugen vermochte.
Das Hotel wird wohl von der Daimler-Tochter
Debeos betrieben. Die sieben Restaurants
sollen, wie zu hören ist, von einer
internationalen Brauerei übernommen werden. Es
soll sich um den weltweit größten Bierkonzern
Inbev handeln, der aus der Fusion von
Interbrew (Belgien) und Ambev (Brasilien)
entstand. Das sind gute Nachrichten für die
Fans, es gibt aber auch eine schlechte: Der
Umbau des Stadions in eine reine Fußballarena
sei vom Tisch, sagte der OB. Er habe sich das
Thema jedenfalls erst "für das Jahr 3000" auf
Wiedervorlage gelegt.
06.10.2004 Stuttgarter Nachrichten
OB-Kandidaten
liegt der Sport am Herzen
Schuster will Mittel für neue Eishalle
beantragen - Palmer plädiert für ein reines
Fußballstadion
Fünf von sechs OB-Kandidaten haben sich auf
Nachfrage des Sportkreisvorsitzenden Werner
Schüle zu sportspezifischen Themen geäußert.
Alle sind für umfangreiche Förderung - und
verweisen auf die wenigen Mittel.
Von Jörg Nauke
Der Sportlehrer Henning Zierock denkt
pragmatisch. Er würde im Falle seiner Wahl am
kommenden Sonntag seine Erfahrungen im neuen
Amt nutzen. "Ein OB kann durch die eigene
Praxis ein Beispiel geben", schrieb er dem
Sportkreischef. Da er zudem im Rahmen seiner
Kulturarbeit bei den Olympischen Spielen in
Athen weilte, "haben sie mit mir einen
überzeugten Bündnispartner für den Breiten-
und Spitzensport an der Seite".
Dazu stehen - mit Ausnahme des Gastrosophen
Bernd Heidelbauer - auch die übrigen Bewerber
um den Chefsessel im Rathaus, wie die
Antworten belegen. In Wahlkampfzeiten dürfen
sogar die Eislauffreunde hoffen, dass die
Sanierung ihrer Hallen auf der Waldau zum
Thema werden.
OB Wolfgang Schuster (CDU) hat jetzt
jedenfalls den Erneuerungsbedarf bestätigt und
zugesagt, sich "dafür zu verwenden, dass
sukzessive im nächsten Doppelhaushalt die
notwendigen Planungsmittel bereitgestellt
werden". Was die Sanierung des
Leichtathletikstadions Festwiese angeht, setzt
er ein Gesamtkonzept für den Cannstatter Wasen
voraus. Darauf wartet der Sport in Stuttgart
seit langem. Ute Kumpf (SPD) macht den
Betroffenen wenig Hoffnung auf eine rasche
Lösung. Sie verweist auf die Prioritätenliste
des Sportamts. Grünen-Kandidat Boris Palmer
(Grüne), Henning Zierock und Walter Weiblen
von der Partei bibeltreuer Christen schwebt
für das Eisstadion eine Lösung vor, die von
Sponsoren mitgetragen werden könnte;
darüber hinaus plädiert Palmer für den Umbau
des Daimlerstadions in eine - vom VfB privat
finanzierte - Fußballarena. Die Festwiese
könnte dann als Leichtathletikarena ausgebaut
werden.
Ganz unterschiedliche Auffassungen gibt es
über den Sachstand bei der Umwandlung von
Hartplätzen in Kunstrasenfelder. Während OB
Schuster sagt, das Thema sei nach 25 Projekten
"weit gehend abgearbeitet", erklärt Ute Kumpf,
es gebe immer noch 40 unerledigte Fälle mit
einem Volumen von 20 Millionen Euro. Sie wolle
fünf Plätze pro Jahr umwandeln. Palmer hält
ein Sonderprogramm nötig, denn Tennenplätze
gefährdeten die Gesundheit der Sportler.
Werner Schüle fordert seit langem, bisher aber
vergeblich, einen Sportentwicklungsplan, an
dem sich Vereine und Verbände orientieren
könnten. Egal, wer am 10. Oktober gewählt wird
- die Unterstützung des Amtsinhabers hat der
Sportkreisvorsitzende nun sicher. In Stuttgart
arbeitete man auf der Basis von Erkenntnissen,
die 13 Jahre alt seien, meint der Amtsinhaber.
Schuster ist der Meinung, "dass die Erstellung
eines Sportentwicklungsplans ebenso sinnvoll
und notwendig ist wie eine wissenschaftlich
fundierte Sportentwicklungsuntersuchung".
Ute Kumpf meint, ein Sportentwicklungsplan sei
"unbedingt erforderlich". Die Kosten würden
etwa 120 000 Euro betragen. Sie werde die
Planung in mehreren Stufen realisieren und
dafür Mittel im nächsten Doppelhaushalt
einstellen. Boris Palmer sagt ebenfalls zu,
sich für diesen Plan einzusetzen. Er werde
aufzeigen, wo finanzielle Mittel sinnvoll
eingesetzt wären. Das Papier müsse gemeinsam
mit den Vereinen erstellt werden, und es sei
die Region mit einzubeziehen. Die Mittel
sollten aus dem laufenden Haushalt
bereitgestellt werden. Notfalls müssten dafür
Bauprojekte verschoben werden.
05.10.2004
OB-Kandidatin Kumpf in einer E-Mail Antwort
"Vielen Dank
nochmals für Ihre Mail und Ihre Fragen zur
Stadionfrage, auf
die ich heute ausführlich antworten möchte.
Als Mitglied des VFB interessieren mich die
Belange des Fußballs in Stuttgart.
Trotzdem darf die Stadt nicht einäugig sein.
Sie muss auch die Existenzgrundlage anderer
Sportarten sehen und berücksichtigen.
Schließlich hat Stuttgart immer noch einen
guten Ruf als Austragungsort
für große Sportveranstaltungen neben dem
Fußball.
Der Umbau des Daimlerstadions in ein reines
Fußballstadion wirft die Frage auf, wo künftig
in Stuttgart Leichtathletiksport auf
mindestens europäischem Niveau stattfinden
soll.
Dafür kommt nach heutiger Kenntnis nur das
Stadion auf der Festwiese in Frage. Dieses
befindet sich bekanntlich in einem
erbärmlichen Zustand und müsste dann
entsprechend saniert und ausgebaut werden.
Dann kommt dazu natürlich das Hauptproblem:
Wie ist der Umbau des Daimlerstadions zu
finanzieren? Das Gleiche gilt natürlich auch
für das Stadion auf der Festwiese.
Sobald der VfB ein Konzept vorlegt, das auf
alle angesprochenen Fragen eine Antwort gibt,
werde ich mich sehr aufgeschlossen mit der
Frage des weiteren Aus- und Umbau des
Daimler-Stadions befassen. Wir brauchen aber
insgesamt ein Gesamtkonzept in Sachen Sport.
Mit freundlichen Grüßen
Ute Kumpf"
07.09.2004
OB-Kandidat Palmer in einer E-Mail Antwort
"Die Entscheidung
für oder gegen ein reines Fußballstadion
musste zu einem
äußerst ungünstigen Zeitpunkt getroffen
werden: Der Zeitdruck wegen der WM
war enorm.
Dass die Entscheidung gegen das reine
Fußballstadion fiel, bedauere ich,
kann sie aber nachvollziehen.
Jetzt freuen wir uns erst mal auf die WM 2006.
Bis dahin stehen ja noch als
bauliche Maßnahme der neue VfB-Fan-Treff samt
Hotel an. Darüber muss im
Gemeinderat demnächst beraten und ein
Beschluss gefasst werden.
Das reine Fußballstadion ist baulich auch
später noch machbar. Ich wünsche
dem VFB so großen sportlichen Erfolg, dass die
Chancen für das reine
Fußballstadion, auch durch Mitbeteiligung des
VfB, steigen.
Die beste Lösung wäre aus meiner Sicht eine
Modernsierung des
Festwiesenstadions für die Leichtathletik auf
Kosten der Stadt, so dass der
VFB freie Hand für den Umbau zum
Fußballstadion erhält.
Mit freundlichen Grüßen
Boris Palmer"
25.08.2004
Live-Chat mit Erwin Staudt auf der
VfB-Homepage
www.vfb.de
Träumen Sie von
einem reinen Fußballstadion?
Erwin Staudt:
"Wenn ich von etwas träume, dann von einem
reinen Fußballstadion. Tatsache ist aber, dass
wir die WM 2006 im Gottlieb-Daimler-Stadion
haben werden und erst danach eine neue Phase
der Kreativität eintreten kann."
Sind die Pläne für
ein eigenes Stadion nach der WM 2006 nicht
hinfällig mit dem Bau eines VfB-EventCenter's?
Erwin Staudt: "Erstens: Das EventCenter
ist so konzipiert, dass es auch unabhängig vom
Stadion existieren könnte. Zweitens: Wir
sehen auch die Möglichkeit, das
Gottlieb-Daimler-Stadion so umzubauen, dass
wir die Kurvenradien verkleinern und die
Investitionen in Haupt- und Gegentribüne
schützen."
28.07.2004 Stuttgarter Nachrichten
Regisseur Staudt hat alle(s) im Griff
"Die Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart
lässt sich mit zwei Worten auf den Punkt
bringen: Harmonie pur. Nur die
Stadionsituation sorgte für Unzufriedenheit.
Da mussten sogar die schärfsten Kritiker
passen. "Man höre und staune, ich habe nichts
zu bruddeln und ziehe meine Wortmeldung
zurück", sagte VfB-Mitglied Helmut Bibel. Die
Aussprache, der von den Club-Oberen am meisten
gefürchtete Teil einer Mitgliederversammlung,
war harmlos wie selten - und die Anhänger zahm
wie nie. Kein Wunder, angesichts der positiven
Finanzlage (Halbierung der Schulden auf 8,2
Millionen Euro) und einer perfekten
Inszenierung mit Präsident Erwin Staudt als
Regisseur und Hauptdarsteller.
Der enttäuschende vierte Platz in der
vergangenen Saison erscheint eben in einem
anderen Licht, wenn man ihm die schlechten
Prognosen der Experten zu Beginn der Spielzeit
gegenüberstellt. Und als die Neuzugänge zur
Sprache kamen, lenkte Staudt von den
umstrittenen Profis Hakan Yakin und Boris
Zivkovic ab, indem er geschickt im selben
Atemzug Marco Streller und dessen schwere
Verletzung erwähnte.
Die gute Stimmung in der Liederhalle war
jedoch nicht allein Staudts Talent, die Massen
in Begeisterung zu versetzen, zuzuschreiben.
Der Chef der Roten konnte auch imposante
Zahlen vorlegen. Rekordbilanz,
Rekordmitgliederzahl, Dauerkarten-Rekord ...
Superlative, die auch sein Verdienst sind.
"Wir haben hart gearbeitet", betont er. Kein
Zweifel. Aber es ist natürlich immer
einfacher, auf brachliegenden Feldern etwas
gedeihen zu lassen. Schwieriger wird es, die
Rekordernte zu wiederholen. Dieses Kunststück
wird den Roten kaum gelingen. Denn in der
neuen Saison fällt das Zugpferd Champions
League weg. Und angesichts der Möglichkeiten,
welche die Königsklasse mit sich bringt, wäre
es auch eine Bankrotterklärung gewesen, wenn
sie diese Situation nicht für sich genutzt
hätten.
So blieb der einzige Kritikpunkt der
Mitglieder das Daimlerstadion: "Wir brauchen
kein Event-Center. Uns genügt eines: eine
reine Fußballarena", sagte Andreas Armbruster
unter großem Applaus. Rückendeckung erhielten
die Gegner der Leichtathletik-Laufbahn von
Aufsichtsratschef Dieter Hundt: "Ich bin nach
der WM 2006 mit aller Begeisterung dabei -
wenn uns das Präsidium machbare Pläne
vorlegt." Staudt versprach, am Ball zu
bleiben. Sollte ihm dabei der große Coup
gelingen, dann werden ihm die Mitglieder auch
künftig zu Füßen liegen."
27.7.2004 dpa
VfB wächst in alle Richtungen - «Verein geht
in neue Dimension» Von Ulrike John, dpa =
Stuttgart (dpa) - Der VfB Stuttgart schwelgt
nach seiner Champions-League-Saison in
Rekorden, die Fans müssen sich jedoch wieder
an den Alltag mit Bundesliga und UEFA-Cup
gewöhnen und dürfen weiter von einem reinen
Fußballstadion nur träumen. «Der Verein geht
in eine neue Dimension», schwärmte Präsident
Erwin Staudt bei der Mitgliederversammlung am
Montagabend, wo der frühere IBM-Manager eine
blitzsaubere Bilanz nach einem Jahr Amtszeit
vorlegte und von den 1100 Fans gefeiert wurde.
Einen Jahresüberschuss von 5,57 Millionen Euro
erwirtschaftet, die Mitgliederzahlen innerhalb
eines knappen Jahres von 7774 auf 19 682
erhöht, den Verkauf von Dauerkarten auf 20 000
und den Zuschauerschnitt auf fast 40 000
geschraubt - Staudt vermeldete Superlative in
allen Bereichen. Finanzchef Ulrich Ruf, in der
Vergangenheit angesichts der leeren Kassen
meist gramgebeugt, stand mit breiter Brust auf
der Bühne und verkündete stolz, dass der
Verein seine Schulden auf 8,26 Millionen Euro
nahezu halbiert hat.
«Andere Vereine geben das Geld von morgen und
übermorgen schon heute aus. Ob dieser Plan
aufgeht, bleibt abzuwarten», warnte Ruf und
versprach, auch in Zukunft solide zu
wirtschaften. «Wir alle sind sehr stolz, in
diesen gesamtwirtschaftlich äußerst
schwierigen Zeiten einen Gewinn in unserer
Bilanz ausweisen zu können», freute sich der
VfB-Aufsichtsratsvorsitzende und
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt.
Mit einer Multimediashow versuchte Staudt,
etwas Stadionstimmung in die Liederhalle zu
zaubern, und trat mit einem ebenso engagierten
wie emotionalen Auftritt aus dem Schatten
seines Vor-Vorgängers Gerhard Mayer-Vorfelder.
Einen Seitenhieb auf den langjährigen VfB- und
heutigen DFB-Präsidenten konnte sich der
56-Jährige nicht verkneifen. «Ich freue mich
sehr, dass wir inzwischen keine
staatsanwaltlichen Ermittlungen mehr im Verein
haben», meinte er. «Wir haben Dutzende von
Kisten zurückbekommen und jetzt das Problem,
dass wir alles wieder aufräumen müssen.» Mit
der Entlastung des früheren Sportdirektors
Rolf Rüssmann wurde ein weiteres Kapitel der
Vergangenheit geschlossen.
Nicht nur für Akten, sondern vor allem für die
Belange der Fans haben die Stuttgarter künftig
mehr Stauraum, nachdem der Bauunternehmer Rudi
Häussler ein 40 Millionen Euro teures
Eventcenter am Daimlerstadion finanziert.
Mit diesem Projekt ist jedoch auch klar, dass
sich der VfB immer weiter von der Vision einer
neuen Fußballarena an einem anderen Standort
entfernt. Das wollten einige Fans, die lieber
heute als morgen die Laufbahn im
Daimlerstadion rausreißen würden, nicht wahr
haben, auch wenn sich der Stuttgarter
Gemeinderat längst dagegen ausgesprochen hat.
«Vor 2006 kann mit dem Stadion nichts gemacht
werden, ansonsten gefährden wir die WM»,
erklärte Staudt, versprach aber: «Wir müssen
in zähen Verhandlungen zu unserem Ziel
kommen.»
Viel Beifall erhielt auch «Rückkehrer»
Matthias Sammer. Der Nachfolger von
Erfolgstrainer Felix Magath hütete sich aber
davor, die Begeisterung weiter zu schüren, und
versprach den Schwaben, lediglich fleißig zu
«schaffe».
21.7.2004 Stuttgarter Nachrichten
VfB treibt seine Pläne für Event-Center voran
Verein hat Machbarkeitsstudie in Auftrag
gegeben - Stadt wird weder investieren noch
bürgen
Der neue Trainer bastelt an der Mannschaft,
und nebenbei versucht der VfB Stuttgart, seine
Infrastruktur aufzupeppen. Der Verein treibt
die Pläne für ein Event-Center am
Gottlieb-Daimler-Stadion voran, offenbar mit
der Häussler-Gruppe als Partner. Und die Zeit
drängt: Der Neubau muss bis zur Fußball-WM
2006 fertig sein.
VON FRANK ROTHFUSS
Der Präsident peilt gern hohe Ziele an. In der
internationalen Spitze will Erwin Staudt den
VfB etablieren, und dieser Maßstab scheint
auch abseits des Spielfelds zu gelten. Als
jüngst Abgesandte des VfB im Rathaus
vorsprachen und eine Skizze des Event-Centers
präsentierten, war darob mancher Teilnehmer
der Runde erstaunt. 220 Meter lang soll sich
das Bauwerk zwischen Cannstatter Kurve und der
künftigen Ballspielhalle erstrecken und auch
mit einer beachtlichen Höhe glänzen. "Das ist
ein Multi-Maxi-Erlebnis-Center", lautet ein
Kommentar, einen anderen Eingeweihten erinnert
das Bauvorhaben an das "SI-Centrum auf den
Fildern".
Ein neues Theater für Singspiele, diesmal
mitten in Bad Cannstatt? Nun ja, zwar wird
derzeit untersucht, welchen Nutzern ein
Domizil am Daimlerstadion Geld wert sein
könnte, doch an ein Musical ist bis dato nicht
gedacht. "Wir haben eine Machbarkeitsstudie in
Auftrag gegeben", bestätigt
VfB-Präsidiumsassistent Stefan Heim, "wir
wollen unseren Fans eine Heimat und optimalen
Service bieten."
Ein hehres Ziel, aber Aufenthaltsräume für
Fans zum fröhlichen Beisammensein und zur
TV-Stunde nach dem Spiel füllen selbst bei
ordentlichem Ess- und Trinkkonsum die
Clubkasse nur leidlich, geschweige denn
rentiert es sich für einen Investor. "Das
reicht für eine Finanzierung nicht aus", weiß
Heim, "wir müssen dafür sorgen, dass auch
unter der Woche dort etwas passiert." Wie das
zu verwirklichen ist, soll offenbar die
Häussler-Gruppe prüfen. Das bestätigt der VfB
zwar nicht, deutet aber an: "Es gibt nicht
allzu viele Partner, mit denen sich so etwas
verwirklichen lässt".
Dieser Partner soll potent sein. "Schließlich
wollen wir das Risiko gering halten und uns
nicht eine teure Immobilie ans Bein binden",
lässt man durchblicken. So spricht viel dafür,
dass eine noch zu gründende Gesellschaft das
Event-Center betreibt.
Welche Geschäfte dafür in Frage kommen, soll
mit der Machbarkeitsstudie erhoben werden.
Zwischenergebnisse will der VfB keine
vermelden. Welche Branchen investieren
könnten, liegt gleichwohl auf der Hand: Von
einem Fitness-Studio ist die Rede, einem Hotel
und von Gastronomie aller Art. Darüber hinaus
könnte auch der VfB zum Mieter werden.
Schließlich ist das Clubheim schon lange zu
eng geworden. Geschäftsführer Thomas Weyhing
pflegt schon mal Gedankenspiele, "die
VfB-Heimat direkt am Stadion anzusiedeln".
Dann könnte die Marketingabteilung ihren
Pavillon und Presse- und Jugendabteilung ihre
Container verlassen. Auch scheint der VfB
damit zu liebäugeln, die geplante
Jugendakademie beim Stadion anzusiedeln.
Schöne Visionen, doch die Zeit drängt: Bis zum
Beginn der Fußball-WM im Juni 2006 muss das
Event-Center fertig sein. Das heißt,
spätestens im Herbst muss der VfB den
Stadträten konkrete Pläne vorlegen. Dass der
VfB die durch den Bau der Ballspielhalle frei
werdenden Flächen neben dem Stadion nutzt,
scheint bei den Fraktionen auf Wohlwollen zu
stoßen. Auch die Stadtverwaltung hegt
Sympathie für den Verein. "Die Verwaltung kann
sich das gut vorstellen", sagt
Finanzbürgermeister Michael Föll, "über ein
Erbbau- oder ein Dauernutzungsrecht wäre das
möglich." Allerdings stellt er auch klar: "Die
Stadt wird weder einen Euro an Investitionen
noch eine Bürgschaft übernehmen."
30.9.2003
Stuttgarter Nachrichten
Fast einig über die Tribüne
Verhandlungen zwischen VfB und Stadt vor
dem Ende
Für die Erneuerung der Gegentribüne im Stadion
sind die Würfel fast gefallen: Der VfB
Stuttgart hat dort größtes Interesse am Bau
eines zweiten Ranges. Kommende Woche werden
die Stadträte darüber beraten - auch über die
Finanzierung.
VON JOSEF SCHUNDER
Bei einer Aufsichtsratssitzung hat der VfB die
Marschrichtung festgezurrt. Rund 2200
zusätzliche Sitze sollen auf der Gegentribüne
über einer verglasten Etage mit
multifunktionalen Räumen entstehen. Die Idee
einer reinen Fußballarena mochten VfB-Chef
Erwin Staudt und Vereinssprecher Oliver
Schraft am Montag zwar nicht endgültig
begraben, sie sei aber bis 2006 nicht auf der
Agenda. Allein schon mangels Finanzkraft.
Der zweite Rang immerhin scheint zu stemmen zu
sein. Gerhard Mayer-Vorfelder, Präsident des
Deutschen Fußball-Bunds, hat sich dafür
ausgesprochen - und versprochen, sich dann für
ein sechstes WM-Spiel in Stuttgart
einzusetzen. Das Sportamt hofft auf ein
Viertelfinale. OB Schuster befürwortet den
zweiten Rang auch, wenn die "kostenneutrale"
Finanzierung möglich ist.
Die ist, so versucht die Sportverwaltung
vorzurechnen, zum Greifen nahe. Die
Beschlussvorlage, die unserer Zeitung
vorliegt, schlägt verschiedene Maßnahmen für
eine nicht nur provisorische Entzerrung der
Fanströme bei Spielen mit hohem
Sicherheitsrisiko vor. Gesamtkosten: rund eine
Million Euro. 780 000 Euro will man aus
höheren Einnahmen der Stadt auf Grund der
Champions-League-Spiele des VfB bestreiten,
den Rest durch Einsparungen an anderer Stelle.
Die Baukosten für den zweiten Rang werden auf
1,95 Millionen Euro veranschlagt. Davon wären
200 000 Euro gedeckt, weil bei sechs
WM-Spielen im Jahr 2006 insgesamt 13 200
Sitzplätze zusätzlich verkauft werden könnten,
rechnet das Sportamt vor. Werde der Rest über
25 Jahre mit Krediten refinanziert, ergebe
sich eine jährliche Belastung von rund 115 000
Euro. "Die Mehreinnahmen der Stadt bei
Realisierung des zweiten Ranges werden auf
"bis zu 65 000 Euro pro Jahr geschätzt": durch
"zusätzliche Mieteinnahmen bzw. den
Stadiongroschen" und durch die Verlagerung von
1000 Zuschauern pro Spiel von den Kurven auf
besser bezahlte Tribünenplätze. Bleibt eine
Lücke von 50 000 Euro. Der VfB sei zur
Beteiligung bereit, heißt es in der Vorlage,
über die Höhe verhandle man.
Insgesamt würde der dritte Abschnitt der
Stadionmodernisierung damit 52,753 statt
50,023 Millionen Euro kosten. 145 000 Euro für
Vorarbeiten wie die Asbestsanierung der
Gegentribüne möchte die Verwaltung gern sofort
haben, damit im Januar das eigentliche Bauen
beginnen kann, die Baubeschlüsse möchte sie im
Dezember.
Beim VfB ruft die Rechnung über die
Verlagerung von Fans bisher zwar vor allem
Heiterkeit hervor, dennoch erklärt er seinen
Willen zur Einigung. Der Leiter des Sportamts,
Günther Kuhnigk, ist daher zuversichtlich. Die
Zusatzkosten von 1,95 Millionen Euro - die
konstruktive Gründung für 0,7 Millionen Euro
ist im bisherigen Paket enthalten - seien
überschaubar, und der VfB erhalte tolle
Sitzplätze. Zudem werde das Stadion baulich
geschlossener und stimmungsvoller. Bei
internationalen Spielen hätte es 54 000
Sitzplätze (57 000 insgesamt) - auch bei
Spielen mit hohem Sicherheitsrisiko. Als 2002
der Beschluss über die 2200 Plätze noch
zurückgestellt wurde, waren 1,6 Millionen Euro
veranschlagt. Nun müsse einzeln ausgeschrieben
werden.
Die Verhandlungen laufen zwar gut, die Zeit
wird aber knapp. Spätestens am Dienstagabend
kommender Woche müssen Stadt und VfB sich
einig sein, denn am 8. Oktober soll der
Finanzausschuss dem Gemeinderat eine
Empfehlung geben.
29.9.2003
Quelle: SID
VfB will doch kein eigenes Stadion bauen
Stuttgart (sid) Die Verantwortlichen von
Bundesliga-Spitzenreiter VfB Stuttgart wollen
nun doch kein eigens Fußball-Stadion nach der
WM-Endrunde 2006 in Deutschland bauen. `Das
wäre blödsinnig, da wir zurzeit nicht die
Mittel haben, um das anzupacken. Wir haben mit
Investoren gesprochen, aber die erwarten eine
hohe Eigenbeteiligung, die wir uns im Moment
nicht leisten können", erklärte VfB-Präsident
Erwin Staudt am Montag.
Hintergrund der Überlegungen über den Bau
eines eigenen Stadions waren die gescheiterten
Bemühungen des Vizemeisters um einen Umbau des
Gottlieb-Daimler-Stadions in eine reine
Fußball-Arena. Im Juli hatte der Gemeinderat
das Vorhaben des Champions-League-Teilnehmers
einstimmig abgelehnt und hinsichtlich der WM
2006 lediglich eine Modernisierung des
Stadions inklusive der Leichtathletik-Bahn
genehmigt. Der Stadionausbau wird im November
beginnen.
Staudt bekräftige außerdem, dass der VfB die
bis zum Juni 2005 laufenden Verträge mit den
beiden Nationalspielern Kevin Kuranyi und
Andreas Hinkel verlängern will. `Wir haben mit
ihnen gesprochen und möchten langfristige
Verbindungen eingehen", sagte der VfB-Boss.
Zuletzt hatten sich beide Profis immer wieder
über die mangelnde Gesprächsbereitschaft der
Stuttgarter Verantwortlichen beklagt.
21.8.2003
www.sport1.de
Stuttgart will Neubau
München - VfB Stuttgart könnte eventuell
nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in
Deutschland mit dem Bau eines eigenen Stadions
beginnen.
Präsident Erwin Staudt bestätigte die Pläne
für eine privat finanzerte neue Arena am
Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit
WM-Organisationschef Franz Beckenbauer sowie
Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder.
Im Juli hatte der Stuttgarter Stadtrat den
Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions in eine
reine Fußballstätte einstimmig abgelehnt. Das
Gremium erwägt für das Stadion des
Champions-League-Teilnehmers lediglich eine
Modernisierung.
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